Samstag, 31. August 2013

Contenance bewahren



Am Morgen hatte mich Gunnar zur Physiotherapie begleitet und ich ihn anschließend ins Büro, obgleich ich einigermaßen müde gewesen war. Ich surfte ein wenig im Internet und ging dann zurück zum Haus, um meine Übungen zu absolvieren. Was mir durch die Krämpfe beträchtliche Schwierigkeiten bereitete.
Ich schnaufte, und eigentlich war mir zu weinen zu mute. Ich dachte an meine Familie. Meine Mutter meinen Vater und was sie mir beständig und eindringlichst  zu lehren versuchten: In jeglicher Situation die Haltung zu wahren!

Ich dachte gelegentlich darüber nach sie anzurufen. Jedoch war es bisher im Allgemeinen ein doch eher kühles Verhältnis. Vor allem zu meiner Mutter. Ich vermochte mich stets des Eindrucks nicht zu erwehren, dass sie in Ruhe gelassen werden wollten. Ich sie nicht weiter belästigen sollte. Da war nicht wirklich viel Kommunikation zwischen uns. Mühsam ausgesprochene Worte und peinliche Stille.


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Die Russen ziehen sich aus „unerfindlichen Gründen“ zurück. Wie mir Christine berichtete.
Wanja bemerkte dazu nur, dass es ein einmaliger Freundschaftsdienst gewesen sei. (Was ich selbstredend niemandem erzählen kann).Beim nächsten Mal würde er MICH als Belohnung für seine Bemühungen einfordern. „Ohne Gnade“. Wie er betonte.   



Empfindungsbarometer:  


Panik-Attacken stellten sich zudem abermals ein.
In dergleichen Augenblicken ist Gunnars Hilfe unerlässlich. Oder jemandes anderen. Wie beispielsweise Troels. Dessen Aufenthaltsort mir noch immer nicht bekannt ist.

Trotz aller Beschwerden, ob physischer oder psychischer Art, gilt für mich in aller erster Linie die Contenance zu wahren und zu lächeln! Als sei tatsächlich alles in bester Ordnung.



Freitag, 30. August 2013

Geteilte Zeit



Ein erneuter „Fußball-Tag“, an dem mir Gunnar ursprünglich versprochen hatte  bei mir bleiben.

Den  Morgen in Christines Büro vermochte ich noch zu verstehen. Jedoch den Abend nicht mehr. Immerhin verbrachte er wenigstens den Nachmittag mit mir. Oder, genau genommen, fünf Stunden. Von elf bis vier. Danach galt seine Aufmerksamkeit erneut Hammerby, seinen Brüdern und Trinkkumpanen.
Was ist er nun? Chef des Zentrums? Oder Fußballfan?
Offensichtlich beides. Wie mir scheint.
Männer werden in der Tat nie erwachsen!


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Obendrein brachte er erneut seine schauspielerischen Hirngespinste, die ihm sein Bruder Hjalmar ins Ohr geflüstert hatte, mit nach Hause.
Er könne möglicherweise vorsprechen für die Hauptrolle einer Roman-Verfilmung (der erotischen Art, selbstredend). Jedoch stünde noch nicht fest, ob dieses Werk überhaupt verfilmt würde.
Nun. Ich hoffe NICHT!

Zumindest kam er, wie versprochen, sogleich nach dem Spiel zurück.


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Gunnar hingegen monierte, dass ich meine Finger nicht vom Notebook lassen könne, selbst wenn er bei mir wäre.  Nur, sitzt er gelegentlich selbst mit dem Seinen neben mir.

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- Elena wird ihre praktische Ausbildung hier im Zentrum beginnen.



Empfindungsbarometer:

Es geht mir nicht wirklich gut dieser Tage. Der Herbst schleicht sich in die Knochen, die Muskeln, die Gelenke. Ich spüre vermehrt die Krämpfe und Nervenschmerzen. Das Brennen in den Füßen, den Beinen und am Rücken. Wahrlich keine amüsante Angelegenheit.




Donnerstag, 29. August 2013

Eine Woche ist vergangen – Ein Resümee der Kompromisse



Obgleich es nicht gelingen mag, mir eine etwas längere Pause des Schreibens einzuräumen, waren die wenigen Tage der Abstinenz doch einigermaßen erholsam.

Überdies kam ich mit mir darin überein, mich bezüglich der täglichen Diary-Einträge nicht mehr unter Druck zu setzen. Dahingehend kann es zukünftig möglich sein, dass es nicht vehement an jedem Tag hier etwas zu lesen geben wird, so denn es gleichwohl nichts zu berichten gibt.


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Gunnars Gesichter sind vielseitig.
Zu aller erst ist da das Ehemann-Gesicht. Das Alltägliche. DAS, welches ich jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne und, nun ja, beinahe jeden Abend sehe, kurz bevor ich sie schließe.
Oder das Chef-Gesicht, mit Anzug und Krawatte als Beilage.
Das Freizeit-Gesicht. Das Rote, das trinkt und das mit den dicken Augenringen. Das Fan-Gesicht beim Fußball. Das Entspannte. Rasierte. Bärtige. Das Lüsterne. Durstige. Gierige. Das Wissende und Kluge. Das in sich Ruhende. Das Ehrliche und Verheimlichende. Das Ertappte. Widerwillig Preisgebende, welches ich des Öfteren in den letzten Tagen zu sehen bekam. Aber war es tatsächlich ein widerwilliger Ausdruck? Zähne knirschend? Oder doch eher nachgebend. Erleichtert. Ich vermag  es nicht fortwährend gänzlich zu deuten.


Gunnars Geburtstag, war ein Tag voller Überraschungen. Für ihn, ebenso wie für mich. Ich spendierte ihm ein Feuerwerk, welches beinahe und buchstäblich ins Wasser zu drohen fiel, und genau genommen war es für mich nicht wirklich eine Überraschung, Siv, ihre Schwestern und Elena unter den Gästen vor zu finden.
Nun, es war „sein“ Tag.


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Die anschließenden Tage richtete sich Gunnars Aufmerksamkeit und im gleichen Maße seine Sexualität vermehrt auf mich. Natürlich war mir, sowie Gunnar bewusste, dass Erik „uns beide verhext“ hatte, und Gunnar fand dies völlig in Ordnung so.
Warum nicht? Wenn es seinen „Zweck“ erfüllt. Dachte ich und beließ es dabei.
Jedoch, so viel Zeit, wie ich mir gewünscht hätte, verbrachte Gunnar dann doch nicht mit mir. Da war die Arbeit im Office. Seine Brüder. Die Trink-Kumpane. Der Fußball. Das Modeln und nicht zuletzt Siv und Elena.
Am Montag, als Hammarby spielte, ließ er mich erneut allein. Ich wollte es gleichwohl bleiben. Dachte es aushalten zu können. Vermochte es jedoch nicht und rief Paul zu mir. Er leistete mir Gesellschaft. Nicht mehr und nicht weniger, und ging, als ich eingeschlafen war.
Es war natürlich ein unruhiger Schlaf, ohne Gunnar. Ich erwachte gegen drei. Zog mir etwas über und ging instinktiv ein paar hundert Meter in Richtung Office, wo sich meine Befürchtungen bestätigten. Denn ich sah Licht im obersten Stockwerk. Was nur Eines bedeuten konnte. Gunnar war dort mit Siv? Oder wer weiß wem.
Nein! Dieses Mal ging ich nicht weiter. Sondern wendete und kehrte zum Haus zurück. Denn es war mir mit Nichten nach sexuellen Abartigkeiten.
Eine gute Stunde verging, bis Gunnar zu mir kam. Frisch geduscht und parfümiert legte er sich zu mir ins Bett. Kuschelte sich an meinen Körper und schlief zufrieden ein. Nur währte sein Schlaf unglücklicher Weise gerade zwei Stunden, was mich im Grunde doch ein wenig schadenfroh stimmte. Denn ich weckte ihn als der Arzt mit seinen vampiristischen Schwestern gegen halb sieben gedachte mich aus dem Schlaf zu reißen.
Nach dem Frühstück begleitete ich Gunnar zum Office. Christine war jedoch der Meinung, er solle sich lieber um MICH kümmern und ER selbst könne ebenso noch ein wenig Ruhe vertragen, wie sie augenzwinkernd bemerkte.
Im Haus angekommen, stellte ich Gunnar zur Rede. Er gestand mir freimütig und ohne den Eindruck eines fehlerhaften Verhaltens zu erwecken oder ganz und gar einer Schuld, das er im Anschluss an das Fußballspiel noch bei Hajlmar und dann mit Siv in seinem „Spielzimmer“ gewesen wäre. Betonte jedoch, dass es ausschließlich Siv war. Niemand anderes. Was ich nun schlicht und unkritisch hinzunehmen hatte und ebenso tat. Was erwartete ich denn anderes?

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Während ich mich via Handy bei Erik beschwerte, dass sein Zauber offensichtlich nun doch nicht gelungen war, wie ich eigentlich anfänglich wohlwollend vermutete, war Gunnar bereits erneut auf dem Weg zu Siv, um einen Termin bezüglich einer neuen Wohnung für sie wahrzunehmen. Genau genommen hatte ich ihn an diesem Abend nach Stockholm begleiten wollen. Dachte möglicherweise Troels bei Elena anzutreffen, welche Gunnar gewiss aufsuchen würde. Hatte es jedoch am Ende zugelassen, dass Gunnar mir dieses Vorhaben ausredete.
Schlussendlich war ich erneut allein und orderte Paul zu mir.
Wir sprachen über die Tage in Berlin, das sich näher kommen und Jason, welcher ihm, Paul zu verstehen gegeben hatte, dass da etwas zwischen ihm, Jason und mir, Rea lief.
Wie konnte er nur? Männer mit ihren reißerischen Geschichten, in denen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen suchen mit samt ihrem Platzhirschgetue.
Und just im selben Augenblick klopfte es an der Tür und Jason stand vor der Selben.
Selbstredend nutzte ich diese Gelegenheit, um vor beider Ohren kund zu tun, dass da eben NICHTS mit Jason gewesen war und ich ausschließlich nicht allein sein wollte.
Währenddessen jeder von uns dreien seine eigene, ihm zum Wohle gereichende  Wahrheit verkündete, platzte Jasons Frau Lisa unaufgefordert herein und tobte ihren eifersüchtigen Kampf.
„Einmal kann ich verzeihen. Zweimal übersehen. Aber ein drittes Mal sollte sich deine Frau beherrschen. Wenn nicht, werdet ihr das Zentrum verlasen.“, drohte ich Jason mit (s)einer Entlassung.
Was für ein beschissener Abend!

Gunnar kam unerwartet früh zurück. Stellte mich jedoch vor die Tatsache, dass er gleich am nächsten Morgen noch einmal zu Siv fahren wolle, welche sich bis dahin über ein JA oder NEIN zu der vorgeschlagenen Wohnung äußern sollte, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können.
Dieses Mal gedachte ich Gunnar nicht zu begleiten. Alldieweil ich mit Gewissheit wusste, Troels dort nicht antreffen zu können, selbst wenn er Elena besuchte. Denn, so völlig beiläufig hatte Gunnar erwähnt, dass Troels gekündigt und seinen Resturlaub genommen hätte.
Ich war entsetzt! Er wendete sich vollends von mir ab. Ich erreichte ihn bis dato noch immer nicht. Was ist nur geschehen, dass er mich so vehement von sich weißt? Ist es tatsächlich nur wegen dieses einen Wortes?


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Beginne ich etwa tatsächlich zu akzeptieren was da geschieht?  Mit Siv, ihren Schwestern, Elena, dem Fußball, dem Modeln und den Besuchen bei seinen Brüdern? Gestehe ich Gunnar widerstandslos und uneingeschränkt seine Neigungen und die daraus folgenden Handlungen zu? Seine „Karriere“, die sich nunmehr erneut bis in die Filmbranche erstreckt, und ebenso die gelegentlichen Stippvisiten bei Elena?
Ich bin es schlicht und einfach leid, ihm in beständiger Eifersucht zu begegnen. Ihm pausenlos böse zu sein und zu schmollen. Warum sich so unnütz quälen? Wenn doch alles viel unkomplizierter sein kann.
Gunnar geht seinen Weg, und es ist wie es ist. Daran werde ich nichts ändern. Gleichgültig wie sehr ich mich auch gräme. Oder eben nicht.
Es tut mir nicht gut, in beständiger Misslaunigkeit zu leben. Traurig und einsam meine Bahnen zu ziehen. Wozu?
Ich übe mich im Verstehen, Verzeihen, Ignorieren  und Vertrauen. Der Gewissheit, seien Worten in meinem Herzen Raum zu geben, das dies alles NICHTS mit uns zu tun hat. Das wir uns lieben, vertrauen und als Seelenpartner auf ewig zusammen sein werden. Im vorherigen, in diesem, sowie im nächsten Leben.


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„Sollte ich nicht bei ihnen sein?“, fragte Sarah, die mich allein beim Lunch im Restaurant vorfand, da Gunnar noch nicht (von der Wohnungssuche mit Siv) zurückgekehrt war.
Nun, möglicherweise nutzte er sogleich diese Gelegenheit, um bei Elena vorbei zu schauen. Dachte ich so und ließ mich von Sarah zum Office geleiten.
Christine sah nicht fröhlich aus, als ich ihr Büro betrat.
„Was ist geschehen?“, fragte ich sie.
Sie atmete tief und schnaufte. „Heute ist ein echt beschissener Tag. Das Indernet funktioniert nicht. Irgendwelche Leute klagen gegen uns und andere wollen Geld. Die Telefone der Hütten sind ebenso wenig funktionstüchtig wie die Strom- und Wasserleitungen. Zu allem Überfluss“, sie nickte mit dem Kopf und sah mir über die Schulter, „sind die Russen dabei das Zentrum zu übernehmen und sprechen von Sabotage. Ich weiß nicht mehr weiter. Hast du vielleicht eine Idee?“
„Und Gunnar kümmert sich derzeitig lieber um die Wohnung seiner Domina.“, entfuhr es meinen Lippen.
Christine warf mir einen kurzen verzweifelten Blick zu und senkte den Kopf.
Draußen im Flur sah ich Thomas und Dahl mit den Russen lautstark reden und gestikulieren.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich dachte die Russen hätten was sie wollten.“
„Hhmm.“ Christine machte eine abwertende Geste. „Sie bekommen den Rachen nicht voll.“
„In der Tat benötigen wir dringlichst Lösungen.“, bemerke ich ebenso.


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Gunnar kam erst gegen neun Uhr abends. Hatte mich somit beinahe den gesamten Tag allein gelassen und seine Arbeit vernachlässigt. Zumindest dachte ich das.
„Ich weiß bereits Bescheid.“, sprach es, küsste mich auf die Wange und begab sich umgehend unter die Dusche.
Immerhin hatte er mich heute Morgen gefickt. Unerwarteterweise. Als ich auf die Fensterbang gelehnt nach draußen sah, kam er von hinten und verschwendete keinerlei Zeit. Schob mein Kleid nach oben, meinen Slip nach unten und seinen bereits erigierten Penis in mich hinein.

In der Zwischenzeit hatte ich via iPhone Wanja um Hilfe gebeten. Die Anwälte waren ebenso bereits informiert und die Wartungsteams befanden sich auf dem Weg ins Zentrum.
Gunnar kam aus dem Bad zurück, setzte sich neben mich auf die Couch und berichtete mir von seinem Tag.
Er und Siv hätten sich noch  einmal drei Wohnungen angesehen. Zwischendurch gespeist und am Ende hätte sie sich umgehend für eine entschieden.
Während er in Elenas Wohnung gewesen war, hätte Christine angerufen und ihn über die Lage im Zentrum informiert. Er hätte sich nun sogleich auf den Weg zu den Russen begeben, um mit ihnen zu reden und zu verhandeln. Sie hätten ihn warten lassen. Beinahe drei Stunden lang. Hätten Macht demonstriert und sich unversöhnlich gegeben. Aus diesem Grund wäre er so spät zurückgekommen. Erzählte er mir und entschuldigte sich noch einmal dafür. Mit einen Kuss auf die Lippen, die Stirn, die Wangen, den Hals......


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„Hast Du Elena gefickt“, vermochte ich mir die Frage nicht zu verkneifen.
Er schien sich anfänglich zu winden. Bis schlussendlich ein „Nein“ zu hören war, welches mir jedoch einigermaßen unglaubwürdig erschien.
Ich schnaufte. Ignorieren. Dachte ich. Ignorieren, und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Schob meine Hand in die seine und kuschelte mich an meinen Ehemann.




Donnerstag, 22. August 2013

Atem - Pause


Die geplante „Pause“, welche Ende Juli zu meinem Geburtstag stattfinden sollte, wird es nun zu Gunnars Geburtstag tatsächlich noch geben.
Meine Welt scheint sich abzuklären. Ist träge und ereignislos geworden. Ich selbst neige zur Schwermütigkeit. Zumindest im Augenblick und möglicherweise sollte ich nunmehr Gunnars Worten folgen und mich auf wichtigere Dinge konzentrieren.

Der Kontakt mit Ian, Kevin und Wanja ist derzeit nur noch gelegentlicher Natur. Sie leben alle samt in ihren eigenen Welten. Genauso wie Armon, welcher bereits gestern Morgen abreiste. Marie und Adam werden uns ebenso in einigen Tagen verlassen. Und Troels gleichermaßen, welcher sich meinen Bitten um Verzeihung beharrlich widersetzt. Allesamt folgen sie ihren eigenen Intensionen und Wegen. Kreuzen, wie es scheint, nur noch gelegentlich den Meinen.
Gleichermaßen gereicht es mir zum eigenen Wohle mich von den Frauen und insbesondere den Männern des Personals zu entfernen. Wie beispielsweise Jason, Paul und desgleichen dem Kreise der Frauen. Möglicherweise sollte ich in Sarahs und eventuelle sogar Emilias Fall eine Ausnahme verfügen.


Am Ende verbleibe ich, als die einsame Wölfin, welche ich bereits immer schon gewesen war. Nun allerdings, mit meinem Gefährten. Gunnar.
Denn im Augenblick ist es mir eine Last andere Menschen in meiner unmittelbaren Nähe zu ertragen. Mit ihrem heimlichen Gerede, dem Klatsch, dem Neid und der Häme.
Ich ziehe mich zurück für einige Tage.
See you later, in some days, on the same place.
Goodbye for the moment.

Rea



Mittwoch, 21. August 2013

Beauty-day, Notebook-time und Gunnar




Ich vermag mich nicht zu entscheiden.
J’ adore oder Chanel?
Ich tendiere eindeutig zu Chanel. Obgleich ich bislang an meinem Lieblingsduft Shalimar festhielt.

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Am Morgen Notebook-time. Ohne Frage.
Gunnar war im Office tätig. Kam mich zum Lunch abholen, wo wir gemeinsam mit Adam und Marie im Restaurant speisten. (Pilzragout mit Teigwaren.)
Mein „Händchen“ für die Fotos ist, wie man sieht, nach wie vor nicht das Beste.
Der Nachmittag war voll und ganz der Schönheit gewidmet.
Während mein Ehemann ab und an bei mir im Beauty-Salon vorbei schaute, ließ ich mich von Kopf bis Fuß verwöhnen.
Was für ein angenehmer Tag! 

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Bevor Gunnar am Abend zu mir kam, dachte ich an Troels, welchen ich noch immer nicht erreichte. Es scheint offensichtlich sein Wunsch, von mir nicht erreicht zu werden. Ich vermag seine Verärgerung durchaus zu verstehen. Selbstredend bereue ich meine Eifersucht auf Frieda, welche trotz alledem noch schwelt, und vor allem das harte Wort „Geh!“ so wie so zu tiefst. Wie konnte ich es nur und auf diese Weise aussprechen? Was tat ich unserer Freundschaft nur damit an?

Gleichermaßen dachte ich an Armon.  An Jason und Paul. An Ian, der mir wieder und wieder Fotos von London schickt, und: „Liebe Grüße“. Oder: „Ich liebe dich noch immer“, „Es tut mir alles so leid.“ „Ich wünschte, es würde alles anders sein und ich könnte...“ usw.

Was soll ich nur mit Wanja tun? Ich mutmaße, ein Eklat ist unausweichlich. Das Aufeinandertreffen der beiden. Gunnar und Wanja. Möglicherweise eine Auseinandersetzung, was Wanja, sowie Gunnar bisher vermieden.

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Es wurde spät am Abend, als Gunnar vom Office kam.
„Es tut mir leid. Da war noch zu viel zu tun.“, entschuldigte er sich. Umarmte und küsste mich.
Sex gab es keinen. Ich war, wie stets um diese Zeit, zu erschöpft und heute Morgen war ebenso keinerlei Gelegenheit. Ein Termin der Physiotherapie mahnte zu Eile.

And now, let’s go shopping to Stockholm!



Dienstag, 20. August 2013

Zum Wohle aller



Am Morgen Reiki und dann eine Weile lang im Internet gesurft. Ein kurzes Gespräch mit Kevin. Wanja blockte ich ab. Gunnar war gleich neben mir. Er mahnte ohnehin bereits, ich solle mein Notebook schließen und mich stattdessen Wichtigerem zuwenden.

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- Ich speiste mit Adam und Marie im Restaurant zu Abend.
Marie war mit Adam beschäftigt und Adam mit Marie. Und beide mit den Kindern.

Gunnar und seine Brüdern besuchten das Fußballspiel, und ich, das Konzert des attraktiven Musikers. Am Abend im großen Saal. Was hätte ich auch anderes tun sollen. Da ich Troels nun erneut NICHT angetroffen hatte.
Bevor Armon begann zu spielen, nickte er mir zu und lächelte.
Nach der Veranstaltung ging ich mit Sarah zum Haus zurück und zu Bett, um auf Gunnars Rückkehr zu warten. Wie eine brave Ehefrau.
Als er kam, muss es Mitternacht gewesen sein. Er hatte bereits geduscht und roch  kaum nach Bier, als er zu mir ins Bett kroch.
Ich begrüßte ihn, so halb verschlafen mit einem: „Ich liebe dich.“
Gunnar sah mich zufrieden und mit einem glücklichen Strahlen in den Augen an. „Jag älskar dig också.”

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Heute Morgen erwartete mich in dieser Welt das selig lächelnde Gesicht meines Ehemanns, als ich die Augen aufschlug Ich vermag nicht zu sagen, wie lange er mich bereits so anschaute. „Was für ein Glück ich doch habe.“, sprach es und küsste mich streichelnd auf meine Lippen.
„Ja. Ich ebenso.“ hauchte ich zurück.

Erik scheint in der Tat ganze Arbeit geleistet zu haben. Zauberte offensichtlich, was die Druidenküche herzugeben vermochte. Behexte jeden, einschließlich mir, so ganz und gar,  zu aller Wohl.



Montag, 19. August 2013

Gehirn gewaschen?



Marie strahlt mich an, als sähe sie mich zum aller ersten Mal. Herzt mich. Umarmt mich. Küsst mich.
Hat man ihr Gehirn gelöscht? Neu programmiert? Oder was?
Nun ja. Beklagenswert ist ihr „derzeitiger Zustand“ zweifelsohne NICHT!
SO ist sie mir viel lieber als zuvor.
Mir scheint ebenfalls, ich gebe mit Gunnar zusammen für sie einen idealen Leidfaden für ihre eigene Ehe.
DAS ist in der Tat erstaunlich!  
Sie schwärmt geradezu von unserer Art miteinander umzugehen. Ahmt es nach mit Adam. Welcher sich selbstredend geschmeichelt fühlt und daran erfreut.
KEINER von uns spricht darüber, was geschah. Keiner hinterfragt.
Warum auch?
Alles ist in Ordnung, genau SO, wie es ist.  


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Die Schönheit der Welt zu sehen, ist ein beachtliches Geschenk.
Durch verliebte Augen wird das Wahrgenommene noch zauberhafter.
(Rea)
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Da nun die Wogen in der Tat geglättet sind und mein Herz vor Freude springt, obgleich Gunnar heute bereits erneut zu einem Fußballspiel nach Stockholm aufbrechen wird, beschloss ich, mich der Versöhnung mit Troels zuzuwenden.
Ich vermag es nicht zu ertragen, ihn nicht mehr als einen guten Freund bezeichnen zu können.



Sonntag, 18. August 2013

Die Wogen sind geglättet - Die Welt in Ordnung

Adam war beinahe die gesamte Zeit über bei Erik. Gunnar stand mit ihm in Verbindung. Sie hatten sich vorher bereits geeinigt und vorbereitet, was zu tun wäre. Das hatte ich nicht gewusst.
Gleichgültig!
Gunnar ist bei mir, und meine Welt somit in Ordnung.

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Marie ist verwandelt.
Sie kümmert sich mit Hingabe um ihre Kinder. Ist freundlich zu mir. Wie früher, als wir noch Freundinnen waren, und als sie noch nicht zu einem Männer verzehrenden Vamp geworden war.
Adam schenkt sie die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt.

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Mein Magen scheint sich ebenso ein wenig besser zu fühlen. Obgleich ich noch immer auf die Speisen achten muss, wie Gunnar mir riet. Was, wie viel und zu welchem Zeitpunkt ich esse, sei nach wie vor von Wichtigkeit.
Nun, ab und an ein Eis, oder ein Kaffee Latte sind glücklicherweise wieder möglich. Denke ich(?) zumindest.

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Erstaunlicher Weise war das Verlangen nach Sex mit Gunnar eher gering.
Schmuste ich mich doch viel lieber an seien Körper und genoss seine Gegenwart.

Wie schnell die Welt doch zuweilen aus den Fugen gerät, um sich dann gegebenenfalls genau so rasch erneut zu ordnen. Wobei „die Ordnung“ als die Eigenen zu verstehen ist. Wie man sie wahr nimmt und wie sie am besten für einen ist.
„Wie lange wird „der Zauber“ halten“, fragte ich Gunnar, alldieweil mir durchaus bewusst ist, was bei Erik geschehen war.
„Adam weiß (jetzt) was zu tun ist, damit es so bleibt.“, sagte er mit einem Augenwinkern und ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Offensichtlich hatte Erik abermals „alles gerichtet“.





Samstag, 17. August 2013

Odyssee des Fahrens und Erlebens und ein Gentlemen



Den gesamten Vormittag über plärrten die Kinder und warteten auf die Milch der Mutter.
Marie muss sie geben, absaugen, wie mir die Säuglingsschwester erklärte. Daher fährt täglich ein „Kurier“ zu Eriks Haus im Wald, um die Milch für die Kleinen abzuholen.
Ich kämpfte mit mir, dem iPhone und meiner Kränklichkeit. Dachte an Gunnar, der jeder Zeit zurückkommen konnte, welchen ich jedoch gleichwohl NICHT erreichte.
Nach dem Lunch hielt es mich nicht mehr. Die Kinder waren versorgt. Die Nanny und Sarah waren bei ihnen. Ich stieg in meinen Wagen und brauste in Richtung Stockholm davon um nach Troels zu suchen.

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Als ich so auf der Landstraße dahin fuhr, kamen mir Zweifel. Gedanken an Gunnar schlichen sich ein. Das Versprechen, welches wir uns gegeben hatten. Vertrauen.
Ich stieg auf die Bremse, wendete und nahm nun den Weg zu Eriks Hütte.
Bereits in dieser Nacht hatte ich mir vorgestellt, dass Gunnar neben mir lag.
Ein „realer“ anderer Mann wäre ohnehin nicht in Frage gekommen. Schließlich waren die Kinder samt Nanny und Sarah im Haus. Es hätte erneut Gerede gegeben. Also ließ ich es besser.
Ich fuhr und fuhr und fuhr. Konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich Kreise zog. War mir sicher, dass DAS die „richtige“ Straße, der richtige Weg war. Jedoch vermochte ich Eriks Hütte nicht zu finden.
Es war schlicht und einfach unmöglich!
Das konnte nicht sein!
Sie musste doch hier irgendwo stehen!
Ich kannte diesen Platz. Das wusste ich genau.
Ich stoppte den Wagen und stieg aus.
Verschnaufte. Atmete durch. Phhuuu.
Hier ist in der Tat Hexerei im Spiel. Dachte ich.
Man kann doch nicht ein ganzes Haus samt Schuppen schwinden lassen???
Was nun?
Wenn ich Gunnar nicht zu finden vermochte, dann möglicherweise doch Troels.
Infolgedessen stieg ich in meinen Wagen und fuhr nun doch nach Stockholm.

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Als ich dort ankam, war es bereits gegen halb fünf.
Wieder und wieder versuchte ich Troels via iPhone zu erreichen. Nichts.
Okay. Dann würde ich eben alleine in der Sushi-Bar speisen, bevor ich zu Elenas Haus fuhr.

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Es muss so gegen halb sieben gewesen sein, als ich vor Elenas Wohnung parkte.
Ich sah nach ganz oben. Gleich unterm Dach. Da war Licht im Fenster. Ich konnte es deutlich sehen. Hoffnung keimte, Troels doch noch an diesem Abend zu finden.
Ich stieg die Treppen bis nach oben. Kam außer Puste. Schnaufte. Legte zwei kleine Pausen ein. Dann stand ich vor der Tür und klopfte.
Es dauerte nicht lange und Elena öffnete.
„Dein Mann ist nicht hier?“, sagte sie schroff, ohne eine Begrüßung.
„Und was ist mit Troels?“
„Er ist mit Frieda zum Zentrum gefahren.“
Ich stöhnte und brach in mir zusammen. Ich musste ihm unterwegs begegnet sein. Verdammt!
„Ist niemand hier, der dich beschützt?“
„Mads.“
„Okay.“, sagte ich und ging.

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Im Zentrum angekommen, nahm ich den direkten Weg zu Troels Hütte. Stoppte jedoch hundert Meter davor und ging den Rest des Weges zu Fuß.
Zumindest brannte Licht. Ein erneuter Hoffnungsschimmer!
Ich hatte bereits meine Hand zum Klopfen erhoben. Hielt jedoch inne. Ging nach links zum Fenster und spähte in Troels Zimmer hinein.
Dort sah ich Frieda. Sie saß auf Troels Bett und zog sich gerade das Shirt über den Kopf. Dann stand sie auf und streifte ihre Hosen ab. Die Unterwäsche ebenso. Nun kam Troels zur Tür herein und reichte ihr ein Handtuch. Sie nahm es und ging zum Badezimmer.
Ich ging einen Schritt zurück. Hatte Angst von Troels gesehen zu werden.
Frieda hatte tatsächlich nackt vor ihm gestanden.
WAS in aller Welt hatte DAS zu bedeuten???
Sie fickten doch miteinander. Vermutete ich.
Um dies jedoch herauszufinden, musste ich ausharren und weiterhin vor dem Fenster stehen bleiben, wie eine gewöhnliche Voyeurin.
Wenn man mich sah? Was würde man denken?

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Scheiß drauf! Gleichgültig. Es würde mich schon niemand sehen. Dachte ich.
Ich ging wieder den einen Schritt auf das Haus zu und beobachtete Troels. Er hatte sich auf das Bett gelegt, die Arme nach oben unter seinem Kopf und sah fern.
Es dauerte eine Weile bis Frieda, ausschließlich mit einem Badetuch bekleidet ins Zimmer zurückkam. Ihr Haar war nass und hing in Strähnen über ihre Brüste. Sie nahm das Handtuch von ihrem Körper und rieb sich damit den Kopf. Stand nackt vor Troels, der nur einen kurzen, gefälligen Blick zu riskieren schien. Frieda ging zum Schrank und holte eines von Troels Hemden heraus, um es sich kurzerhand überzustreifen. Dann legte sie sich zu ihm ins Bett.
Ich war so derart auf das Geschehen im Zimmer konzentriert, dass ich nicht bemerkt hatte, dass jemand von hinten an mich herangetreten war und mir mit dem Finger auf die Schulter tippte.
Ich schlug meine Hand auf den Mund. Unterdrückte einen Schrei und fuhr augenblicklich herum, um zu sehen, wer da hinter mir stand.
Mein Erstaunen war übergroß, als ich diesem attraktiven Musiker, den ich bereits kannte, in sein schönes, lächelndes Gesicht sah.
„Was tun sie hier?“, fragte er flüsternd.
„Oha! Ich weiß, wie das für sie aussehen muss.“, stotterte ich verlegen.
Er lachte und ich sah ein Blitzen in seinen wunderschönen Augen.
„Es ist nicht, wie sie denken.“, bekräftigte ich noch einmal.
„Was denke ich denn?“
Ich wusste in Tat nicht, was ich antworten sollte. Mein Mund blieb still. Ich stand nur da und starrte ihn an.
„Es wäre vielleicht besser, wenn wir von hier verschwinden würden. Bevor uns noch jemand entdeckt.“ Er zwinkerte mir zu und grinste. „Meinen sie nicht?“
„Ja. Ja. Natürlich.“

Am Ende lud er mich ein auf ein Glas Wein, welchen ich gegen Sprudel austauschte, sobald ich in seiner Hütte angekommen war.
Wir redeten und lachten viel. Sprachen über Musik und er spielte mir auf seinem Instrument einige Partitionen einer Symphonie. Ich lauschte gespannt und war glücklich nicht mehr allein zu sein. Das Schicksal hatte sich mir zugewendet und diesen gut aussehenden, sympathischen Mann in meine Hände gespielt.
Er war Feuer und Flamme für seine Musik. Mit welcher Leidenschaft er darüber sprach erstaunte mich. Da war kein Platz für eine Beziehung. Eine Frau. Die Musik nahm die erste Stelle in seinem Leben ein. Nichts weiter.
Er, Armon Rubinstein, 1980 in Bad Godesberg geboren, stattliche 1.90 groß und blond gefärbtes Haar, mit einem vorzüglichen deutsch, englisch und hebräisch erzählte mir über seine Jahre in New York und dass er seit frühester Kindheit nichts lieber tat als zu musizieren.
Ich fragte ihn, ob er sich nicht nach einer Familie, einer Frau und Kindern sehne. Er lächelte und sagte: „Später vielleicht. Obwohl ich mir das heute noch nicht wirklich vorstellen kann. Meine Familie ist das Team, mit welchem ich durch die Städte ziehe. Es ist genau das, was ich mir immer wünschte.“

„Was ist mit der Liebe?“, fragte ich schmunzelnd.
Armon lachte herzhaft. „Meine Liebe gilt der Musik.“
„Ach. Tatsächlich und ausschließlich?“, setzte ich nach.
„Ja. Uneingeschränkt und absolut.“
„Die armen Frauen, welche sie verehren. Keine von ihnen hat eine Chance. Wie bedauerlich.“, bemerkte ich. „Lassen sie es sie wenigstens wissen? Oder nicht?“
„Durchaus“, antwortete er und seine braunen Augen weitete sich immer mehr.

Nach einiger Zeit, es muss so gegen elf, halb zwölf gewesen sein, bemerkte er erstaunlicherweise von sich aus, dass ich erschöpft war und müde.
„Warum legen sie sich nicht einen Augenblick auf die Couch? Er stand auf, reichte mir eine Decke und nahm im Sessel Platz. „Ich werde mir in der Zwischenzeit noch eine Symphonie von Brahms anhören, wenn es sie nicht stört.“
So fiel ich mit den Klängen der Violine in einen unruhigen Schlaf.
Als ich für einen kurzen Augenblick erwachte, befand ich mich bereits in Armons Bett. Er lag neben mir und hatte seinen Arm unter meinen Kopf geschoben. Ich hielt ihn erstaunlicherweise fest umklammert.
„Oh! Tut mir leid.“, entschuldigte ich mich. „Ich sollte gehen.“
Ich war gerade im Begriff mich aufzurichten, als er mich sanft zurück in seinen Arm drückte. „Vielleicht können sie noch eine Weile bleiben? Wo ist eigentlich ihr Mann?“
Ich legte mich willig zurück in seinen Arm und lächelte verschämt. „Nicht da.“, antwortete ich leise und schloss die Augen um weiter zu schlafen.
„Sie sind eine einsame Frau.“, hörte ich ihn noch sagen, bevor ich erneut ins Land der Träume schwebte.

Wie angenehm und behaglich nicht allein, ohne Mann schlafen zu müssen. Ich schlief einen ruhigen, erholsamen Schlaf an Armons Körper geschmiegt. Und NEIN, wir fickten NICHT miteinander!


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Zu früher Stunde löste ich mich aus Armons Armen, der mir noch einmal liebevoll über die Wange strich und ging zurück zu meinem Haus.
Man hatte mich bereits vermisst. Wäre ich in dieser Stunde nicht zurückgekehrt, hätte Christine Kurt angerufen und nach mir suchen lassen.
„Wo um Himmels Willen waren sie?“, fragte Sarah.“
Ich lächelte nur und sie grinste.
„Nein, nein! Sarah. Nicht, was sie denken. Ich schlief nur. Nichts weiter.“

Die Säuglingsschwester musste Christine Bescheid gegeben haben. Denn sie war kurz nach meiner Rückkehr ins Haus umgehend erschienen, um „angeblich“ nach den Kleinen zu sehen, bevor sie zum Office ging. Ein vorwurfsvoller, durchdringender, fragender Blick traf mich. Sie schien misstrauisch und argwöhnte offensichtlich, dass ich ihren geliebten Sohn in der letzten Nacht erneut betrog.
„Wo warst du?“, platzte sie schließlich heraus.
„Hast du Gunnar erreicht?“, stellte ich eine Gegenfrage.
„Nein.“, war ihre knappe missbilligende Antwort und ich rang mit mir, ob ich auf ihre Frage tatsächlich wahrheitsgetreu antworten sollte.
„Gut.“, sagte ich stattdessen.
„Gut?“
„Ich suchte Gunnar am gestrigen Nachmittag.“
„Du warst bei Erik?“
„Nein!“
Sie sah mich verdutzt an. „Nein? Wo dann?“
„Erik und sein Haus waren auf wundersame Weise verschwunden. Ich fand es nicht. Obgleich ich mir sicher gewesen war, dass ich den richtigen Weg genommen und den korrekten Platz vor mir hatte.“
„Und dann?“, bohrte sie weiter.
„Fuhr ich nach Stockholm. Aß in der Sushi-Bar und war kurz bei Elena.“
Christine sah mich abwartend an. Sollte ich ihr gestehen, wo ich tatsächlich gewesen war?
Nein! Auf keinen Fall!
Ob so oder so. Sie würden ohnehin allesamt vermuten, ich hätte die Nacht in den Armen eines anderen Mannes verbracht. WAS nun in der Tat korrekt gewesen war. Jedoch war absolut NICHTS geschehen, wessen ich mich hätte schämen müssen. NUR, würde man mir genau DAS nicht glauben. Infolgedessen beließ ich es dabei, antwortete nicht mehr auf Christines Fragen und ging hingegen zum Badezimmer, wo ich mich für einige Zeit „einschloss“. Bis,...sich die Gemüter beruhigt hatten und Christine gegangen war.

Sarah bemühte sich noch einmal herauszufinden, wo ich gewesen war.
„Man hat sie bei Troels gesucht. Wissen sie?“
„W-a-s?“
„Christine bat mich gestern Abend zu Troels zu gehen und nachzusehen, ob sie dort sind.“
„Und?“
„Und was?“
„Waren sie dort?“
„Ja.“
„Was sagte ER?“
„Das er sie nicht gesehen habe und nichts weiter.“
„War noch jemand bei ihm?“
„Frieda. Sie lag auf seinem Bett.“
„Wann war das?“
„Phhuuu.“ Sie blies die Luft durch ihre geschürzten Lippen und dachte nach. „Vielleicht so gegen elf.“
Zu dieser Zeit erfreute ich mich bereits an Armons Gegenwart. Was ich selbstredend verschwieg.



Freitag, 16. August 2013

Funkstille und (begründete??) Zweifel



Ein weiter Tag und eine weitere Nacht mit den Kindern.
Gunnar meldete sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Warum lässt er mich immer wieder allein? Ich will nicht mehr ohne Gunnar sein! Die Nächte ohne (Ehe-)Mann zu verbringen fällt mir schwer. In jedem Fall bin ich fest entschlossen, die kommende Nacht NICHT allein in meinem Bett zu sein.
Natürlich hätte ich Jason oder Paul bitten können, als „Bodyguards“ sich wenigstens in meiner Nähe aufzuhalten. Aber da waren die Kinder, die Säuglingsschwester und Sarah.
Sie war zumindest bei mir geblieben.
Sarah ist feinfühliger als ich annahm. Bemerkte meine Überforderung. Gerade jetzt, wo es mir ohnehin nicht sonderlich gut geht. Obgleich ich sagen muss, dass die Folgeerscheinungen der Medikamente dieses Mal nicht SO immens sind wie bei den Vorherigen. Nun, immerhin reduzierten die Ärzte meine Dosis von neun auf fünf mg auf die entsprechende Körperfläche.

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Natürlich war ich zu feige, zu bequem, zu kränklich, um Troels in Stockholm aufzusuchen. Was nicht bedeutet, dass ich dieses Vorhaben grundsätzlich aufzugeben gedenke. Immerhin könnte Gunnar zu jeder Zeit hier her zurückkommen. Was mich bisher daran hindert dieses (törichte) Unternehmen in die Tat umzusetzen.

Wozu besitzen Gunnar und Troels ihre Handys, wenn ich sie nicht erreichen kann?
Was sind das genau genommen für wichtige magische Arbeiten (?), die Erik und Gunnar mit Marie zu verrichten haben? Gewissermaßen würde nur noch Adam fehlen, um das „magische Trio“ komplett zu machen. Man könnte gleichwohl Sonderbares vermuten, was sich dort möglicherweise abspielt.

- Ebenso wenig erreichte ich Wanja, Kevin oder Ian. Von Adam noch immer keine Spur. Ich vertraue schlicht und einfach darauf, dass er ihm gut geht.
- Christine, meine Schwiegermutter, sieht ab und an nach mir, um sich zu vergewissern, wie gewissenhaft ich die mir von Gunnar gegebenen Aufgabe der Kinderbetreuung erfülle. Nun, warum auch nicht mit ihnen spazieren gehen und die Restsonne des Sommers genießen.

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So allmählich vermute ich bei Troels doch eine gewisse Unlauterkeit. Ist da möglicherweise tatsächlich etwas zwischen ihm und dieser Frieda?
Hat er mich etwa in seinem Herzen gegen sie ausgetauscht? Ist seine Liebe zu mir so gering?
Ich vermag dies jedoch noch immer nicht gänzlich zu glauben. Denn sie ist viel zu jung für ihn. Anderseits, was besagt schon „das Alter“? Kommt es nicht auffallend  häufig vor, dass sich gerade ältere Männer immer wieder in junge, kindliche Frauen verlieben?
Jedoch vermochte ich bisslang derart abartige Züge an Troels nicht zu erkennen.
Oder täusche ich mich da?



Donnerstag, 15. August 2013

Allein mit Inula Castanea und Óðinn Aron – Tante wider Willen



Gunnar fuhr gestern Morgen mit Marie zu Erik und bat MICH auf die Kinder zu achten. IHR scheint dies gleichgültig zu sein. Ist sie doch viel mehr darüber beglückt Gunnar begleiten zu dürfen. Vor allem, ohne mich.
Was sollte ICH nun tun, mit den Bälgern?
Ich überließ sie der Kinderfrau. Genauso, wie es Marie stets tut, wenn sie keine „Verwendung“ für sie hat.

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Vergeblich versuchte ich Troels zu erreichen.
Verweigerte er sich mir etwa?
Ich ging zu seiner Hütte. Fand jedoch nicht einmal seinen Bruder Mads dort vor.
Sarah kam mir entgegen und ich bat sie mich zu begleiten.
„Da sie mich nicht oft als Gesellschafterin benötigen, wurde ich von Dahl Lindqvist wieder ins Sicherheitsteam eingegliedert.“, sagte sie und ich wusste nicht, ob dies nun unerfreulich oder eher angenehm für sie war.
„Oh! Das tut mir leid.“, bekundete ich mein Mitgefühl, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.
„Ist schon okay. Kein Problem.“, antwortete sie mit in ruhigem Ton. Gerade SO, als würde es ihr in der Tat gleichgültig sein.
Um so beser. Dachte ich. „Ich bin oft viel lieber allein als in Gesellschaft. Es ist mit Nichten ihre Schuld Sarah.“, betonte ich erneut ihre Schuldlosigkeit.
Immerhin hatte er sie nicht entlassen.
„Sahen sie Troels. Oder Mads?“, kam ich zur Sache.
„Hm.“ Sie schien nachzudenken. „In den letzten Stunden nicht. Mads hat Dienst und Troels ist heute Morgen mit diesem Mädchen weggefahren.“
Zorn stieg erneut in mir auf, als ich hörte, dass Frieda hier bei Troels übernachtet/geschlafen hatte. Verfluchte Göre!
Ich ging zu Christine ins Office. Bat Sarah vor der Tür zu warten und verschwendete keinerlei Zeit mit Höflichkeiten.
„Ich will das Troels wieder hier im Zentrum arbeitet.“, forderte ich.
Christine sah mich verdutzt an. „Ich kann ihn nicht zwingen. Offensichtlich arbeitet er lieber bei Elena.“
Ich war perplex. Verbiss sie sich da gerade ein Grinsen?
„Sprach er davon?“
„Ja. Er bat darum noch einige Wochen in Stockholm bleiben zu dürfen. Wo liegt das Problem? Er wohnt doch schließlich noch hier. Oder?“
Wir fixierten uns, wie zwei abwartende Hyänen.
„Ich dachte, du kümmerst dich um die Kinder?“, frage Christine.
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Wozu?“, wurde ich beinahe ungehalten.
„Weil dich dein Ehemann darum gebeten hat!“
„Dafür gibt es immerhin eine Säuglingsschwester. Oder etwa nicht?“
Christine zog die Brauen nach oben, setzte sich an ihren Schreibtisch und ich verließ das Büro.
„Hohlen sie die Kinder und bringen sie sie zu mir ins Haus. Samt ihrer Nanny.“, wies ich Sarah mit zu schroffer Stimme an und ging zornig an ihr vorüber.

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Ich vermag mich für die Bälger nicht zu erwärmen.
Möglicherweise versuche ich es nicht vehement genug? Allenfalls sollte ich meine Einstellung zu ihnen ändern. Dies ist mir durchaus bewusst.
Sie müssen ohnehin annehmen, sie seien nicht willkommen auf dieser Erde. Wenn sich nicht einmal ihre Mutter um sie sorgt. Überaus beklagendwert. Wie ich finde.
Was für eine beschissene Situation. Für mich, und die Kinder.

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Da Sarah offensichtlich gefallen an den Zwillingen fand, verblieben sie mit ihr und ihrer Nanny bis zu diesem Zeitpunkt bei mir im Haus.
Eine Nacht mit Frauen und Kindern. Jedoch ohne Mann. Was soll das denn werden?
Gedenkt man mich tatsächlich umzustricken, auszuwechseln? Mich damit doch noch zu überzeugen? Ich denke eher nicht. Man kann kein Auge zutun, wenn sie plärren. Beständig wollen sie beschäftig sein. Verlangen Aufmerksamkeit und Pflege.
Sorry. Nichts für mich.
Nun will ich nicht hartherzig erscheinen. Solange Gunnar mit Marie bei Erik weilt, werde ich tun, wie (Ehe-M) man(n) mir hieß, und mich um sie kümmern. So gut ich es eben vermag.
Männer, wie beispielsweise Troels, lassen sich zu nichts zwingen. Jedoch ich fühle mich genötigt etwas zu tun, was mir mit Nichten liegt und wogegen sich mein Innerstes zur Wehr setzt.
Lebendige Kinder sind schließlich keine Kuscheltiere, die man beliebig zurücklassen kann, wenn man sie satt hat. Was in gleichem Maße auf Haustiere zutreffen mag. Es sind allesamt lebende Wesen mit Gefühlen und einer feinen Wahrnehmung, die sicher nichts vergisst. Gleichwohl sie sich nicht mit Worten zu äußern vermögen. Was mir in der Tat viel lieber wäre.

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Ich träume von vor Troels und Mads heute Nacht. Hätte nicht übel Lust loszufahren, um Troels zu suchen....



Mittwoch, 14. August 2013

Short remarks



Beauty – Morning
Bithday – Afternoon
...and Sex in the evening
(With my husband of course.)
I think was short enough.

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Nur noch eine kurze „Bemerkung“ zu Marie. 


Sie kokettierte, als wäre SIE die Schwiegertochter.

Es ist in der Tat erstaunlich, wie viel Frauen Gunnar zu verzaubern vermag.
Ist es „der Boss“? Wähnt Frau Macht, Ansehen und Reichtum?
Es ist überraschend, was Frauen wagen, um nur einen Augenblick von all dem zu kosten.

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- Thomas Dearing ist Christine eine echte Hilfe.
- Sogar Erik war erschienen. Obwohl er im Allgemeinen dergleichen Veranstaltungen meidet. Andererseits ging es hier schließlich um seine Schwester.
- Christines Kinder samt „Gefolge“ waren ebenso angereist. Was selbstredend Siv und ihre Schwestern einschloss.
- Was  Jessica, Stines Kollegin, hier zu suchen hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Für SIE war es eine hervorragende Gelegenheit in Gunnars Nähe zu sein.
- Troels war ebenso anwesend. Hatte Frieda und Elena (im Schlepptau) bei sich. „Hast Du sie eingeladen?“, fragte ich Gunnar. Er zuckte mit den Schultern und lächelte. „Was ist dabei? Ein Gast mehr oder weniger spielt keine Rolle.“
Selbstverständlich hatte ich NICHT die Möglichkeit mit Troels zu sprechen. Meine Augen wanderten jedoch beständig dorthin, wo er war. Das schlechte Gewissen plagte mich. Ich war und bin eifersüchtig auf dieses junge Ding. Ich vermag nicht zu sagen, ob tatsächlich zwischen den Beiden etwas vor sich geht oder nicht.
Diese übermächtige Eifersucht auf so viele junge Frauen, ob es nun Troels oder Gunnar betreffen mag, bringt mich noch um den Verstand.
- Wanja vermochte es nicht mehr zu ertragen mich mit meinem Ehemann so „einig“, wie er es nannte, zu sehen und reiste vorerst nach Moskau. Versprach jedoch alsbald zurück zu kommen.
- Von Ian erreichen mich Bilder. ER streift durch Londons Straßen.
- Kevin ist nunmehr beschäftig und glücklich wieder arbeiten zu können. Was mich ebenso erfreut!

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Mond im Skorpion. Kein Wunder also, dass sich Gunnar heute Morgen noch einmal über mich schwang.
Nur sorgt es mich zu wissen, dass er noch heute mit Marie zu Erik aufbrechen wird.
„Vertraue mir.“, sagte er, als ich meine Bedenken äußerte. „Und ich, vertraue dir.“ Er zwinkerte mir zu und ich wusste genau, was er meinte.
Infolgedessen sollte ich tunlichst die (Schwänze) Betten anderer Männer meiden.
Andererseits ringe ich mit mir Troels aufzusuchen, alldieweil es mir keine Ruhe lässt, um mich bei ihm zu entschuldigen für meine törichte Eifersucht.

 

Dienstag, 13. August 2013

Gefühlsduselei



Schreiben
Mir gelingt es offensichtlich nicht wirklich mich kurz zu fassen. Gelegentlich eine Begebenheit heraus zu greifen und ausschließlich über diese zu berichten.
Möglicherweise sollte ich stichpunktartig vorgehen. Was zu stockend wirkt.
Ein Notizblock ist ohnehin mein ständiger Begleiter.
Aber wozu über das Schreiben nachdenken?
Ich finde, für mich ist es das Wichtigste, die Gefühle aus dem Bauch in meine Finger fließen zu lassen, und mit den Fäden des Hirns zu verknüpfen, sodass schlicht und einfach der zu meiner jeweiligen Lebenslage passende Text auf dem Bildschirm erscheint. 

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Die Dienstberatung am Montagmorgen versäumte ich. Es war mir nicht nach „Öffentlichkeit“ zumute.
Zum Lunch traf ich mich mit Gunnar im Restaurant, wo sich Speisen nach meinen Wünschen formten. Zuweilen mögen sie meiner Gesundheit nicht zuträglich sein. Jedoch bemühe ich mich stets „im Rahmen“ zu bleiben.

Gunnar und ich berieten über den Rest des Tages. Wir entschlossen uns sogleich nach dem Lunch nach Stockholm zu fahren, um ein passendes Geschenk für Chritne zu finden.  
Anschließend setzte ich Gunnar bei seinem Bruder Hjalmar ab und fuhr zurück zum Zentrum. (Ach hätte ich doch heute Morgen noch einmal  mit ihm gefickt!) Als ich dort ankam bemerkte ich, wie meine Kräfte schwanden. Ich hätte wohl kaum mehr ein Fußballspiel durch gestanden. Mir schien in diesem Augenblick das Leben aus dem Kopf zu weichen, um wenigstens den Rest meines Körpers zu vesorgen.
Ich schleppte mich ins Haus und ließ mich auf die Couch sinken.
Meine Ambitionen in Richtung „Untreue“ konnte ich nun getrost vergessen. Übelkeit und Kurzatmigkeit plagten mich. Nach Gesellschaft war es mir ebenso wenig zumute. Niemand sollte mich in diesem Zustand sehen. Es wäre mir peinlich gewesen.
Nun, man lehrte mich jedoch stets erhobenen Hauptes zu gehen. Gleichgültig welchen Unpässlichkeiten man unterlag. Lächeln und Stärke zeigen. Sich nur nicht einen Augenblick „gehen lassen“.

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Ich nahm mich zusammen und ging trotz alledem zum Restaurant, um zu Abend zu speisen.
Troels kam mit Frieda herein und setzte sich an einen Tisch. Nicht weit von dem Meinen. Er sah mich, lächelte freudig und wollte mich begrüßen kommen. Ich hingegen wendete mich mit steinerner Miene ab, als kenne ich ihn nicht.
Troels stoppte seine Schritte. Ging zurück zu Frieda und setzte sich zu ihr.
Frieda grinste.
Wollte sie mir möglicherweise damit etwas sagen?


Später kam Troels zu meinem Haus. Klopfte an die Tür und ich bat ihn herein. Blieb ernst und steif, als er mich zur Begrüßung auf die Wangen küsste.
„Was hast Du?“, fragte er und nahm meine Hand.
Ich zog sie zurück. Er stutzte.
„Wo ist Frieda?“, fragte ich schnippig.
Troels tat, als hätte er die Art wie ich frage nicht bemerkt. War bedächtig und kratzte sich den Kopf. „Bei Mads. Ich werde sie heute Abend zurück bringen. Oder Morgen früh.“
Die Tatsache, dass sie bei ihm schlief, ließ mich noch zorniger werden.
„Dann gehst du besser zurück zu ihr.“, blieb ich trotzig und eifersüchtig auf Frieda.
Troels hielt inne und schüttelte leicht mit dem Kopf. „O-k-a-y.“
Ich wand mich ab in der Annahme, dass er ohne weiteres sogleich das Haus verlassen würde, ging zum Fenster und sah hinaus. Aber Troels war nicht gegangen. Stattdessen umschlangen seine Arme meine Hüften und streichelten meinen Bauch.
Augenblicklich begann ich schwer zu atmen. Wurde weich und schwach. Hätte mich am aller liebsten seinen Armen überlassen. Mein Körper sabotierte mich. Infolgedessen konnte ich ebenso meinen Körper sabotieren und hörte meine Stimme wie von weitem fragen: „Schläft sie bei Dir?“
Während er mit JA antwortete ließen seine Hände nicht nach mich zu streicheln. Ich nahm sie, drehe mich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. „Du kümmerst dich fabelhaft um sie. Sie wird dich schon längst vermissen?“ In meiner Stimme schwang, trotz vordergründiger Freundlichkeit ein zynisch, vorwurfsvoller Ton, der nicht zu überhören war.
Troels wurde ernst. Räusperte sich und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Jedoch bevor ER sprach, redete ich weiter. „Geh!“, forderte ich ihn mit kalt blickenden Augen und einem ausdruckslosem Gesicht auf.
Troels schien verstört. Wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Wendete, tat drei Schritte zur Tür und dann wieder zwei zurück auf mich zu. Hob die Hand und setzte zum reden an, drehe sich jedoch wieder zur Tür und ging.
Ohh ich Idiotin! Meine Füße liefen bereits in Gedanken hinter ihm her. Meine Stimme wollte seinen Namen rufen. Jedoch blieb ich stumm und wie angewurzelt stehen.
Andererseits konnte Gunnar jeder Zeit zurückkommen und dann war das versprochene Vertrauen erneut missbraucht. Nein! Ich musste standhaft bleiben. Basta!
Jedoch war noch nicht alles verloren. Schwenke ich um. Ich hatte noch immer die Möglichkeit ihn anzurufen, um ihn um Verzeihung zu bitten und darum, dass er zurückkommen möge. Weil ich mich nah ihm sehnte.
Immer diese beschissenen Entscheidungen und Zwiespältigkeiten! Was sollte ich nur tun?
Ebenso war da meine Erschöpfung. Hingegen wollte ich jedoch auch nicht wirklich allein sein.
Ich schnaufte.
Und blieb  für mich allein. Wartete auf Gunnar, der versprach noch am Abend zurückzukommen.

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Gunnar kam in der Tat gegen halb zwölf nach Hause. Roch kaum nach Bier. Duschte und kroch zu mir ins Bett.
Ich lächelte. Innerlich und Äußerlich. Schmiegte mich an ihn und schlief seelenruhig ein.


Montag, 12. August 2013

Vertrauens-Prüfungen


Auktionen


Das Glück war mir  am gestrigen Tage bedauerlicherweise nicht hold. Ich bekam nicht alles, was ich hätte haben wollen. Stapelte viel zu tief. Wird nicht noch einmal vorkommen.

Der Sonntagabend scheint stets das „große Finale“, wo die meisten Auktionen zu Ende gehen. Man bereitet sich besser darauf vor und ist sich sicher, was man tatsächlich ersteigern möchte. „Halbe Sachen“ gehen meist „in die Hose“. Wenn man unentschlossen ist.


Gunnar
Erneut war ich gefordert einen Vertrauensbeweises zu erbringen. Indem ich etwas hinzunehmen hatte, was nicht meine unbedingte Zustimmung fand. Jedoch vermute ich, dass ich künftig noch einiges dieser und ähnlicher Art erdulden muss. Wie beispielsweise das Fußballspiel am heutigen Abend, und die Tage, wenn er allein mit Marie bei Erik weilt.
Chris Cunningham feierte gestern seinen dreißigsten Geburtstag und hatte Gunnar selbestverständlich dazu eingeladen.
Als ”anständige und gewissenhafte” Ehefrau, gesellte ich mich zu meiner Schwiegermutter und half, den Ihrigen am 13. August vorzubereiten.
Christine nutzte diese Gelegenheit, um mit mir zu ”plaudern”.
”Was ist das eigentlich mit dir und dem Russen? Man erzählt sich da so Einiges.”
Ich rollte meine innerlichen Augen dreimal um die eigene Achse, biß mir auf die Zunge und legte ein (fast) gekonntes Lächeln auf. ”Was erzählt man sich denn so?”, fragte ich mit einer Unschuldsmiene, die glaubwürdig, jedoch zynische Züge trug.
Nun war Christine es, die mich mit einem durchdringenden Blick versah.
”Wie stehst du zu ihm?”, wurde sie deutlicher und kürzte die Liste ihrer Fragen merklich ab.
”Nun. Ich war fünf Jahre mit ihm liiert. Es war eine ungewöhnlich spektaküläre Liebe, deren Reste ich noch immer spühre. War es DAS, was du (hören) wissen wolltest?”, konnte ich mir ein wenig Hohn nicht verkneifen.
”Nein. Ich wollte wissen, wie weit du mit ihm gegangen bist, und ob er dich zurück gewinnen will.”
”Ah! Du möchtest, dass ich dir mein Herz offenbare. Dir sage, ob er mich gefickt hat und ob meine Gefühle noch so präsent sind, dass sie gefählich für deinen Sohn werden könnten?”
Sie funkelte mich an und ich sah wie der Zorn in ihr aufstieg.
”Erzähle mir schlich und einfach, was in den vergangenen Tagen geschehen ist, als Gunnar in New York war.”, blieb sie fordergründig höflich, aber dennoch überaus direkt und fordernd.
”Ich denke, dass ist eine Angelegnheit zwischen Gunnar und mir. Meinst du nicht?”, wurde ich schnippig.
”Natürlich. Wie du meinst.”, sie drehte sich von mir weg und damit war dieses Thema  abgeschlossen. Hingegen die Spannung zwischen uns noch den Rest der Zeit unseres Zusammenseins anhielt.

Auf dem Rückweg zu unserem Haus stattete ich jener Geburtstagsparty einen kurzen Anstandsbesuch ab. Versicherte Gunnar, dass ich gleichwohl ohne ihn zurecht kommen würde. Blieb noch etwa zehn Höflichkeits-Minuten und ging.
”Viel Spaß beim bieten und kaufen.”, sagte er nur und trank einen Schluck aus seiner Flasche.

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Nein. Ich begab mich nicht augenblicklich zu meinem Notebook. Ein kleiner Umweg zu Troels Hütte musste sein. Ich gedachte mich seiner Zuneigung zu versichern. Wollte ihn sehen, sprechen, seine Stimmung prüfen.
Erneut war es Mads, der mir öffnete. Mich aber nicht herein bat. „Troels arbeitet. Ist in Stockholm.“
Ich schüttelte verdutzt den Kopf. „Ich versteh nicht. Ich setzte mich für ihn ein und man versicherte mir, dass wieder hier im Zentrum arbeiten könne.“
„Er wollte das nicht.“
Oh! Nun hatte es mir in der Tat die Sprach verschlage, und ich fragte bewusst ein wenig dümmlich: „Warum?“
Mads räusperte sich. Holte einen tiefen Atemzug. „Es geht um wohl um Frieda. Er will sicher gehen, dass ich nichts passiert. Vielleicht sollten sie das mit ihm besprechen.“
„O-k-a-y.“
War das soeben eine „Ausladung“? Ein „am besten du gehst jetzt“?
Ich dachte mit Troels „Entschuldigung“ wäre alles geklärt. Offensichtlich hatte ich da etwas missverstanden.  War ihm diese Frieda in der Tat so wichtig, dass er nicht hier in meiner Nähe sein wollte oder konnte. Sondern viel lieber bei ihr? Möglicherweise fickt er sie doch. Allerdings könnte sie beinahe seine Enkelin sein. Nein! Das ist unmöglich. Ich vermag nicht zu glauben, dass ich mich in Troels so derart getäuscht hätte.

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Ich vermag nicht zu sagen, was mich an diesem Abend, entgegen meiner Gewohnheit zeitig schlafen zu gehen bewog, vor dem Fernsehgerät auszuharren und mir einen klaustrophobisch, grotesken movie bis nachts gegen zwei Uhr anzuschauen. War es etwa das Warten auf Gunnar. So ganz ins geheim und instinktiv.
Er kam kurz bevor ich ohnehin zu Bett gehen wollte. Der Alkohol war bereits von weitem zu riechen.
Ich hasse es? Ich hasse es? Ich hasse es!
Muss jeden Tag ein Bier getrunken werden, dass „Mann“ stinkt wie eine Brauerei?
Was für ein Glück, dass er nicht noch raucht. Was ich mit Nichten ertragen könnte. Erinnerte es mich doch viel zu sehr an Jack.
Ich kehrte ihm den Rücken zu, als er sich an mich kuschelte und genüsslich grunzend einschlief.
Männer!

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Nun. Am heutigen Abend gibt es Fußball. Ein weiterer Grund sich zu betrinken und vor allem zu Hjalmar und was weiß ich noch wohin zu fahren.
Ich sinne bis dahin darüber nach, in wie weit ich meine Treue aufrecht zu erhalten gedenke. Waren meine zornigen Gedanken kurz nach dem mühsamen Aufstehen heute Morgen.
Wie war das noch einmal mit dem „Vertrauen“?

Der ausgedehnte Fernsehabend gereicht mir nicht wirklich zum Wohle.
Es geht mir Scheiße. Gelinde gesagt.
Gunnar geht es in dieser Hinsicht offenbar nicht viel besser.
„Du willst tatsächlich heute noch zum Fußball gehen?“, witzelte ich während unseres gemeinsamen Frühstückes.
„Ja.“, kam die Antwort mit gequältem Grinsen.
„Wie wäre es, wenn ich dich begleite?“, fragte ich mehr zum Scherz.
„Wenn du eine Horde grölender, saufender Männer ertragen kannst? ICH hätte nichts dagegen.“
„Ach! Ist das so?“
„Komm mit.“ forderte mich Gunnar auf und breitete die Arme aus. Machte eine einladende Geste und streckte sich bei dieser Gelegenheit gähnend.
„Du hast Recht.“, wechselte ich für mich das Thema und Gunnar stutzte. Dachte, ich nähme seine Einladung an.
„Ein geregelter Tagesablauf scheint in der Tat besser für mich zu sein.“
Gunnars Gesichtszüge entspannten sich.
„Jedoch DIR könnte dies ebenso wenig schaden.“ Ein kleines, genüssliches Grinsen huschte über mein Gesicht und Gunnar biss sich nickend auf die Lippe.
„Ja. Ist einen Gedanken Wert. Ich gehe schließlich mit rießen Schritten auf die Vierzig zu.“
„Da wird es tatsächlich Zeit, dass du erwachsen wirst.“, setzte ich mit genugtuendem Schmunzeln nach.
Gunnar schnaufte. „Hätte meine Mutter nicht gerade Morgen ihren Geburtstag, würde ich mir heute frei nehmen und mit dir irgendwohin fahren. Schlicht und einfach den Tag genießen, und am Abend“, er sah mich an und grinste, „kommst du mit mir zum Fußball.“
Meinte er dies nun tatsächlich ernst? War es eine wiederholte Einladung mitzukommen? Sehnte er sich möglicherweise sogar danach, dass ich mehr mit ihm unternahm?
Könnte ich es doch nur?
Gerade JETZT ist bedauerlicher Weise ein unsäglich schlechter Zeitpunkt. Das verabreichte Medikament tut seine verzögerte Wirkung. Was ebenso der Grund für meine Schwäche sein mag. 


In jedem Fall gedenke ich meiner "Möglichkeiten"!