Freitag, 31. Mai 2013

Ich will, dass es aufhört!



Unerwartet schnell und unkompliziert kam Gunnar meiner Bitte nach und wir fuhren noch am selben Tag zurück zum Zentrum.
Ich saß ohnehin den gesamten Vormittag an meinem Notebook, anstatt meinen Übungen nachzukommen.
Mittags speisten wir bereits in unserem Restaurant.
Jedoch am Nachmittag plagte mich das schlechte Gewissen ob der mir von Mary angeratenen Disziplin und ich kam der Aufforderung Gunnars nach, mich doch noch einigen Übungen zu widmen, während er zu Christine, ins Fitness Center und zum schwimmen ging. Ohne jedwede Unterstützung begann ich mich zu reinigen mit weißem Salbei, welchen mir Mary gegeben hatte. Selbst meine Übungen, das Chi  Gong absolvierte ich. Zwar mit mäßiger Motivation. Aber immerhin tat ich es.
Ursprünglich hingegen, beabsichtigte ich sogleich nach meiner Ankunft nach Troels zu suchen. Wozu ich bisher bedauerlicherweise nicht kam.
Nun. Womöglich ist mir die Zeit am heutigen Tage eher geneigt als gestern.
Ebenso erfreulich wäre es Jason oder Paul zu sehen.

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Mary und Tate´ ogna nita pehin bleiben vorerst bei Erik. Lehrstunden hin oder her. Diese eine ist mir für den Augenblick genug.
Als ich ein Kind war, dachte man stets, ich sei oberflächlich. Weil ich den Lehrstoff übersprang oder nicht zu folgen vermochte. Ich dachte über alles ZU ausgiebig nach. Was bereits damals unzeitgemäß war.
Manchmal denke ich, meine Mutter gebar mich in eine falsches Zeitalter. Möglicherweise lebte ich schon einmal in den Goldenen Zwanzigern und brachte so einiges von dort mit in die heutige Zeit. In mein heutiges Leben. Verfolgt man den Gedanken der Widergeburt, fühlte ich mich in einem anderen Leben indes viel wohler als hier. Wie mir scheint. Was ich mir nicht wirklich vorzustellen vermag. Denn wir Frauen sind noch bei Weitem nicht was wir einst waren. Lt. Emilia Stephansdottir. Jedoch in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erlebten wir eine Renaissance.
Andererseits – alles existiert gleichzeitig. Bemerkte vor einigen Tagen Tate´ ogna nita pehin und Erik beinahe gleichzeitig.

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Die Schmerzen in meinen Füßen und Beinen sind noch immer in gleichem Maße gegenwärtig.
Was hat mein Aufenthalt im Hospital nun gebracht?
„DAS ist ihre Sicherheit!“, sagte er Arzt und hatte auf den blauen Inhalt des Beutels an Ende der Stange meines Tropfs gezeigt.
Was für eine „Sicherheit“ soll das sei? Weiß DER überhaupt, dass es die so wie so nicht gibt?
Erneut die Bestätigung, dass man Ärzten nicht trauen kann und sollte. Keinen von ihnen!

Ich halte mich an Marys Worte und warte noch einige Tage ab. Wie sie sagte. Möglicherweise ändert sich doch noch mein Befinden zum Besseren und ich muss nicht erneut ins Hospital.
Trotz regt sich in meinem Inneren gegenüber dieser neuerlich bedenklichen gesundheitlichen Situation.
ICH WILL (!!!), dass es aufhört!!!

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Ich träumte von Troels diese Nacht. Er war ein bekannter Schauspieler, was nun genau genommen viel mehr auf Kevin zutrifft. Sein Bruder Mads ebenso. Ich hatte ihn kennen gelernt und wir waren befreundet. Ich begleitete ihn auf seinen Reisen. So wie es noch vor einiger Zeit für mich gewesen war.
Meine Mutter war ebenfalls dort. Ich befürchtete sie würde ihn nicht mögen. Stets hatte sie tausend Dinge an Menschen zu bemängeln. Als sie sein Auto sah, stieg sie ohne zu zögern auf der Beifahrerseite ein und legte sich den Sicherheitsgurt um. Couragiert wie sie war. Ich stand draußen und war baff.
In einer nächsten Szene war ich mit Troels im Bett. Er war liebevoll. Wie gewöhnlich. Jedoch schien er Analverkehr zu bevorzugen. Ich war entsetzt. Ließ es dennoch zu. Fragte ihn nachdem er zu Ende gekommen war nach dem „Warum“. Er antwortete, sein Schwanz wäre zu dünn. Er würde sonst nichts fühlen.

Natürlich konnte ich vor Gunnar meine Gedanken an Troels nicht verbergen.
„Du hast von ihm geträumt.“, bemerkte er nur und sah mich durchdringend an.
„Ja.“, antwortete ich mit schuldbewusster Miene. „Jedoch war es nichts Angenehmes.“, warf ich sogleich ein.
Gunnar sah mich zweifelnd an.
„Ist er wieder hier?“, fragte ich leise.
Gunnar räusperte sich und ich sah, wie sich die Muskeln seiner Kiefer bewegten.
„Du wirst zu ihm gehen. Oder?“
„Ja. Ich...“
Er schnaufte. „Fick nicht mit ihm. Sei so nett.“ Seine Augen fixierten mich.
„Natürlich nicht.“, sagte ich und richtete meinen Blick auf den Boden, als sich Gunnar Schuhe und Jacke überzog, um zum Office zu gehen.
„Willst du mich nicht begleiten?“ Er lächelte und seine Stimme hatte nunmehr einen freundlicheren Klang.
„Nein. Es geht mir nicht sonderlich gut. Ich schreibe lieber.“


Donnerstag, 30. Mai 2013

Gewiss doch, ich liebe meinen Mann



Noch während wir uns auf dem Weg zurück zu Erik befanden, läutete Gunnars Handy. Christine bat ihn nach Stockholm zu fahren. Was er genau genommen  vermeiden wollte. Ich begleitete ihn natürlich. Blieb jedoch die meiste Zeit im Wagen. Kehrte nur für etwa eine Stunde in einem Beautysalon ein. Trank einen Latte macchiato und kaufte in einer Boutique ein Sommerkleid samt Hut.
Am Ende beschlossen wir einen gemeinsamen Kinobesuch. „The Great Gatsby“ in 3D. Vorher, der Genus in der Sushi Bar.
Für einen Quickie im Auto auf einen Parkplatz, der ausschließlich Gunnars Befriedigung diente, war ebenfalls noch ausreichend Zeit.
Er fand es spannend. Eine Abwechslung. Wie er schmunzelnd bemerkte.
Ich meine, immerhin sind wir verheiratet. Wann und wo ich meines Ehemanns Schwanz lutsche, ist schlussendlich irrelevant.
Für MEINE „Höhepunkte“ sorgte Gunnar am heutigen Morgen. Hätte ich am aller liebsten festestellt. Bedauerlicherweise war es nicht so. Nun, zumindest konnte ich bis sieben in Morpheus Armen ruhen. Insbesondere nach so einem anstrengenden Tag. 
Wie erfreulich!

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„Wie geht es Dir?“, fragte Mary heute Morgen, während wir gemeinsam am Frühstückstisch saßen und Eriks duftendes Hefegebäck aßen. „Ist es noch immer so schlimm?“
„Es geht mir ein wenig besser.“
„Möglicherweise liegt es an der veränderten Luftfeuchtigkeit in den letzten Tagen.“, fügte Mary nachdenklich an.
„Ich erhöhte die Intensität meiner Medikation.“, gestand ich.
„Was sagt dein Magen dazu?“ Sie lächelte.
Ich räusperte mich. „Er meckert.“

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Ich wage Gunnar nicht zu fragen, ob Troels wieder im Zentrum weilt. Da man jedoch sagte ALLE unsere Sicherheitsbeamten, gehe ich davon aus, dass auch er zu uns zurückgekommen ist.
An Ian denke ich kaum mehr. Will es gleichwohl nicht. Wozu sich quälen.
Wanja bleibt mir schleierhaft. In einem Augenblick stürmt er über das Ziel hinaus, und im Anderen kein einziges Wort mehr von ihm.
Kevin schrieb vor wenigen Sekunden eine SMS. Meine Freude ist überdimensional!
Endlich! Ein Zeichen. Und erneut ein Päckchen in den nächsten Tagen.
Es scheint mir, als leere er den Küchenschrank seiner Frau, um seinen Hausstand aufzulösen und zu mir zurück zu kommen. War meine scherzende und gleichzeitig gewagte Antwort. Keine Resonanz bisher. Nur der triviale Satz: Ich rufe dich an.

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Ich werde Gunnar heute bitten, zurück zum Zentrum fahren zu dürfen.

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Ich strahlte Gunnar heute Morgen so unvermittelt an, sodass er konstatierte: „Wow! Meine Frau liebt mich tatsächlich.“
Gewiss doch. Ich liebe meinen Mann.


Mittwoch, 29. Mai 2013

Lehr-Stunden



Meine Füße und Beine brannten beinahe wie Feuer nach einem kurzen Spaziergang. Schon einmal hatte ich aus diesem Grund den Arzt rufen müssen.
„Du isst zu scharf, zu unregelmäßig, zu schlecht.“, sagte Mary. „Gewürze sind ebenso Kräuter, Pflanzen, die etwas in deinem Körper bewirken. Wie zum Beispiel Chili und  Pfeffer. Sogar Zimt, heizt dich auf. Das verträgst du nicht. Besonders im Sommer. Vermeide sie. Wenn du kannst. Ebenso Cola und Fast Food. Beachte das Wetter. Es spielt ebenso eine gewichtige Rolle wie die Himmelskörper. Es muss alles aufeinander abgestimmt werden.“
Die geballte Kraft des Wissens in ihren Worten raubte mir beinahe den Atem. Ich holte tief Luft und puste sie heraus. „Uff!“ entführ es meinem Mund. Mehr wusste ich in diesem Moment nicht zu sagen.
Sie erzählte weiter vom Wetter. Vom Nordwind und Südwind und deren Wirkung auf unsere Physis und Psyche. Das alles eine bestimmte Schwingung besitzt. Sogar die Farben, Steine, Organe, unsere Gedanken und jeder hätte seine Eigene ganz Spezielle. In diesem Zusammenhang wäre es von Vorteil auf seine Gedanken und das was man ausspricht zu achten. Sowie auf Töne und Musik mit denen man sich umgibt.“
Mary lächelte. „Disziplin ist wichtig. Es gibt noch so viele andere schmackhafte Speisen, die besser für dich sind.“ Sie sah mir gelassen in die Augen. „Achte auf den Säure-Basen-Haushalt deines Körpers. Fünfzehn Prozent sauer und fünfundachtzig Prozent basisch. Bedenke gleichwohl die Mondphasen. Wurzel-, Licht-, Wasser- und Feuertage. So wie es Gunnar dir bereits erklärte. Denn unser Körper ist ganz eng mit der Erde verbunden.“ Sie strahlte mich an. „Weißt du, Wissen ist universell. Kollektiv und unwandelbar. Wie ein lebendiger Strom, den jeder wahrnehmen kann. Die universelle Datenbank, zu der jeder Zugriff hat. Denn in uns allen ist der göttliche Funke. Wir sind ein Teil vom Großen Geist.“ Ihr würdevoller Blick streifte mich. Ein Blick, welchen ich von Sara kannte. Und sie hatte meine Neugier geweckt.
Ich hörte aufmerksam zu, als sie weiter sprach: „Die Verschmelzung unseres Gewahrens mit der kosmischen Lebenskraft erfüllt uns mit einem neuen Bewusstsein. Eine warme, tröstliche Gewissheit, dass wir nicht als bloße Ameisen angesehen, sondern in jedem Augenblick geliebt und umsorgt werden. Denn in uns wohnt eine Existenz, heller als der strahlende Stern. Das ganze Universum, die große kosmische Lebenskraft des Urgrundes selbst lebt in uns.“
Mary fasste mich bei den Händen. „Vergiss das nie. In keiner Sekunde deines Lebens.“ sagte sie zu mir mit einem eindringlichen Blick und einem tiefen, warmen Ton in ihrer Stimme, der mich berührte.
DAS, was sie da sagte, hatte Bedeutung. War so ergreifend. Ihre Worte erfassten mein Herz. Ich konnte sie regelrecht fühlen. 
„Dieses Wissen im inneren fühlend, erfährst du Läuterung. Und Erkenntnis. Das beispielsweise die Unterschiede zwischen den Menschen völlig belanglos sind. Wir bestehen alle aus demselben Stoff.“, war ihr vorerst abschließender Satz.
Tate´ogna nita pehin hatte sich zu uns gesetzt. Gunnar und Erik ebenfalls. Ich hatte es nicht bemerkt. Sah und hörte ausschließlich Mary, von der nun eine ungeheure Faszination ausging.  Es war, als würde sie eine durchsichtige Hülle aus weißem Licht umgeben. Ich konnte sie sehen. Fühlen. Sogar riechen. Es roch beinahe wie Zimt und Amber. Oder eine Wiese im Sommer mit tausenden von Blumen.
„Hey! Und weißt du was?“ Ein friedvolles Lächeln umspiele ihr Gesicht. „Gunnar ist Gabriel. Dein ganz persönlicher Engel.“
„Und Seelenpartner.“, vervollständigte Gunnar die Vision.
„Die Energie und die Eigenschaften die man ihm zuschreibt passen genau. ER ist die universelle Kraft an deiner Seite, welche du brauchst, Rea. Eine läuternde Energie, die dich von Schmerzen, Verletzungen und Besorgnissen der Vergangenheit erlöst. Er wird dich so allmählich von deinen Zweifeln und deiner Selbstkritik befreien und dir liebevolle Heilung schenken. Indem er dir hilft zu lernen dich selbst zu heilen, und vor allem, dich selbst zu lieben.“
Gunnar zog bei diesen kraftvollen Worten die linke Augenbraue nach oben und holte einen tiefen Atemzug. So als wolle er sein Veto einlegen:  DAS soll ich tun? Bin ich in der Tat dazu fähig?“
„Ja. Das ist er.“, antwortete Mary meine Gedanken lesend und zwinkerte Gunnar zu.


„Rea, du musst dein Lebensziel finden und deine Bestimmung erkennen. Gunnar wird dir dabei helfen. Dir Sicherheit geben. Und du ihm.“ Nun schmunzelte sie ein wenig. „Ihr müsst euch ergänzen, gegenseitig die Geborgenheit geben, die jeder von euch braucht. Mit offenem Herzen Trost und Mitgefühl spenden. Verständnis für den anderen zeigen. Wenn es nötig ist.“
„Was ist mit Vertrauen?“, fragte ich leise und zögerlich.
Gunnar setzte eine abwartende Miene auf. Das Thema war heiß. Für uns beide.
Mary lächelte. „Vertrauen ist die Grundessenz. Und ich weiß genau, was du meinst. Nichts ist NUR schön und liegt im Auge des Betrachters. Jeder Mensch hat seine Schattenseiten. Auch du Rea. Aber mit eurer beider Voraussetzung dürfte es nicht schwer sein Vertrauen im anderen zu finden.“
Ich räusperte mich. Dachte an Gunnars Neigungen. Auch daran, dass ich sie nie wahrhaft zu erfüllen vermochte, und er sie sich sicherlich auf andere Weise erfüllte.
„Eifersucht sollte kein Thema zwischen euch sein. Es belastet eure Seelenpartnerschaft und ist obendrein unerheblich und wertlos. Ihr seid füreinander bestimmt. Gleichgültig was geschieht. Daran kann niemand etwas ändern.“
„Gunnar weiß das.“, warf Tate´ogna nita pehin ein. „Nicht wahr.“ Er sah in schmunzelnd an. Gunnar nickte und sein Gesicht verriet mir, dass auch ER in dieser vergangenen Stunde ein Schüler gewesen war. Der Schüler von Mary.

Wir alle lehnten uns ein wenig zurück und die Gemüter kamen zur Ruhe.
Einen Augenblick lang folgte jeder der Anwesenden seinen eigenen Gedanken. Bis Mary lächelnd weiter sprach. „Gabriel steht mit den Kräften des Mondes in Verbindung. Sein Element ist das Wasser und der Wirbel der Luft.“
„Gunnar kam tatsächlich außergewöhnlich stürmisch in mein Leben.“, bemerkte ich, mich an unsere erste Begegnung erinnernd. „So hilflos wie ich war,  trug er mich in Sicherheit, und ich wurde dessen nicht einmal gewahr. Erst später erfasste mich der Strudel des rauschenden Windes, nahm mich mit sich und ließ mich nicht mehr los. Bis zum heutigen Tage wirbelt er durch mein Leben. Manchmal ist er friedlich und verspielt. Ein anderes Mal ein wilder Orkan.“
Während ich sprach, hatte ich die Bilder unserer Begehungen in Louisiana vor Augen. Die anfängliche Scheu vor Gunnar und dann die erste verzaubernde Nacht. Da war Angst und Abscheu. Jedoch gleichzeitig Faszination und Leidenschaft.
Im Eifer des Gespräches hatte ich den Schmerz in meinen Füßen und Beinen beinahe vollständig vergessen. Jedoch so nach und nach kehrte er zurück.
Mary strich ganz leicht mit ihren Hand über meine Haut, und ihr Blick barg so immens viel Verständnis, Mitgefühl und Hingabe, was buchstäblich ansteckend war. Aus ihren Augen schien das gesamte Universum der Herzlichkeit und Liebe  zu sprühen. So wie damals bei Sara Black Moon Feather. Nur sie war strenger, dominanter und bestimmender.
„Weißt du was Rea?“ Sie drückte ganz leicht mein Knie. „Warte ein paar Tage, und es wird dir sicher besser gehen. Die Wirkung der scharfen Gewürze, sowie der falschen Nahrung wird nachlassen, und ebenso deine Schmerzen. Trinke kühle Tees und schau auf das Wetter. Halte dich ruhig im Inneren. Meditiere. Gehe in die Natur. Das wird dir gut tun. Hörst du?“
Alle Blicke waren auf mich gerichtet.
„Wir alle sind da, um dir zu helfen.“

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Heute Morgen die spontane Entscheidung nach Upplands Väsby zu fahren. Zum Optiker Spescavers am Dragonwägen. I need new glasses.
Noch ein kurzer Besuch bei Ängla ist selbstredend unumgänglich. Wenn ich schon einmal in Väsby bin.
Dann noch nach Sollentuna, Kung Hans Vag. In die Sahara Meza Louge. Exzellente libanesiche Küche. Zu empfehlen.

And now I turn back to Mary.



Dienstag, 28. Mai 2013

Geduld bewahren, zahlt sich aus



Ich war nervös. Ein wenig aufgeregt, als ich mit Gunnar nach Stockholm fuhr. Aus diesem Grund verspürte ich das dringende Bedürfnis nach Nahrung. Essbares in Form von Fast Food. Obgleich ich doch erst vor knapp einer Stunde diniert hatte.
Gunnar schmunzelte, als ich begann den Burger heißhungrig zu verschlingen, welchen er mir kurz zuvor in einer Tüte gereicht hatte. Er schloss die Wagentür und ging, um die veränderten Bedingungen mit wem auch immer auszuhandeln.
Während ich auf seine Rückkehr wartete, dachte ich über Kevin nach. Warum hatte er noch nicht angerufen? Es hätte mit Sicherheit einige Möglichkeiten gegeben. Scheut er sich? Schämt er sich?  Das Treffen mit ihm hatte einen so merkwürdigen Eindruck bei mir hinterlassen. So unvollkommen. Als wäre noch lange nicht alles gesagt, besprochen, getan worden. Da war ein Fleck der Leere. Etwas Unausgefülltes, was noch kommen musste. Jedoch vermochte ich mit Nichten zu ergründen, um was es sich dabei handelte.
Ian kam mir in den Sinn.  Ich entferne mich emotional immer mehr von ihm. So ästhetisch schön, oder überaus attraktiv erscheint er mir beinahe gar nicht mehr.
Merkwürdig. Außerordentlich eigenartig.
Da war so viel Liebe, Lust und Leidenschaft. Wo ist sie hin?
Natürlich würde ich mich ihm noch immer mit großer Freude hingeben. Mit ihm ficken. Allerdings lag diese Vorstellung irgendwo nebulös hinter tausend Gedankenschleiern.
Gunnar öffnete die Tür des Wagens und holte mich in die Wirklichkeit zurück.
Er erzählte mir, dass die Verhandlungen nervenaufreibend gewesen seien. Gefährlich obendrein. Im Austausch für unser vollständiges Sicherheitsteam, was zu uns ins Zentrum zurück kommen, jedoch weiterhin von der Privat Placement Holding Gesellschaft  bezahlt werden würde, wäre es nun bedauerlicherweise nötig, uns  die „Prozente“ am Verdienst der Mädchen (Models/Huren)  zu streichen. Somit würden wir zugunsten unserer Sicherheit und der Menschlichkeit eine Menge Geld einbüßen.
„Auf alle Fälle fühle ich mich damit viel wohler, KEIN Zuhälter zu sein. Meinst du nicht auch?“
Gunnar atmete tief ein, während er den Wagen startete. „Ich hätte es vorher sehen müssen.“
„Was? Die Unruhen?“
„Nein. Die gesamte Entwicklung. Um rechtzeitig dagegen vorzugehen.“
In diesem Augenblick platzte mir der Kragen. „Du musstest nun eilends in den Tagen meiner Abwesenheit alles verändern. Mit Abschaum über unakzeptalbe Geschäfte debattieren und dich obendrein noch einigen.  Diesen verschissenen Begleitservice in unser Zentrum holen. Diese Girlies und Models, die nichts anderes sind als Huren. Was hast du dir nur dabei gedacht. Puta mierda! Maldito sea!“
Mit einem Mal kwitschten die Bremsen. Die Schwerkraft ließ mich ruckartig nach vorne fliegen. Ich sah meinen Kopf bereits an der Frontscheibe kleben.
Gunnar fuhr rechts ran.
„Bist du verrückt geworden!“, polterte ich weiter. „Willst du uns umbringen?!“
„Genau DAS habe ich verhindert!“, schrie Gunnar zurück. „Verstehst du nicht? Sie hätten nie Ruhe gegeben. Es war ein Anschlag geplant. Auf dich Rea. Sie wollten dich töten. Du warst ihnen im Weg und völlig gleichgültig! Kein Sicherheitsteam der Welt hätte dich auf Dauer davor schützen können. Irgendwann, während einer unaufmerksamen Sekunde, wäre ein Schuss aus der Ferne gefallen und DU mit ihm.“ Gunnar atmete schwer. Sah mich beinahe schon verzweifelt an. Mit seinem Blick bettelte er verstanden zu werden. Und ich verstand. Schluckte. Senkte den Kopf.
Stille.
Gunnar fuhr weiter.
„Wir müssen noch zu dem Großhändler wegen der Waren für das Restaurant.“, sagte er nach einer Weile. Indes ich noch immer mit dem Gedanken meines geplanten und beschlossenen Todes kämpfte.
Kapitulation. Dachte ich. Wir kapitulieren tatsächlich vor einer kriminellen Organisation, die offensichtlich so viel Macht besitzt, sogar Menschen wie mich schlicht und einfach töten zu lassen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt.
Unglaublich!
„Meinst du nicht, dass dies alles von Anfang an so geplant gewesen war. Das wir überhaupt keine Chance hatten.“, kam mir die Erleuchtung.
„Ja. Unglücklicherweise unterschätzte ich ihre Macht. Ihre Beharrlichkeit. Ihr kompromissloses, inhumanes Planen und Handeln, wo es ausschließlich um Profite geht.“
„Kann man da auf magischem Wege nichts tun?“, fragte ich arglos.
Gunnar räusperte sich.
„Ja. Möglicherweise. Allerdings eins nach dem anderen. Die Sommersonnenwende steht bevor. Das hat Vorrang und dann, sehen wir weiter. Ich werde das mit Erik besprechen.“ Gunnar blickte einigermaßen ernst drein.  Sein verschwörerischer Blick traf mich, als er zu mir herüber sah. „Denn ich bin mir sicher, dass diese Leute noch einige Zugeständnisse unsererseits planen, mit denen wir nicht einverstanden sein werden.“
Selbst ich atmete nun laut und hörbar einige Male durch. „Zumindest verspüre ich eine gewisse Erleichterung.“ Ich sah Gunnar an und lächelte. Meine Stimme war ruhig und klar. Weich und sanft. „Wir sind nicht mehr an der Zuhälterei beteiligt. Was mich immens beruhigt. Bekommen unsere Männer zurück, die nicht mehr in Bordellen oder an anderweitig kriminellen Orten arbeiten, und was weiß ich für Anordnungen befolgen müssen. Ich scheiß auf das Geld. Mein Gewissen ist rein. Das ist mir bei Weitem das Wichtigste.“
Gunnar lachte. „Ja. Ich weiß. Du gütige, warmherzige und unendliche  Menschenseele. Ich hoffe nur, wir kommen trotz alledem aus den roten Zahlen.“

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„Ist das tatsächlich der Weg nach Hause?“, fragte ich als wir den Großhändler verlassen hatte und Gunnar Mitten in die Stadt fuhr.
„Nein. Ist er nicht.“ Gunnar grinste.
„Jetzt sei nicht böse. Es wird nicht lange dauern. Ich wollte noch kurz bei Elena vorbei schauen, um zu sehen, wie weit sie mit der Wohnung ist.“
Ich hielt die Luft kurz an bevor ich etwas sagte. Denn genau genommen würde ich nun auf unkomplizierte Weise erfahren, wo sie wohnt. Was mir indes gelegen kam.
„Okay.“, sagte ich.
Gunnar stutzte. „Ahhhh. Ich weiß. Du wolltest wissen, wo sie wohnt. Nicht wahr?“ Er lachte. „Ich hätte es dir gesagt. Du hättest mich nur fragen müssen. Ich habe nichts zu verbergen.“
„Tatsächlich?!“
„Was um der Götter Willen denkst du nur von mir? Ich will, gleich dir Rea, nur helfen. Die andere Geschichte, war Erpressung.“
Ich entschloss mich ihm Glauben zu schenken.

Ursprünglich gedachte ich im Wagen sitzen zu bleiben, während Gunnar bei dieser Elena weilte. Ich entschied mich indes kurzerhand anders und ging mit ihm die Treppen bis nach oben, unter das Dach, wo sich ein komfortables kleines Loft befand.
Elena Stutzte, als sie mich sah. Sagte jedoch nicht und bat uns herein.
Überall standen offene oder verschlossene Kisten. In der einen waren zahlreiche Kleidungsstücke. In der anderen Schuhe und kleine Taschen.
Sie zeigte und das Badezimmer, das bereits vollständig eingerichtet war.
Ich dachte darüber nach, ob es Gunnar bereits kannte. Oder möglicherweise sogar benutzt hatte. Bei diesen Gedanken atmete ich schwer. So allmählich bemächtigte sich mir ohnehin eine Art Beklemmung. Je mehr Zeit ich in Elenas Wohnung verbrachte. Minuten schienen zu Stunden zu werden. Atemnot. Panik.
Ich drückte es nieder. Verbannte es in die letzte Ecke meines Körpers. Lächelte. Obgleich mein Atmen noch immer unregelmäßig und stoßweise ging.
Ich musste mich schlicht und einfach beherrschen. Mich unter Kontrolle halten. Die Fassung wahre. Diese Schwäche zu zeigen, wäre ein weiteres Zugeständnis meinerseits gewesen und ein Triumph für sie, welchen ich ihr mit Nichten gönnte.
Gunnar bemerkte zwar, dass es mir nicht gut ging. Jedoch in gleichem Maße, dass ich dagegen ankämpfte. Er sagte nichts und ich bin ihm dankbar dafür.
Ich will nicht die Schwache, Schutzlose oder Zerbrechliche sein. Es käme einem Machtverlust gleich. Elena gegenüber. Auf dem Schlachtfeld der Konkurrentinnen, die wir schließlich waren.
Der Aufenthalt in Elenas Loft war glücklicherweise von kurzer Dauer.
Gunnar nickte ihr zum Abschluss freundlich zu. Sie küssten sich auf die Wange. Rechts und links. Ich nahm diese Geste des Abschieds nicht in Anspruch. War bereits auf dem Weg zur Tür, als ich sie flüstern hörte: „Wieso bringst du sie hier her.“
„Wieso nicht.“, antwortete Gunnar in normalem Tonfall, kam zu mir, legte seinen Arm um meine Schulter und wir gingen.

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Auf der Rückfahrt noch ein kurzer Zwischenstopp. Wir speisten im Restaurant des Zentrums, und dann zurück zu Erik, Mary und Rodney.
Ich war erschöpft von den Ereignissen des Tages und wir gingen sogleich zu Bett.
„Ist das okay für dich, wenn ich dich begleite?“, fragte ich Gunnar.
Er lächelte. Küsste mich und drückte mich an sich. „Ja. Natürlich. Ich liebe dich auch.“


Montag, 27. Mai 2013

Enthüllungen – Das magische Kind



Einen ganzen Tag lang war ich mit meinem Ehemann zusammen. Nun ja. Beinahe.
„Mein Herz kommt zur Ruhe, wenn du bei mir bist.“, sagte ich zu Gunnar und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
Ahhhhh. Das Gefühl ist so unbeschreiblich schön.
Es ist das wahre sich fallen lassen.
Die Entspannung pur.
Ineinander fließen.
Schweben.

Nun. Natürlich waren da ebenso Mary, Erik und Rodney. Und die Offenbarung des Geheimnisses um die Überraschung, die Gunnar bislang nicht preiszugeben gedachte.

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Es schien mir überhaupt nicht so spirituell, als wir gemeinsam in den Wald spazierten. Dennoch begleitet uns eine heitere Stimmung. Es wurde gescherzt und gelacht und genau genommen gab es nicht wirklich viel an zeremoniellen Handlungen. Außer das Räuchern, uns Reinigen an einem energetisch aufgeladenen, speziellen Platz, welchen Erik für uns ausgesucht hatte.
Wir liefen in einem gemächlichen Tempo. So in etwa eine Stunde. In dieser Zeit entschleierten sie mir das Geheimnis, welches Gunnar vor mir gehütet hatte.
„Wir fliegen nach New Orleans.“, begann er und ich war baff.
„Wann?“, fragte ich.
„Mitte Juni, und wir bleiben dort ein, oder zwei Wochen. Wenn du magst auch länger.“
Es ging um die Geburt von Maries Kind. Offensichtlich wusste man genau, dass es früher zur Welt kommen würde, wie die Ärzte es vorhergesagt hatten. Es wären zudem Zwillinge. Ein Mädchen und ein Junge.
Man erzählte mir über die Bedeutung dieser Kinder. Von dem genau bestimmten Tag der Zeugung an, über die Geburt zur Sommersonnenwende, bis hin zu ihrer magischen Aufgabe, welche sie zu erledigen hatte und auf welche sie vorbereitet werden müssten. Die Gründe ihrer Geburt wurden mir eklatant dargelegt. Aber man müsse das nicht so streng handeln. Sie würde aufwachsen wie ganz normale Kinder. Nun ja. Nicht gänzlich.
Für Marie hatte diese Geburt, die sich exakt in der Nacht vom 21. zum 22. Juni ereignen würde, ebenfalls enorme Bedeutung. Ihre Aufgabe sei es, die Kinder zu hüten. Gemeinsam mit ihrem Mann. Adam. Wenn sie groß genug und ihrer Bestimmung gewachsen wären, könnte sich Marie und Adam dann in Ruhe ihren Lebensabend widmen.
Kinder, die in dieser Zeit des Jahresrades geboren wurden, seien sehr stak. Führungs- Persönlichkeiten.
Zudem dürfe man nicht vergessen, dass Marie genau an diesem Tag vor einem Jahr ihren Sohn Raymond verloren hatte.
Ich traute meinen Ohren nicht. Was ich da hörte erschien mir beinahe obskur.
„Nein. Magisch.“, bemerkte Gunnar lächelnd. „Was meinst du, wie die Kinder der Königshäuser gezeugt werden? Sieh dir die Engländer an. Die neuen Prinzen sind stark. Und ihre Mutter war ein Werkzeug und diente nur einem einzigen Zweck. Diese Kinder zu bekommen. DIE wissen was sie tun. Das kannst du mir glauben.“

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Selbst für Sex war am gestrigen Abend noch Platz gewesen. Jedoch mehr oberflächlich. Nicht wirklich ein in die tiefe gehendes Erlebnis. Kurz und bündig. Die schnelle Befriedigung für den Mann. Für Gunnar. Aber nicht für mich. Da war kein Höhepunkt. Ausschließlich Wohlgefühl. Mit welchem ich durchaus zufrieden war.

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Heute Morgen während des Frühstücks erfuhr ich, dass Gunnar ins Zentrum zu Christine fahren würde, um der Dienstberatung beizuwohnen.
„Ich begleite dich.“, sagte ich spontan und mein Impuls war aufrichtiger Art. War aus dem Bauch gekommen und hatte unvermittelt meinen Mund in Form von fragenden Worten verlassen. Ich hatte schlicht und einfach das Bedürfnis an Gunnars Seite zu sein.
Ein Thema unserer Beratung waren die Unruhen in Stockholm. In diesem Zusammenhang hatte ich die Möglichkeit einzuwenden, dass es möglicherweise besser sei, unser Sicherheitsnetz erneut engmaschiger zu sticken. Einige der Sicherheitsleute zurück ins Team zu holen. Natürlich dachte ich dabei an Troels. Gleichwohl an Jason und Paul.
Obgleich Christine ein spöttisches Lächeln während meiner Einwände und Vorschläge nicht zu unterdrücken vermochte, wurde am Ende die Richtigkeit meiner Anregungen und Einwürfe erkannt und beschlossen, mindestens vier bis fünf Sicherheitsbeamte zusätzlich für unser Zentrum zurück zu fordern.
Dazu würde Gunnar natürlich nach Stockholm fahren müssen, um zu verhandeln.  
„Meinen Fußball kann ich heute ohnehin vergessen“, sagte er, als das Meeting beendet war und wir gemeinsam mit seiner Mutter und Thomas zum Restaurant gingen.
„Es ist ohnehin im Augenblick viel zu gefährlich.“, gab Christine zu bedenken.
Ein wenig zögerlich fragte ich Gunnar während wir speisten, ob ich nicht nach Stockholm mitkommen könnte.
„Natürlich. Warum nicht.“ Er schien sich unerwarteter Weise darüber zu freuen.
„Ist das wirklich von Nöten?“,  fragte seine Mutter augenscheinlich um meine Sicherheit besorgt.
„Sie wird im Wagen bleiben Mutter. Das Gespräch wird schließlich nicht ewig dauern.“
Aus diesen Gründen bin ich heute ein wenig spät und komprimiert an Worten. 
Gunnar mahnt zur Eile. 

See you later.


Sonntag, 26. Mai 2013

Die Wogen glätten sich - für den Augenblick



Mary Rainbow Woman – Bärenschwester teilte mir, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht mit,  dass ich mein Notebook hier nicht benötigen würde. Es gäbe so viele andere schöne Dinge zu sehen, zu lernen und zu erleben. Möglicherweise wäre es doch viel besser, sich zu unterhalten. Schlug sie vor.
Ich sah sie an, mit einer innerlich gerümpften Nase.
„Ich beiße nicht. Ich belle nur.“, sagte sie und schien offensichtlich damit komisch wirken zu wollen.
Tate´ogna nita pehin kam gerade an uns vorbei und lächelte.
Ich fand das alles nicht wirklich lustig.
Ich wusste jedoch natürlich, dass sie nur freundlich sein wollten.
„Du stehst uns feindlich gegenüber. Warum?“, bemerkte Tate´ogna nita pehi augenzwinkernd.
Ich zog die Brauen nach oben und ging schlicht und einfach weiter. Setzte mich in eine Ecke des Raumes, nahm mein iPhone, grinste Mary an und wählte Troels Nummer.
Dieses Mal hatte ich Glück. Ich erzählte ihm von meinem übereilten Entschluss ihn aufsuchen zu wollen und dem  misslungenen Trip to Stockholm.
Er entschuldigte sich, dass er zu dieser Zeit nicht zu erreichen gewesen war, und erklärte mir präzise, wo er jetzt wohnt und arbeitet. Gab jedoch sogleich zu bedenken, dass es besser wäre, sich in einem Lokal zu verabreden. Vorerst zumindest. Damit ich nicht allein zu seiner Wohnung gehen müsse. Ohnehin gäbe es derzeit in Stockholm zahlreiche Randale in welche man besser nicht hineingerät.
Ich versicherte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, sobald es mir möglich sei zu ihm zu kommen.
Gleich anschließend sprach ich kurz mit Gunnar. Er würde noch schwimmen gehen und etwa gegen sechs bei uns sein.
„Bleibst du dann wenigstens.“
„Ja. Natürlich.“, beruhigte er mich schmunzelnd.
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Warum eigentlich, rief mich Kevin bisher nicht an??

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Gunnar wag am Nachmittag kurz in Stockholm gewesen, wie er sagte (??), und brachte mir von dort einige Speise mit. Garnelen mit Gemüse in Schwarzbohnensoße. Scharf. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich nicht an derlei chinesischem Fast Food vergehen sollte. Aber selbst Gunnar ließ mir diese Freude. Wider aller Erwartungen vermeldete mein Körper keinerlei Einwände gegenüber solch außerordentlicher Schäfte, die mir die Tränen in die Augen trieb.
Hinzu kam noch Eriks selbstgebackener Kuchen am Nachmittag, und dies zu Vollmond.  Kein Wunder also, wenn ich zunehme. Währenddessen ich mich um Gunnar in diesem Fall nicht sorgen muss. „Seine“ Hüften können noch einige Pfunde vertragen.

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Gunnar kam tatsächlich gegen halb sieben.
Der Abend wurde jedoch länger als geplant. Ein Feuer wurde entzündet. Draußen. Ich saß auf der Veranda, in Decken gehüllt und sah einer faszinierenden Szene, die der aus „Der mit dem Wolf tanzt“ glich zu, wie Tate´ogna nita pehin mit einer indianischen Schildkrötenrassel in seiner Hand um das Feuer tanzte, während Mary den Takt mit Trommelschlägen dazu vorgab. Und mit einem Mal schien es mir, als sähe ich Sara Black Moon Feather und nicht Mary, die die Trommel schlug und die Bärin rief. Ein beinahe gespenstisches Szenario, aber dennoch ergreifend schön.

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Ausschlafen. Heute Morgen. Samt ausgiebigem Frühstück mit Eriks frischem Hefegebäck. Die Hütte duftet. Die Sonne scheint. Die besten Voraussetzungen also, für spirituelle Zeremonien.
Selbst Gunnar mahnt, ich möge doch bitte das Notebook beiseite legen.


Samstag, 25. Mai 2013

Verirrt, verwirrt – Full Moon



Gemeinsames Speisen. Gunnar, ich, Christine und Thomas. Couscous mit Gemüse.
Im Net surfen und Gedanken an Troels, welchen ich am aller liebsten be-suchen würde.
Was ist mit Jason? Mit Paul?
Warum sind Gunnar Saufkumpane noch im Team? Für mich bleibt nur Sarah Sjögren. Nur, wozu jetzt noch einen Bodyguard? Oder sollte ich sie als „Gesellschafterin“ bezahlen. Die Gefahren wurden bereits beiseite diskutiert, verhandelt und „umgelagert“.
Ein Gespräch mit Gunnar über seine vergangenen Entscheidungen und neuen Pläne  wären begrüßenswert. Jedoch, was würde es nützen? Er mahnt mich schließlich, ihm schlicht und einfach zu vertrauen.
Zudem bin ich mutlos. Mag nicht streiten. Überflüssige Debatten führen, in denen ich ohnehin am Ende die Verliererin bin.
Möglicherweise eine Kurzschlusshandlung. Würde sie mir helfen?
Wohl kaum. Taten sie noch nie. Im Gegenteil. Dennoch bin ich geneigt mich in eine Solche zu stürzten.
Ja. Warum eigentlich nicht?

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Allein
Gunnar ist nun überwiegend mit der Leitung des Zentrums beschäftigt. Hat wenig Zeit. Geht zudem noch schwimmen und gelegentlich joggen. Traf sich am gestrigen Abend mit Paul, Chris und Taylor. Seine Brüder scheinen nun zukünftig ebenso des Öfteren Gast hier im Zentrum zu sein. Sie feierten Ryans Geburtstag.
Eine Freundin wäre von Vorteil für mich. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen.
Schlechte Erfahrungen lehren mich vorsichtig zu sein und am besten niemandem  mehr mein Vertrauen zu schenken. Außer Gunnar natürlich. Er ist schließlich mein Ehemann.

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Verwirrt – verirrt – Full Moon
Es ist gewiss der Mond. Ich bin verwirrt. Sah diese Siv hier im Zentrum. Von weitem. Bevor ich kurz entschlossen in meinen Wagen stieg, um doch noch am Nachmittag allein nach Stockholm zu fahren.
Ich kam allerdings nicht weit. Auf halber Strecke hielt ich, um Troels zu erreichen.
Welch miserable Vorbereitung. Welch kläglicher Plan.
Ich hätte Christine anrufen und um Auskunft bitten können. SIE wäre jedoch die Letzte gewesen, die es hätte wissen sollen, dass ich aufgebrochen war, um Troels zu suchen. Sie hätte gezögert. Ohnehin nichts Preis gegeben.
In diesem Augenblick gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich erreichte Troels. Oder ich beendete schnellstmöglichst dieses unrealistische Unterfangen.
Verflucht!
Wütend schlug ich mit den Fäusten auf das Lenkrad vor mir. Wendete und fuhr frustriert zum Zentrum zurück.
Welch ein Glück! Niemanden war aufgefallen, dass ich es überhaupt verlassen hatte. Folge dessen: Keine Diskussionen. Keine Fragen. Es ist nie passiert.
Jedoch war der gesamte Nachmittag verdorben. Für nichts!

In so einem Augenblick der Frustration wäre ich sogar bereit gewesen mich mit Lisa Anekelea zu versöhnen. Oder sollte ich möglicherweise Olivia, Maja oder Elise aufsuchen? Ein ebenso kritisches Unterfangen. Warteten sie nicht bereits darauf die hässlichen Neuigkeiten über die Chefin auszuposaunen? Würden sie nicht spötteln, voller Hohn?
Ich bin allein. DAS ist die hässliche Wahrheit. Die unschöne Realität, derer ich mit Nichten gedenken mag. Angewiesen auf die Gunst meines Ehemannes. Trotz allen Reichtums und aller Schönheit. Getrennt...von was? Von mir selbst?
Nein. Nein. Was denke ich da? Ich muss Gunnar vertrauen. Wie er es sagte.

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Pyrrhussieg
Während ich des Abends desillusioniert am See spazieren ging und einen Plan ersann, meine Vorhaben möglicherweise doch noch in die Tat umzusetzen, begegnete mir diese Ana Janowski. Ich konnte ihr meine Genugtuung nicht ersparen. Erwähnte rein beiläufig in freundlich oberflächlicher Konversation, dass ich Kevin gefunden und bei ihm gewesen war. Während ich im Inneren triumphierte, wich ihr das (hämische) Grinsen aus dem Gesicht.
Zumindest vermochte ich so, einen kleinen Sieg für mich zu verbuchen an diesem verkorxten Tag. Welcher am Ende doch nur ein Pyrrhussieg blieb.

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Rückzug
Genug Aufregung für einen Tag.
Mein Freund ist mein Notebook und der gelegentliche Blick ins Fernsehprogramm.
Es schien mir alles so ausweglos am gestrigen Abend. (Was sich bis zum heutigen Morgen nicht verändert hat.) Ich hatte nur noch das Bedürfnis zu vergessen. In eine imaginäre Welt zu schweben. Nicht mehr denken zu müssen. Schlicht und einfach los zu lassen.
Jedoch waren da keine Arme, die mich hielten. Keine Schulter, an die ich mich hätte anlehnen können. Keine Hand, die die Meine ergriff.
Am Ende schlief ich ein. Auf der Couch.
Als Gunnar so gegen zwölf zurückkam, trug er mich ins Bett. „Du hättest zu uns kommen können. Ryan fragte bereits nach dir.“
Ich vermochte nur noch zu lächeln. Was hätte ich dort „verloren“.

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Sex am Morgen, vertreibt jedwede Sorgen. Was selbstredend NICHT der Wahrheit entspricht. Die Dichtkunst ist überdies keine Materie, in welcher ich mich sonderlich heimisch fühle.
Mein Innerstes wird noch zerspringen, wenn ich nicht alsbald mit Gunnar über alles reden kann.
Erneut keine Zeit am heutigen Morgen für Fragen, die mich quälen.
Zudem soll ich zu Erik, Mary und Rodney fahren. Er würde nachkommen. Heute Abend. Sagte er.

Keinerlei befriedigendes Ergebnis.
Ich bin frustriert.


Freitag, 24. Mai 2013

Verwunderung – Veränderung – Versprechungen – „Alles wird gut!“



Bis in etwa 19.00 Uhr war meine Welt in Ordnung. So wie sie sich mir darbot.
Schmusen, schmusen und noch einmal schmusen.
Wohlfühlen. Kuscheln. Lachen. Meinen Gunnar genießen, und er mich.
„Vertraue mir.“, sagte er immer wieder. „Es wird alles gut.“, sprach es und steckte seine Zunge in meine Spalte, sodass ich vor Vergnügen kwitschte.
Ich vermochte ihm gleich anschließend Ähnliches widerfahren zulassen. Ein kleiner Biss in die Eichel. Ein flüchtiges Quetschen der Hoden. Meine Fingernägel kniffen seine Brustwarzen und Gunnar schien im siebten Himmel.
Dinge, welche ich vermag ihm zu geben. Extravaganter wird es dennoch nicht werden. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass Gunnar an  „gewöhnlichem oder alltäglich normalem“ Sex keine Vergnügen mehr findet. Was mir ganz persönlich im Grunde genommen viel lieber wäre. Ich benötige keine übersteigerten Extravaganzen.
Es war schlicht und einfach nur ein Nachmittag voller Spaß,  Freude und Glückseligkeit. 
Für uns beide!

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So etwa gegen fünf Uhr fuhr er dann nach Stockholm. Zu seinem Fußballspiel.
Ich widmete mich der Schönheitspflege. Ließ mir Gesicht und Dekoltee massieren, cremen und mich stylen.
Um meinen neuen Look auszuführen und vorzuzeigen, gedachte ich am Abend im Restaurant zu speisen und vorher einen kleinen Abstecher zu Troels zu wagen. Ausschließlich um ihm einen „Guten Tag/Abend“ zu wünschen.

Ich klopfte an seine Tür, die augenblicklich von einer sehr jungen, attraktiven Frau (Mädchen) aufgerissen wurde. Ein unhöfliches „Ja!“ sprang mir entgegen. „Was ist?“
Ich tat, doch viel mehr ungewollt, einen guten Schritt zurück und stutzte.  „Entschuldigen sie. Ich wollte mit Troels sprechen. Ist er hier?“, fragte ich und wähnte in naiver Manier, es könne Mads Gespielin sein.
„Troels wer?? Kenne ich nicht.“ Klatsch. Die Tür schloss sich vor meiner Nase und ich stand einigermaßen idiotisch drein schauend davor.
Was hatte DAS nun zu bedeuten?
Christine! Fiel mir unversehens ein.
Wenn jemand eine Erklärung dafür haben könnte. Dann sie.
Alsdann begab ich mich auf den Weg zu ihr ins Office. Informierte sie kurz via iPhone darüber, dass ich unterwegs zu ihr war.
„Wir treffen uns im Restaurant.“, sagte sie.
Vortrefflich! Dachte ich. Denn mir knurrte bereits der Magen.

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Bei einer Thai-Curry Suppe und Knächekröd erklärte mir Christine, dass Gunnar die Geschäfte schlicht und einfach übernommen (ihr aus der Hand genommen) hätte.
In einem zügig einberufenen Meeting traf er sich mit einem Sprecher der (kriminellen  russischen Organisation) Privat Placement Holding Gesellschaft, sowie mit Henry Duvall, dem Oberhaupt der christlichen Sekte und es wurden schnelle Lösungen gefunden. Übereinkünfte getroffen und Handlungen beschlossen, welche schnellstmöglichst in Kraft treten sollten. 
Gunnar hatte sich mit einem Freund Hjalmars zusammengesetzt und die Finanzen geprüft und überrechnet. Das Zentrum schrieb bisher viel mehr rote als schwarze Zahlen. Gleichwohl DIES gedachte er zu ändern. Zehn Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wie er sagte. Er wäre überaus stolz auf seine Lösungen, seinen Plan gewesen. Erzählte mir Christine.
Während ich mein Dessert verspeiste, lauschte ich den Worten meiner Schwiegermutter aufmerksam. Was sie mir an weiteren Neuigkeiten über kurzfristige Veränderungen zu berichten hatte.
Es wäre weiterhin schnell festgestellt worden, sagte sie, dass man auf Grund der neuen Vereinbarungen kein, oder nur noch wenig Sicherheitspersonal benötigte. Natürlich würde man sie nicht einfach so entlassen. Sondern „umlagern“.
„Was bedeutet UMLAGERN?“, fragte ich zwischen.
„Das heißt“, schaltete sich Thomas Dearing ein, „dass die Leute unseres Sicherheitsteams jetzt als Türsteher in einschlägigen Diskotheken, als Bodyguards für die Oberhäupter der kriminellen Organisationen, oder als Ordnungshüter oder Hausmeister in einem ihrer Bordelle arbeiteten.“
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Und was ist nun genau unser Part der Übereinkunft?“
Christine lächelte ein wenig zynisch. „Es ist genau DAS, was wir für unser spirituelles Zentrum NICHT wollten. Einen Begleitservice für reiche alte Männer und ebenso Callboys für Frauen. Einige Mitglieder unseres Sicherheitsteams, wie beispielsweise Cheveyo Kuruk Kele oder Victor Danilov (der Felico-Verschnitt) wurden befragt, ob sie als solche hier weiter arbeiten würden und hatten eine schnelle Entscheidung treffen müssen. Wir bekommen Prozente und sparen Personalkosten.“
Sie nahm einen Schluck von ihrem Tafelwasser, zog die Augenbrauen nach oben und redete weiter: „Für dieses Model „Elena“ wurde extra bezahlt. Sie wurde frei gekauft. Könnte man sagen. War Teil der Vereinbarung. Was Gunnar überaus wichtig schien.“
„Christine.“, sagte Thomas zu seiner Lebenspartnerin gewandt. „Sieh doch die gute Absicht deines Sohnes hinter seiner Handlung. Ein Mädchen weniger, was sich prostituieren muss und durch ihn eine echte Chance auf eine gute Zukunft erhält.“
„Wer ist nun eigentlich genau genommen noch hier?“, fragte ich ein wenig verwirrt.
Christine sah Thomas an. Der atmete tief ein und aus. „Lass mich überlegen.“, sagte er. „Also Ryan ist nach wie vor Chief des noch bestehenden, jedoch stark reduzierten Sicherheitsteams. Der Indianer und der Bulgare haben sich als Callboys verdingt. Dieser amerikanische Italiener Joseph Bariello und Chris Everett ebenfalls. Deines Sohnes  Saufkumpane Taylor, Chris und Jonathan sind gleichwohl noch hier. Sarah Sjögren hat er dir gelassen.“, spöttelte er und sah in meine Richtung. „Selbst Jasons Anekeleas Frau samt Kind wurde unter Protest umgesiedelt. Probleme gab es auch mit Mark Kekoa, welcher auf deine Rückkehr warten wollte.“
Jason. Dachte ich. Diesen überaus gut aussehenden Mann hätte ich nur zu gern weiterhin um mich haben wollten. Seine Frau, diesen eifersüchtigen, keifenden, kleinen Giftzwerg. Doch eher nicht.
„Ryan hatte alle Hände voll zu tun Jason nach Eurer Ankunft zur Ruhe zu bringen und von Dir, Rea, fern zu halten.“, warf Christine ein. „Der arme Mann wollte sich ob der Behandlung seiner Frau während seiner Abwesenheit beschweren.“
„Recht hat er!“,  bemerkte ich leise.
Christine schmunzelte.
„Es geht hier um Geld.“, sprach Thomas weiter. „Wie überall auf dieser Welt. Wir konnten bedauerlicherweise nicht auf Dauer einen Zaun errichten und unsere spirituelle Einrichtung ewig als eine Enklave hüten. In einer unmenschlichen, auf Gewinn orientierten Gesellschaft. Diese Realität da draußen, vor welcher wir uns abzugrenzen gedachten, hat uns letztendlich eingeholt.“ Er verzog den Mund und seine Züge verrieten mir Unmut ob der neuerlichen Entwicklung unseres Zentrums.
Genau DAS mochte ich an Thomas. Er sprach aus, wie es tatsächlich war. Verschönte nichts. Schmückte nichts aus und erfand nichts hinzu.
„Und was genau gab es nun für einen Pakt mit dem Teufel? Ich meine diese Sekte.“,  versuchte ich mich gleichermaßen im zynischen Humor.
Thomas lachte. „In einem der freien Häuser wird eine kleine Kapelle eingerichtet. Am Sonntag wird gebetet für das Seelenheil und die Woche über mit Callboys und Models gefickt. Wie drinnen so draußen. Wie außerhalb des Zentrums, so jetzt ebenso innerhalb unserer imaginären Mauern. Deren wir nun nicht mehr bedürfen, da sich die Symbiose in einem vorschreitenden Stadium befindet und immer rascher voranschreitet. Aber der Profit ist überzeugend. Nicht wahr?“, waren seine vorläufig abschließenden sarkastischen Worte.
Ich war über die Ereignisse ebenso wenig erfreut. An dem, was Thomas sagte, war etwas Wahres dran. Dies konnte ich mit Nichten leugnen.
Urplötzlich kam mir Troels in den Sinn. „Was ist mit Troels und Mads.
Christine lächelte. Sah mich jedoch nicht an. Wartete darauf, dass Thomas mit seinen Erläuterungen fortfuhr. Was er gleichwohl tat. „Ich glaube“, er kratzte sich am Kinn, „ er arbeitet jetzt als Hausmeister mit seinem Bruder in einem Bordell.“
„W-A-S?“ Es schauderte mich.
Ich stand auf, ging ein Stück beiseite und rief seine Nummer an.
„Ja.“, meldete er sich.
„Wo bist du?“, fragte ich.
„Wo bist DU?“, fragte er zurück.
„Hier im Zentrum und suche dich.“
„Ich dachte, du seiest bei Erik und wüsstest von den Veränderungen.“ Das letzte Wort des Satzes hatte er besonders ironisch betont.
„Nein. Wusste ich nicht. Ich war in Berlin und bin erst gestern zurückgekehrt.“
Stille
„Entspricht es in der Tat der Wahrheit, dass du in einem Bordell arbeitest?“ Ich vermied bewusst das Wort „Hausmeister“. Was demütigend gewesen wäre. Wie ich fand.
„Ja.“, war seine knappe Antwort.
„Ich hole dich zurück.“,  versprach ich ihm.
„Ich bin mir da nicht sicher, ob du dich in diesem Fall durchsetzen kannst. Dein Mann wirkte sehr entschlossen.“
„Was soll das denn bedeuten? Du wirst bald wieder hier sein.“
Aufgebracht nahm ich am Tisch neben Christine und Thomas wieder platz.
„Beruhige dich Rea. Dein Mann tut das alles ausschließlich in bester Absicht. Selbst ein spirituelles Zentrum will als Unternehmen geführt werden und muss sich rentieren. Oder etwas nicht?“, fragte er in Christines Richtung.
„Es wird ein spirituelles Zentrum bleiben. Dafür sorge ICH.“, sagte sie bekräftigend und ein wenig bissig. „Meinen Traum, lasse ich mir nicht von dieser morbiden Welt zerstören.“
„Das alles geschah während meiner Tage in Berlin?“, fragte ich.
„Ja.“, sagte Christine. „Und, hast du Kevin gefunden?“
„Ja. Habe ich.“ Mehr gedachte ich zu diesem Thema nicht zu sagen. Insbesondere ihr nicht.
SO sahen also einige von Gunnars „Lösungen“ aus. Welche mir schon einigermaßen suspekt erschienen. Der leichteste Weg wurde eingeschlagen. Hürden schnellstmöglichst aus dem Weg geräumt. So also des Mannes Devise.
Was könnte ich monieren? Nichts. Gunnar würde nicht verstehen, was ich an seinem Handeln auszusetzen hätte.

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Gestern Abend war mir genügend Zeit geblieben über alles nachzudenken. 
Ich kam erneut zu demselben Schluss.
Warum sollte ich nörgeln? Oder klagen? Ihm für seine Bemühungen noch Vorwürfe entgegen schleudern. Am besten, ich beließ es vorerst dabei. Jedoch musste ich diese Thematik irgendwann zur Sprach bringen. Um Troels willen. Schließlich hatte ich ihm versprochen, dass er alsbald hier her zurückkommen könne.

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Gunnar kam spät in der Nacht. Aber er kam. Wie er mir versprach.
Die Unterhaltung mit seiner Mutter und die Veränderungen im Zentrum erwähnte ich indes nicht. Ebenso wenig am heutigen Morgen.
Es war ohnehin wenig Zeit. Physio-time. Die Therapeutin war angefordert und kam Punkt acht zu uns ins Haus.

Noch einigermaßen verschlafen waren wir heute Morgen gemeinsam im Badezimmer. Genau genommen dachte ich am gestrigen Abend auf Gunnar warten zu wollen und tat mir in diesem Zusammenhang einen halben Horrorstreifen an. Auf der Couch mochte ich indes nicht einschlafen und ging schlussendlich gegen Mitternacht zu Bett.
Ich stützte mich auf den Rand des Waschbeckens, starrte in den Spiegel und dachte: Hat Gunnar wen gefickt gestern Nacht? Kam er deshalb so spät?
„Nein. Das tat ich nicht.“, sagte er meine Gedanken lesend. „Aber wenn du magst“, er zwinkerte, „können wir jetzt ficken.“ Ein breites Grinsen zeigte sich auf Gunnars Gesicht.
„Der Mond steht im Skorpion. Ich verstehe.“, sagte ich und verließ, ebenso grinsend,  das Badezimmer.

War er möglicherweise bei diesem Model? Dachte ich als wir uns an den Frühstückstisch setzten.
„Ja. War ich.“, sagte er.
Entsetzen!
„Ich habe NICHT mit ihr gefickt.  Falls du DAS denkst. Wollte mir ausschließlich ihre neue Wohnung ansehen. Nicht mehr.“
Das soll ich dir glauben. Ich sah ihn zweifelnd an.
Er schnaufte. „Du kannst mir glauben. Warum vertraust du mir nicht einfach?“
Da war es wieder. Dieses Wort. „Vertrauen“.
Nun gut. Welche Wahl bleibt mir denn am Ende?
Möglicherweise wird doch noch alles „gut“. So wie Gunnar es verspricht.



Donnerstag, 23. Mai 2013

Endlich „zu Hause“!



Ich hatte gestern noch einmal das Glück mit Kevin zu sprechen.
Es hatte mir keine Ruhe gelassen. Ich vermochte nicht endgültig zu gehen, ohne die Hoffnung wenigstens zukünftig ab und an mit ihm sprechen zu dürfen.
Er stimmte zu. „Ich melde mich bei dir.“, sagte er, und mein Herz war froh.

Meine beiden Bodyguards ließen mich (und sich) des Nachts nicht aus den Augen.  Blieben bei mir, bis wir hier im Zentrum ankamen. Seitdem sah ich sie nicht mehr.
Ebenso niemand anderen.

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Ich fiel am gestrigen Abend etwa gegen halb neun in Gunnars Arme. Erschöpft und müde.
Noch ein kleines Odeuvre und dann husch, husch ins Bett.
Geschwächt, schlapp, matt. Gleichgültig! Ich hatte mich nach ihm gesehnt. DAS steht außer Zweifel!
Ich wollte, ich musste meinen Gunnar in mir spüren. Konnte nicht anders und ER ebenso wenig. Wie glückselig seine Augen strahlten, als er sich in mir bewegte. 
Endlich wieder „zu Hause“!
Streit und hässliche Worte waren vergessen. Es tat so gut die Verantwortung abzugeben. Sich fallen zu lassen. Aufzuatmen. Entspannung pur.
Nicht denken. Nicht handeln. Nichts entscheiden zu müssen.
Die Ursachen unserer Streitigkeiten werden mich noch früh genug einholen. Ich mochte nicht daran denken. Es ignorieren. Schlicht und einfach alle Sorgen „gehen lassen“.
Der Kopf so frei von Kümmernissen. Für einen Augenblick. Genuss!
Und ebenso genüsslich und entspannt schmiegte ich mich an meines Ehemannes Körper um zu schlafen.
„Hast du allein geschlafen?“, fragte ich augenzwinkernd.
„Hast DU denn allein geschlafen?“, fragte Gunnar zurück mit dem Querverweis auf Jason und Paul.“
„Natürlich. Ich schlief allein in meinem Bett. Gleichwohl einer der beiden stets gegenwärtig war.“
Gunnar drückte mich fester an sich. „Ich schlafe ebenso wenig gern allein. Bin froh, wenn du da bist. Bei mir liegst. Ich deinen Atem hören und deinen Herzschlag fühlen kann.“

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Ausschlafen. Heute Morgen.
Jedoch die Stimmung sank. Gleichwohl ich mir die gute Laune nicht verderben lassen wollte. Diese Glückseligkeit endlich wieder bei meinem Ehemann zu sein.
Denn Gunnar erwähnte während wir frühstückten das heutige Fußballspiel gegen GAIS Goteborg, welches um 19.00 Uhr beginnen würde.
„Du wirst mich schon wieder verlassen, kaum dass ich bei Dir angekommen bin.“, sagte ich schmollend und ein wenig trotzig.
Natürlich werde ich ihn NICHT begleiten und hoffen, dass er noch heute Abend zu mir zurückkehrt. 
„Wir haben immerhin noch in etwa fünf Stunden Zeit für uns. In welchen wir keinerlei Störungen zulassen. Was meinst Du Rea?“ Gunnar sah mich schmunzelnd an.

Ja. Lass uns die Zeit nutzten!


Mittwoch, 22. Mai 2013

Des Lebens „Lauf“



Während wir erneut vor Kevins Haus wartete, dass seine Frau es verließ, kam es mir in den Sinn Gunnar anzurufen. Ich unternahm zahlreiche Versuche. Er meldete sich jedoch nicht.
Möglicherweise wohnte er der Dienstberatung bei. Oder vielleicht wurde es gestern zu spät und alkoholreich, sodass Gunnar bei Hjalmar nächtigte und noch immer schlief.
Nun gut. Ich werde es später erneut versuchen und ihm höchstwahrscheinlich gleichermaßen famose Neuigkeiten berichten können.  Dachte ich.

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Warten, warten und nochmals warten.
Die Minuten kamen mir wie Stunden vor. Ewigkeiten vergingen nach meinem Ermessen, bevor ENDLICH seine Frau mit einem kleinern weinroten Ford davonfuhr. Wie es schien, ohne das Kind.
Kaum war ihr Wagen außer Sicht, ging ich so unauffällig und ruhig als möglich auf Kevins Haus zu. Öffnete das Tor, lief den Gehweg entlang und dann stand ich vor seiner Tür. Mit einem Herzschlag, der alle Rekorde brach.
Ich klingelte unverzüglich. Gedachte keinerlei Zeit zu verlieren.
Warten.
Dann Geräusche. Eine Stimme. Kevins Stimme. „Verdammt. Wer ist das jetzt.“, hörte ich ihn sagen.
Meine Knie zitterten und am liebsten hätte ich stehenden Fußes gewendet und wäre  davon gerannt. Aber ich blieb und wartete.
Ein lauter Knall, gleich hinter der Tür. „Autsch. Verdammt!“
Der Schüssel drehte sich im Schloss. Die Türklinke bog sich nach unten. Die Tür wurde geöffnet und da war er. Kevin!
Er starrte mich an. Sein Mund stand offen. Stille.
Allmählich begannen sich seine Gesichtzüge zu einem Grinsen zu formen. „Du?“
„Ja. Ich.“
„Ähhh. Komm doch rein.“, Er wendete den Rollstuhl, fuhr vor mir her und ich  folgte ihm.
„Du kennst dich hier sicher noch aus. Oder?“ Er dreht den Kopf und lächelte. „Warte kurz. Ich muss nach meinem Sohn sehen. Er ist wie sein Vater. Ein Hans Dampf in allen Gassen.“
Ich stand da wie angewurzelt. Konnte nicht glauben dass ich mit Kevin, meinem tot geglaubten und bildschönen Kevin redete. Nun, bisher hatte ich zwar noch kein einziges Wort gesprochen. Aber er.
Zwei, drei Minuten vergingen. Dann kam, rollte er zurück und platzierte seinen Rollstuhl gegenüber von jenem Sessel, an welchen ich mich noch gut erinnern konnte.
„Setz dich doch.“
Ich wusste nicht, sollte ich lachen? Sollte ich weinen. Oder ihm sogleich meine Arme um den Hals schlingen.
Wie ein anständiges Mädchen folgte ich seiner Anweisung, setzte mich ihm gegenüber und starrte ihn an. Und er mich.
Dann lachte er. Hob Schultern und Arme. „Was ist? Unkraut vergeht nicht.“
„Du lebst!“ Die ersten zwei Worte, seitdem ich das Haus betreten hatte, verließen meinen Mund.
„Ja.“
„Erzähle! Was ist passiert? Ich dachte du seiest tot? Glaubte, ICH hätte dich getötet?“
Kevin hob die Augenbrauen und legte die Stirn in Falten. „Ja. Beinahe. Und eigentlich solltest du mich SO nicht sehen.“
„Aber du wirst doch wieder gehen können?“
Er räusperte sich. Wurde ernst. „Man weiß es nicht. Vielleicht.“ Dann wieder ein gekünsteltes Grinsen. „Aber ich übe jeden Tag.“
Aus einer Tasche an seinem Rollstuhl nahm er eine Schachtel Zigaretten und steckte sich eine an.
„Du rauchst?“
„Wieder.“, antwortete er.
„Was ist den nun eigentlich geschehen?“, fragte ich erneut.
Kevin sah ein wenig unruhig auf die Uhr, die an der Wand hing.
„Komme ich etwas Ungelegen? Sollte ich später...“
„Nein.“, schnitt er mir das Wort ab. „Es ist okay. Meine Frau wird nicht lange weg sein. Ich werde mich kurz fassen müssen.“
Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und atmete den Rauch ein. Blies ihn aus und begann: „Es brauchte viele Tage, bevor ich nach dem Unfall wieder zu mir kam. Genau genommen war ich tot. Erzählte mir zumindest meine Mutter. Und für dich“, er sah mir mit einem durchdringenden Blick in die Augen,  „sollte ich eigentlich auch tot bleiben. Meine Mutter wollte nicht, dass wir uns wieder sehen. Meiner Frau musste ich versprechen, als ich sie vor einem Monat erneut heiratet, dass ich dich nie wieder kontaktiere, und vor allen, vergessen würde. Sie sagte, es würde ihr als Hochzeitsgeschenk genügen.“
Ich ließ Kevin nicht einen Moment aus den Augen. Mein Mund stand offen und meine Ohren sogen seine Worte auf wie einen Schwamm und es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass er die gleiche Frau zum zweiten Mal geheiratet hatte.
„Du hast sie wieder....So schnell?“
„Sie wollte es so. Es war ihre Bedingung. Und ich war froh, dass sie da war. Sich um mich kümmerte. Das ich mein Kind und meine Familie wieder sehen konnte. Dass ich eine Familie hatte, die zu mir hielt. In dieser, meiner Situation lernte ich es zu schätzen, Menschen zu haben, auf die ich mich verlassen kann. Bei denen ich mich geborgen fühle. Die mir in jeder Lage zur Seite stehen. Mir verzeihen. Mir vergeben.“
Ich hörte seine Worte wie durch einen Schleier und die Tränen traten mir in die Augen. Ich begriff, was sie bedeuteten. Für mich und für ihn. Verstand sie jedoch in gleichem Maße. Alldieweil ich wusste, nachvollziehen konnte, wie es sich anfühlt, wenn jemand da war, der einen liebt wie man war. Alle Ecken und Kanten anerkennend und akzeptierend. Vor allem nicht das Weite suchte, sobald es problematisch wurde. Alles DAS kannte ich von Gunnar.
„Was bedeutet das für uns?“, fragte ich leise.
„Das wir uns besser nicht wieder sehen.“
Bei diesem Satz brach ich in mir zusammen. Mein Bauch krampfte. Mein Atem stockte. Ich schluchzte. Weinte.
Mit Tränen gefüllten Augen sah ich, wie Kevin seine Zigarette in einem Aschenbecher ausdrückte und zu mir heran rollte. Er nahm meine Hand. Ich atmete stoßweise und jetzt hielt mich nichts mehr. Ich fiel vor ihm auf die Knie. Legte meinen Kopf auf seinen Schoß und meine Hände krallten sich an seinen Armen fest. „Nein. Nein! Nein!“, wurde ich immer lauter. „Jetzt, wo ich dich endlich wieder fand. Weiß, dass du lebst. Soll ich trotz alledem nicht bei dir sein können?“ Ich sah ihn verständnislos an. „Dann wäre es in der Tat besser gewesen, ich hätte weiterhin an deinen Tod geglaubt.“ Ich schluchzte und weinte in seinen Schoß.
„Warum hast du mich angerufen. Mir die Pakete geschickt?“ Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. „Das warst du doch. Oder?“
„Ja.“, gestand er kleinlaut.
„Warum?“
„Ich wollte nicht, dass du dir ein Leben lang die Schuld an meinem Tod gibst.“
„Und DAS ist alles?“
Nun fasste er mich fest bei den Schultern. „Nein Rea. Das ist NICHT alles. Ich liebe dich und sehnte mich nach dir, und ganz ins Geheim hoffte ich natürlich, dass du kommen und mich suchen würdest.“
Jetzt konnte ICH die Tränen in seinen Augen sehen. „Jetzt bist du hier Rea.“
„Aber es nützt uns nichts.“, bemerkte ich schon beinahe verzweifelt.
„Natürlich tut es das.“
„Was?“ Ich sah ihn fragend an. „Wir sind beide verheiratet mit....“
„Mit einem Partner, der uns über alles lieb. Der für uns da ist. Uns Geborgenheit, Sicherheit und eine Familie gibt. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Gewissheit, dass man nicht allein ist. Gleichgültig was da komme.“, beendete er meinen Satz und ich wusste nicht, was ich dem hätte hinzufügen sollen.
„Erinnerst du dich Rea? EINER liebt immer mehr.“
Mit Tränen in den Augen lachten wir beide.
Ich setzte mich zurück auf den Sessel. Wischte mir die Tränen vom Gesicht und putzte mir die Nase. „Und der andere, lernt lieben.“, sagte ich und verzog ein wenig den Mund.
Kevin konnte ein leises „Ha.“ Nicht unterdrücken. „Hast du Gunnar lieben gelernt?“
Was um der Götter Willen sollte ich jetzt antworten?
Ich musste nichts sagen. Kevin beantwortete seine Frage selbst. „Ja. Hast du. Nicht wahr?“
Ich nickte. „Jedoch, da sind seine Neigungen, die er nicht mehr unterdrücken und denen ich nicht zu folgen vermag.  Er hat sich verändert und tut es noch.“
Kevin schmunzelte. „So ist das. Wir verändern uns alle beständig. Das ist die Kunst in einer Beziehung. Einer Ehe. Miteinander leben zu lernen. Nicht nur einen Tag. Einen Monat. Oder ein Jahr. Nein. Ein Leben lang. Vor allem Verantwortung zu übernehmen. Für sich selbst. Den Partner. Das Kind.“
In meiner Kehle formte sich ein Kloß. Mein Hirn suchte nach Worten, die es nicht fand. Was gab es da noch zu sagen?
Andererseits wollte ich nicht aufstehen. Wollte nicht gehen. JETZT, wo ich ihn endlich wieder fand. Nein!
Verzweiflung breitete sich in meinem Inneren aus. Tausend Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Ich will ihn küssen. Noch einmal. Ihn berühren, und am liebsten noch viel mehr. Waren die Worte die wie ein unaufhörlicher Schwall tosenden Wassers nach vorne preschten und meinen Körper in Bewegung setzten. Ich stürzte in Kevins Arme. Küsste seine Lippen wie in einem Rausch. Meine Hände fanden seinen Schoß. Ich griff zwischen seine Beine. Wollte den Reißverschluss öffnen. Ihm einen blasen. Irgendetwas Intimes tun, nur, um ihm Nahe zu sein. Ihn zu spüren. Zu riechen. Zu schmecken.
Er griff meine Hände mit den Seinen und hielt sie fest. „Nein. Rea. Nein.“, sagte er. „Das geht nicht.“
Ich hob den Kopf und ...“WAS geht nicht?“
„Mein Schwanz Rea. Ich kann nicht.“
Ich sah ihn entsetzt in die Augen. Voller Scham. Biss mir auf die Lippen und erhob mich langsam. „Verzeih.“, sagte ich leise. „Verzeih mir.“
Er fasste mich wieder bei den Händen und zog mich zu sich hinunter. Ich legte meinen Kopf „auf DAS, was NICHT ging“.  Bewegte ihn leicht. Als wolle ich schmusen und schluchzte unmerklich vor mich hin.
Kevin strich sanft mit seiner Hand über meinen Kopf. „Ist schon gut.“
Ruckartig und fast wütend (auf mich selbst) erhob ich meinen Oberkörper. „Nichts ist gut.“, sagte ich trotzig.
„Oh, oh, oh! Nein Rea. Jetzt gib dir nicht die Schuld daran, dass ich nicht mehr ficken kann. Es war meine eigene Dummheit. Ich hätte am Straßenrand halten sollen, als mir das Handy aus der Hand fiel. Aber ich Esel musste danach greifen und Bum! Das war’s.“
Die Uhr schlug fünf.
„Es ist besser du gehst. Meine Frau sollte dich hier nicht sehen.“
Ich rappelte mich hoch. „Ja. Natürlich. Du hast selbstverständlich Recht. Ich...“ In diesem Augenblick hielt ich inne. Sah Kevin noch einmal an. Stürzte  noch einmal in seine Arme. Küsste ihn und rannte weinend aus dem Haus.

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„Wir fliegen.“, sagte ich ohne weitere Erklärung, als ich bei Paul im Wagen angekommen war.
Er stutzte. Sah mich verwundert an und nickte.
„Also nicht wirklich ein Erfolg.“, sagte er nach einer Weile.
Ich antwortete nicht. Er beließ es dabei. Bohrte nicht weiter.
Ich glaube, er hatte meine geröteten, mit Tränen gefüllten Augen gesehen.
Ich schämte mich.
Wie töricht ich doch war. Was hatte ich mir genau genommen dabei gedacht nach Berlin zu fliegen? Ich hätte es besser dabei belassen sollen zu glauben, dass Kevin tot war.

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Am Abend informierte ich Gunnar in einem kurzen Gespräch über die Geschehnisse und, dass ich am Mittwochabend zurück sei.

Jason und Paul bedauern indes einstimmig, dass „die Reise“ zu Ende geht. Sie scheinen es doch viel mehr genossen zu haben.

Nun bleibt noch ein wenig Zeit bis 17.00 Uhr.