Montag, 30. November 2015

Verdammt! Verdammt! Verdammt!...und geschafft!




Ich war später als sonst zum Restaurant gegangen, um den Lunch einzunehmen. Alldieweil ich Derek nicht unbedingt begegnen wollte.
Da ich nun wusste, dass Wanja am Abend kam, würde es vorerst nicht nützlich sein und ebenso keinen Sinn machen, mich grundlegend mit ihm auszusöhnen.
Meine volle Aufmerksamkeit würde nun ausschließlich Wanja gelten (müssen!). Daher fuhr ich gleichermaßen NICHT zurück nach Stockholm zu Gunnar.
In diesem Fall, stand sogar ER hinten an.

Thomas war ins Restaurant gekommen und hatte sich zu mir gesetzt. Ich berichtete ihm vom Status Quo. Was ihn die Stirn runzeln ließ und mir sogar noch ein Angebot des „Abzahlens“ machte.
„Nein. Nicht nötig.“, wischte ich rigoros seine Bedenken beiseite. „Ich zahle bar und in einem Stück. Nichts anderes.“
Er räusperte sich.
Ich lächelte ein wenig gequält und griff kurz nach seiner Hand. „Wird schon gut gehen.“, beruhigte ich ihn.
„Macht ihr Reichen immer derartig waghalsige Geschäfte?“
Ich musste lachen. Er lachte schlussendlich mit.
„Warum ist eigentlich Natasha nicht mit dir ins Restaurant gekommen?“, fragte ich aus Höflichkeit.
„Sie mochte nicht. Wollte lieber zu Hause bleiben. Es ist ihr zu nass und zu kühl.“
„Ja. Mir ebenfalls.“, gestand ich ihm.

Auf meinem Rückweg zum Haus rief mich Kevin an und schmetterte in den höchsten Tönen in mein Ohr: „Ich komme! Ich komme! Ich komme...zu Dir!“
OH Göttin! Ich kann nur hoffen, dass jetzt alles gut gehen wird und dass es keine Komplikationen mehr gibt!
Ich richtete ein Stoßgebet nach oben!
Auch Kevin berichtete ich was geschehen war. Unter anderen auch über den Streit  mit Derek.
„Derek ist ein Arsch.“, kam dann unvermittelt von ihm herüber. „Aber ich kann ihn auch ganz gut verstehen.“
Ich pflichtete ihm bei und berichtete ihm von meinen Beobachtungen und Gefühlen, die sich mir in New Orleans aufdrängten, und ebenso bereits zuvor.
Eine kleine Pause entstand.
„Ist mein Job bei dir denn nun wirklich sicher?“
„Ja. Aber natürlich.“, beruhigte ich ihn. „Wir müssen nur noch alle unterzeichnen.“
„Dann ist es ja gut.“
Aus dem Klang seiner Stimme hörte ich Zweifel heraus.
„Nun, mag sein, das Wanja noch einige Bedingungen an mich richtet. Die jedoch mit niemandem sonst etwas zu tun haben, außer mit mir.“
„Oho! Also immer noch der alte Russe, der dich will?!“
Ich schnaufte. „Musst du immer alles so freimütig und ohne Filter heraus posaunen, was du denkst?“
„Warum denn nicht? Wir kennen uns doch lange und gut genug. Oder etwa nicht? Ich bin doch deshalb nicht unverschämt oder vulgär. Sei denn du empfindest es so.“
Kevin trieb seinen Schabernack mit mir! So wie er es oft zu tun pflegte.
„Kommst du allein?“, fragte ich ihn dann, um von mir abzulenken und das alte Thema wieder aufzunehmen.
„Nein. Mein Sohn und Janina werden mit mir kommen. Max und Matthias ebenso.“
„OH! Wie hast du sie überzeugen können?“
„Zugegeben. Es war nicht leicht.“
„Nun, zweifelsohne dauerte es nicht wirklich lang.“, erwiderte ich.
„Ich bin eben ein guter Redner.“ Kevin lachte.
„Und ein Charmeur.“, setzte ich nach.
„Allerdings hat sie eine Bedingung gestellt.“
„Lass hören.“, forderte ich ihn auf.
„Ich darf mit dir ausschließlich geschäftlich verkehren.“
„Ahhhh. Das war zweifelsohne klar.“
„Hasst sie mich noch immer?“, fragte ich.......rein informativ.
„Ja.“
Ich ließ es dabei bewenden. Gedachte nicht diese Thematik weiter zu vertiefen, alldieweil ich wusste, dass sie für Kevin schmerzlich war. Da es ihn sicherlich an seine verstorbene Frau erinnerte.

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Da ich nun nicht zurück nach Stockholm gefahren war, rief mich Gunnar an, um sich nach mir zu erkundigen.
„Wo bleibst du denn? Lässt dich Derek nicht mehr aus seinen Händen?“, witzelte er.
„Derek ist nicht hier.“ In diesen Augenblicken war ich mir nicht im Unklaren darüber, ob ich Gunnar informieren sollte, dass Wanja heute zu mir kam und was genau genommen heute Morgen mit Derek geschehen war.
Ich entschied mich diese Angelegenheit behutsam anzugehen und den Status Quo mit Derek tunlichst und vorerst zu verschweigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Derek sich ohnehin wieder besinnen und sich mit mir aussöhnen wollen. Also wozu Gunnar diese Genugtuung verschaffen?
„Es tut sich etwas, in Sachen Übernahme des Zentrums. Deshalb bleibe ich vorerst hier.“
Stille. Gunnar schien über meine Worte nachzudenken.
„Bedeutet das etwa, dass der Russe kommt?“
Ich schnaufte. „Ja.“
„Wann?“, kam Gunnars Frage wie aus der Pistole geschossen.
„Heute noch.“, sagte ich rasch und leise.
Gunnar schien perplex.
Ich suchte mich indes zu rechtfertigen. „Ich wusste es nicht. Er sandte mir erst heute Mittag eine SMS.“
„Weißt du eigentlich schon, dass er gewaltige geschäftliche Einbusen hatte und ferner noch auf die Fresse bekam?“ Gunnar schien nun ein wenig ausfallend und unschicklich in seiner Ausdrucksweise zu werden. Was sicherlich aus Eifersucht  und Schadenfreude geschah. „Seine Bodyguards konnten ihm auch nicht helfen.“ Der blanke Hohn sprach nun aus Gunnars Worten. Was überdeutlich zu hören war. „Vielleicht kommt er, um sich bei dir auszuweinen.“
Ich schluckte. Was bedeutete finanzielle Einbusen? Oh Gott! Mir rutschte das Herz in die Hose! Das konnte das Ende vom Zentrum und der Jobs all der Leute hier sein. Mein Vater würde mir sicherlich nicht noch einmal so viel Geld zur Verfügung stellen, dass ich notfalls das Zentrum ohne Wanjas Hilfe kaufen konnte. Meine Gedanken drehten sich Kreis und wirbelten durcheinander.
Was sollte ich jetzt dazu noch sagen??? Für den Augenblick war ich bedient. Warum tat Gunnar das?
Ja klar. Er war eben, genau wie Derek, auf Wanja eifersüchtig!

Da ich still war, offensichtlich nichts mehr zu sagen hatte, fragte Gunnar eher spöttisch, ob er womöglich sogar MIT ALEXA vorbei kommen solle.
Was spielt dieser Mann für ein infames Spiel? Ging es mir verärgert durch den Kopf.
Andererseits, wenn ich genau in mich und Gunnar hinein spürte, kam mir dieses Szenario doch unrealistisch vor.
Würde Gunnar tatsächlich mit Alexa hier her kommen, wenn Wanja bei mir ist? Dies würde Wanja möglicherweise sogar signalisieren, dass ich wieder zu haben bin.
Nein! DAS wäre äußerst dumm von ihm. WENN es Gunnar tatsächlich etwas bringen sollte, müsste er allein hier her kommen. Was noch immer im Rahmen der Wahrscheinlichkeit lag.
Oh Göttin! Bitte nicht!!! Tue mir DAS nicht an! (EIN eifersüchtiger Mann ist mir genug!)
Das waren in der Tat überwältigende Aussichten!

Gunnar ließ alles offen. Verabschiedete sich und wünschte mir Glück. Was sicherlich sogar aufrichtig gemeint war. Denn auch ER wusste genau, was vom Besuch Wanjas alles abhing.

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Wanja überraschte mich. Hatte vorher nicht noch einmal angerufen. Kam schlicht und einfach zur Tür herein, auf mich zu und umarmte mich. Und da sah ich den Schaden in seinem Gesicht.
„Oh mein Gott!“, rief ich erschrocken aus und sah auf sein zerbeultes Gesicht.
Er winkte ab. „Ahhhh! Nicht so schlimm, wie es aussieht. Alles okay.“
„Warum sagtest du mir nicht, dass du in Deutschland bist?“
„Sie war dabei.“, erwiderte er ein wenig zaghaft und sah mich dabei befangen an.
„Wollte sie nicht mit hier her kommen? Weiß sie überhaupt WO du bist?“
„Ja. Ich kam nicht umhin es ihr zu sagen. Sie hat getobt.“
Oh. Dachte ich nur und schwieg betreten.
„Nur, ich habe es dir versprochen. Ich sagte zu ihr, das Zentrum sei mein Abschiedsgeschenk für dich.“
Ich schluckte. DAS waren für mich harte Worten, die mich trafen! Obgleich ich bereits ahnte, dass es so war.
„Ich habe auch nicht vor lange hier zu bleiben. Wir ziehen das Vorhaben Morgen über die Bühne und dann reise ich wieder ab. Ich werde ohnehin nicht hier übernachten. Sie wartet auf mich im Flughafenhotel. Hat sich in letzter Minute noch dazu entschlossen mich zumindest nach Schweden zu begleiten. Wollte offensichtlich nicht, dass ich auch nur eine Nacht mit dir verbringe.“
„Hattest du es dir erhofft?“
Er stöhnte und zog die Brauen hoch. „Ich hätte es mir so sehr gewünscht. Das kannst du mir glauben. Aber sie passt ZU GUT auf mich auf.“ Ere verzog sein Gesicht.
„Ja. Jetzt wo sie dich mit dem Kind fest im Griff hat, wird sie nicht die Absicht haben, dich wieder gehen zu lassen. Kann ich durchaus verstehen.“
Wanja sah mich mit verzehrenden Blicken an. „Und du? Hättest du es dir gewünscht?“
Ich stand auf und legte meine Arme um seinen Körper. Drückte mich fest an ihn. „Ja.“, sagte ich leise. „Ich war sicher, dass wir uns heute noch einmal lieben.“
„Verdammt! Verdammt! Verdammt“! ER nahm mich mit seinen beiden Händen an den Schultern und schob mich ein Stück von sich weg. Ich sah seinen zu tiefst bedauernden Blick.
Wanja schnaufte. „Es ist nicht zu ändern. Ich fahre jetzt zurück. Wolle nur nach dir schauen. WANN soll ich Morgen hier sein, damit wir alle unterzeichnen können?“
„Wie wäre es gegen zehn im Büro des Zentrums?“
„Okay.“
„Welche Klauseln hast du einfügen lassen?“, fragte ich noch verlegen.
Wanja sah mich mit erstaunten Augen an. (Soweit das möglich war.) „Selbstverständlich keine. Was denkst du nur von mir? Ich würde dich niemals betrügen. Das weißt du doch.“
Ich legte erneut meine Arme um seinen Körper und meinen Kopf an seine Brust. „Verzeih. Verzeih. Verzeih. Wie konnte ich auch nur so etwas von dir denken?!“
Nun hielt auch er mich und drückte mich fest an sich. Schnaufte noch einmal, küsste mich und ging.
„Also dann, bis Morgen.“

In diesem Augenblick brach für mich beinahe eine Welt zusammen.
JETZT war es definitiv!
Ich hatte Wanja......verloren!

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In diesen Augenblicken stellte sich für mich die Frage, WAS sollte ich nun tun?
Zu Derek gehen? Zu Gunnar fahren?
Die ganzen Eifersuchtsszenen waren allesamt umsonst!!!
Verdammt! Verdammt! Verdammt!

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Ich rief umgehend Gunnar an und berichtete ihm. Bat ihn, zu mir zu kommen. Jedoch ohne SIE! Was für mich genau genommen einer Demütigung gleich kam. Dennoch tat ich es.......
„Sei so nett. Ich brauche deine Unterstützung. Es geht hier schließlich um so viel für mich. Bitte, sei an meiner Seite. Jedoch OHNE sie!“
Ein unvermitteltes „Okay“ hallte mir entgegen. Was mir, samt seinem Tonfall implizierte, dass er doch ganz zufrieden damit war, dass es nun in dieser Art für mich lief. Vor allem, dass Wanja nun doch nicht mit mir schlief.
„Was ist denn mit Derek? Ist er nicht bei dir?“
Ich schnaufte. Warum nicht auch in dieser Angelegenheit ehrlich sein? Schließlich hatten wir uns einst Ehrlichkeit geschworen.
„Wir stritten heute Morgen.“, gab ich zu. „Ich vermute, er ist eifersüchtig auf Wanja gewesen.“
Gunnar lachte. „Das beruhigt mich ja ungemein.“
„Was soll das denn bitteschön bedeuten?“, fragte ich nach seiner für mich doch zweifelhaften Reaktion.
„Verstehst du nicht? DAS AUCH ER eifersüchtig ist und nicht nur ich.“
Nein!“, tat ich erstaunt. „DAS glaube ich dir nicht. DU bist doch nicht eifersüchtig?“
Gunnars Ton wurde ernst. „Auf den Russen schon.“
Ich wollte noch nach Alexa fragen. Gunnar kam mir jedoch zuvor.
„Ich spreche das noch mit Alexa ab und dann fahre ich los.“

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Gunnar kam gegen acht. Wir speisten gemeinsam im Restaurant und auf dem Weg zurück zum Haus, lief uns Derek über den Weg. Er hatte seinen Dienst wieder aufgenommen.
Er kam auf uns zu und begrüßte uns.
„Hallo ihr beiden. Ich wusste nicht, dass du hier bist.“, sagte er zu Gunnar gewandt.
Gunnar lachte schwach. „Ja. Vor ein paar Stunden war auch mir das noch nicht klar. Da hat sich wohl so einiges gefügt und verändert.“ Gunnar zwinkerte Derek zu. DER wiederum nicht wusste, wie Gunnar das meinte und sah ihn folgedessen fragend an.
„Oh ja. Rea hat mir erzählt, das ihr heute Morgen Differenzen hattet. Aber der Russe kommt erst Morgen früh und ausschließlich um den Handel abzuschließen und die Dokumente zu unterschreiben. Dann fliegt er gleich wieder weg. Seine Frau ist wohl dabei. Sie wartet mit dem Kind auf ihn.“
„Ach so ist das! Das wusste ich nicht.“ Derek schien erleichtert und Gunnar konnte sich ein genüssliches Grinsen nicht verkneifen. Was MIR selbstredend NICHT entging.

Die folgenden Stunden, sowie die Nacht, verbrachte ich mit meinem Ehemann.......
Allerdings kam Derek noch einmal zu später Stunde bei uns vorbei.
„Ich sah noch Licht und dachte, ich schau noch einmal kurz zu euch herein.“ Er sah mich an und sein Blick war beinahe flehend. Was mir sagte, dass es ihm dringlichst verlangte mit mir zu reden. Folglich stand ich, ohne ein Wort zu verlieren, schlicht und einfach auf. Nahm seine Hand und führte ihn ein Stück beiseite, sodass Gunnar nicht hören konnte, was er zu sagen hatte.
Gunnar schmollte (selbstverständlich) nicht. Ich vermutete, es war ihm bewusst, dass Derek gekommen war, um sich mit mir auszusöhnen. Nach dem Streit heute Morgen. Was wir dann auch taten UND.......was mich aufatmen ließ. Es war erleichternd zu wissen, dass Derek nicht mehr böse auf mir war!

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Ich war aufgeregt heute Morgen. Wie schon lange nicht mehr. Verständlicher Weise!
Meine Gedanken kreisten um Wanja. Würde ich ihn je wieder sehen? Oder war es das endgültige aus für uns? Hatte die andere Frau gesiegt?
Da wir verhältnismäßig spät zu Bett gegangen warn, standen wir gleichwohl viel zu  spät auf. Was zur Folge hatte, dass ich ziemlich kopflos war. Selbstredend ebenso wegen Wanja, der Übernahme und, und, und........
Wir kamen beinahe zu spät ins Büro. Gunnar hatte nichts gesagt. Mich nicht gemaßregelt oder kritisiert. Mich ausschließlich unterstützt und ermahnt ruhig zu bleiben.
„Alles ist gut. Alles ist gut. Alles ist gut.“, sagte er. Hielt mich kurz und küsste mich.
„Atme ruhig. Meine Liebste! Beruhige dich.“

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Alle warteten bereits. Wir waren die Letzten, die das Büro betraten. Gerade so, als hätten wir Zweifel an dem was da geschieht. Was nun mitnichten der Fall gewesen war.
Dennoch war es mir gleich, wie spät es war oder nicht. Ich steuerte geradewegs auf Wanja zu, der freundlich nickte. Trat ganz nah an ihn heran. Was ihm offensichtlich in dieser Runde und zu so offiziellem Anlass peinlich war. Mir war es allerdings ....scheiß’ egal!
„Kann ich dich bitte für einen Augenblick sprechen?“, flüsterte ich ihm zu.
„Ja. Natürlich“, blieb er doch recht steif und förmlich. Sah kurz in die Runde.
Wir taten ein paar Schritte von den anderen weg und blieben am Fenster stehen. Wanja wahrte die Form und den Abstand zwischen uns.
„Was ist mit dir? Willst du das Zentrum jetzt etwa doch nicht mehr?“ Er lächelte leicht und sah mich an.
„Selbstverständlich will ich es. Daran besteh kein Zweifel. Dennoch würde ich dir gern eine persönliche Frage stellen.“
Wanja machte eine aufforderte Geste.
Ich hob meinen Kopf und sah ihm tief in die Augen. „Wenn ich dir JETZ sagen würde, heirate mich. WAS würdest du tun?“
Wanja schnappte nach Luft und räusperte sich. „Damit kommst du eine Sekunde vor zwölf?!“ Er pustete ein wenig. Hatte die Stirn in Falten gelegt. „WENN es dir wirklich ernst damit wäre,.....immer noch JEDER ZEIT und auch JETZT. WENN Rea. WENN. Nur weißt du auch, dass es jetzt, wo ich ein Kind und eine Frau habe, nicht mehr SO einfach ist.“
„Du weißt doch noch nicht einmal, ob es überhaupt DEIN Kind ist. Oder doch?“
„Was hat das jetzt für eine Relevanz?“ Wanja wich aus und wurde ungeduldig. Anscheinend (s)ein wunder Punkt. Seine Reaktion sagte mir, dass der Test noch immer nicht von statten gegangen war.
„Wanja, würdest du es tun?“, ließ ich nicht nach und sah ihm direkt in die Augen.
„Ja. Würde ich.“
Zwei, drei Sekunden der Pause entstanden.
Nun hatte mich Wanja am Arm gefasst und sah mich durchdringend an. „Würdest DU es denn tun? JETZT?
Oha. Da hatte ich die Geister tatsächlich geweckt.
Mein Zögern ließ ihn sarkastisch werden. „Ha! Genau DAS meine ich. Von mir verlangst du eine Entscheidung. Noch auf den Punkt. Aber selbst bis du feige.“
Ich senkte den Blick. Er hatte Recht. „Sehen wir uns denn wieder?“, fragte ich traurig.
Wanja schnaufte. Seine Stimme wurde milder. „Natürlich tun wir das. Ich vermute, es ist in unser beider Interesse den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Wenn du magst, können wir uns auch weiterhin sehen.“
DAS beruhigte mich!!!!!
Ich sah wieder zu ihm auf und lächelte zufrieden. Wanja drückte kurz mit seiner Hand meinen Arm und zwinkerte mir liebevoll zu.
„Komm! Lass uns Nägel mit Köpfen machen und den Deal über die Bühne ziehen.“ Seine Kopfbewegung zeigte mir, dass es JETZ keine persönlichen Entscheidungen mehr geben würde und wir zum offiziellen Teil übergehen würden, für welchen wir hier her gekommen waren.
Alle anderen sahen in unsere Richtung und starrten uns an.  Was ich allerdings erst in diesem Augenblick bemerkte. Anscheinend wollten sie nun endlich beginnen. Nur ohne die beiden Hauptakteure ging dies eben nicht.

Ab diesem Zeitpunkt ging alles sehr schnell.
Die Anwälte hatten sich alles durchgesehen und nickten.
Wir, Thomas, Wanja und ich, unterzeichneten die Papiere, tranken noch ein Glas Champagner mit den anderen auf den Erfolg und verabschiedeten uns rasch.
In meinem Kopf verblieb ein Rauschen. Mein Herz pochte in den Schläfen. Ich hatte einen Kloß im Hals.
Das war alles eindeutig zu viel für mich!

Wie ein Hall, ganz leise und schwammig aus dem Hintergrund, hörte ich Thomas stimme an mein Ohr dringen. „Gratuliere Rea. Du hast es geschafft. Das Zentrum gehört wieder dir.“ Auch alle anderen Anwesenden schienen gut gelaunt und froh darüber zu darüber. Ich konnte, in diesem Moment, nur ein gequältes Lächeln von mir geben. Denn meine Gedanken waren ganz woanders.
Es würde ohnehin einige Tage brauchen, vermutete ich, bis es mir gänzlich bewusst geworden war, dass ICH jetzt wieder die Herrin meines eigenen Reiches war..........Alles in allem war dieser Gedanke doch überaus beruhigend für mich.
Nun bemerkte ich Gunnar an meiner Seite. Er hatte mich an der Hand gefasst, kurz in den Arm genommen, an sich gedrückt und auf die Wange geküsst. „Gratuliere. Siehst du. Alles ist gut.“ Er zwinkerte mir zu und ich sah in seinen Gedanken, dass da noch eine Frage war. Folglich blieb ich vor ihm stehen und sah ihn durchdringend und abwartend an. Er wusste, dass ich WARTE.
„Also, sagst du mir, was du mit dem Russen so ganz ins Geheim zu besprechen hattest?“
„Ich vermute Gunnar, du weißt es bereits.“
Gunnar stutzte und ich spürte ihn förmlich in meinem Gehirn.
„AHHH!“ Er schüttelte den Kopf und schien verärgert zu sein. „Du wolltest dir sicher sein, das er den Kontakt zu dir jetzt nicht gänzlich abbrechen wird.“
„Ja.“, sagte ich leise, aber dennoch bestimmt und drückte vertrauendvoll seine Hand. „Sei nicht böse deshalb. Er steht zu dieser anderen Frau und dem Kind. Es wird keine Intimitäten mehr zwischen uns geben. Somit hast du keinen Grund mehr auf ihn eifersüchtig zu sein.“, log ich Gunnar an. Was, von meinem Standpunkt aus gesehen, das Beste für uns alle war.
Manchmal sind kleine Not-Lügen nötig, um den Frieden zwischen den Menschen zu bewahren!

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Gunnar hat sich dann rasch auf den Weg zurück nach Stockholm gemacht.
Ich bin hier im Zentrum geblieben. Im Büro und mit Derek. Dort habe ich geschrieben.
Zudem versprach ich Derek, heute Nacht hier zu bleiben und gegebenenfalls erst Morgen zurück zu fahren. Er hat ohnehin noch viel zu tun. Thomas weist ihn ein. Sein Job im Sicherheitsteam ist somit beendet.


Sonntag, 29. November 2015

Das berühmte „Baumeln“ am seidenen Faden



Das Leben ist in der Tat eigenartig. Es gibt keinerlei Konstanten
Es ist wie das berühmte Schweben in der Luft. Samt einem flauen Gefühl im Magen.
Derek zeigte mir das erste Mal seit ich ihn kenne, sein „eifersüchtiges“ Gesicht. Und es scheint unbarmherziger als ich annahm. Was muss er erduldet haben, mich immer wieder mit Gunnar so derart verliebt zu sehen.

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Gunnar besuchte gestern Abend seine Brüder und nahm Alexa mit.
Selbstverständlich hatte er mich gefragt, ob (auch) ich ihn dorthin begleite. Ich hatte entschieden verneint. Ich hatte nicht vor, mir meinen Ehemann betrunken, zuzüglich seiner Konkubine anzutun. Überdies wusste ich genau, Derek würde im Zentrum auf mich warten und ich freute mich auf ihn. Alles war wie erwartet fabelhaft bis.......heute Morgen.
Wanja war mir durch den Kopf gegangen. Gleich nachdem ich die Auge öffnete. Ich dachte an ihn und fühlte mich wie an einer Klippe stehend. Nicht wissend, ob der Sturz bevor steht, oder ein Retter naht. Die Übernahme des Zentrums ist noch so vage, denn tatsächlich hängt ALLES von WANJA ab. Infolgedessen sandte ich ihm noch eine SMS. Ich war unruhig und wollte Klarheit haben. Eine Antwort kam nicht sofort. Was ich gleichwohl nicht erwartete.
Ich kuschelte und schlief mit Derek. Es war ein angenehmes, wohliges Ineinander. So, wie ich es von ihm kenne und wie es mir gefällt. Anschließend lagen wir noch nebeneinander, als mir mein iPhone eine Nachricht vermeldete. Sie kam von Wanja. `Ich bin in Düsseldorf. In den nächsten Tagen komme ich nach Schweden. Wann weiß ich noch nicht genau. Denn jetzt ist für mich Urlaub angesagt.´
Urlaub? Das Wort machte mich hellhörig! Wenn Wanja Urlaub plant, hatte er definitiv vorher eine anstrengende Zeit, zu dessen Höhepunkt er mich stets und für gewöhnlich eingeladen hatte. Weshalb dieses Mal nicht? War etwa die Mutter seiner (?) Tochter dabei? Ich dachte, sie hatte gerade ein Kind bekommen! Wollte er etwa mit ihr hier her kommen? Was ich mir mitnichten vorzustellen vermag. Denn seine kleine Transaktion mit mir, wird er ihr wohl kaum verraten. Schließlich gedachte er mich allein zu sehen UND....sich seinen Preis für das Geschenk, welches er mir überschrieb, abzuholen. DIES ließ er sich sicherlich NICHT entgehen!
Jedoch was nun? Erneut eine Unklarheit, die ich von ihm nicht gewohnt gewesen war. Was war/ist nur mit ihm geschehen???
Während ich so über Wanja nachsinnierte, bemerkte ich nicht, dass sich Dereks Stimmung mehr und mehr (zum Negativen hin) veränderte. Und mit einem Mal brach die Hölle über mich herein. Eine Eifersuchtsattacke, wie ich sie von ihm weder kannte noch erwartet, noch je erlebt hatte.
Er war nun offenkundig der der Meinung, dass ich zumindest HIER im Zentrum NUR mit ihm leben würde! (IHM gehört?!) Wenn er schon Gunnar als meinen Ehemann ertragen musste. Was er aller Wahrscheinlichkeit nach gerade so zu bewältigen vermochte. Was mich ohnehin bereits wieder und wieder staunen ließ. Jedoch der Gedanke, dass der Russe hier her ins Zentrum kam und mich für sich, wenn auch nur eine Weile lang, beanspruchte, war ihm offensichtlich doch zu viel.
Wir diskutierten und das Wortgefecht geriet mehr und mehr in unangenehme Gefilde. Und während ich so redete, bemerkte ich Gunnars Argumente, die ER oft mir gegenüber verwendete und aussprach, wie sie nun meinen Mund verließen. Die Seiten hatten sich....gedreht. ICH war jetzt diejenige, die sich rechtfertigte, bezüglich anderer Männer.
„Was soll ich tun? Es hat nun einmal seinen Preis, dass er mir das Zentrum ein zweites Mal schenkt.“ DAS allerdings hatte Derek NICHT gewusst. Nicht SO.
Er war kurz erstaunt darüber, ließ allerdings in seinem eifersüchtigen Stream, in welchen er sich nun befand, nicht nach und ging, was mich doch über die Maßen erstaunte,......bis zum Äußersten! Riskierte Kopf und Kragen. Seine Stellung hier im Zentrum, die er noch nicht einmal angetreten hatte. Sowie die Beziehung zu mir.
„Im Augenblick bin selbst hier nur Gast und nicht Chefin und es hängst gänzlich von Wanja ab, was und ob es geschieht oder nicht! Selbst Thomas Heimreise hat seine Abhängigkeit von Wanjas Verhalten! Verstehst Du das nicht? Ich MUSS ihm zu Willen sein, WENN er es wünscht. Es ist ja nun nicht SO, dass ich ihn nicht mag. WENN DAS NICHT SO wäre, würde ich mich selbstverständlich entschieden dagegen verwehren.“ So in etwa war mein Plädoyer. Was allerdings am Ende nicht wirklich etwas brachte. Denn ich hatte mich von Derek tatsächlich soweit provozieren und verärgern  lassen, dass ich sagte: „Dann geh’ doch! Verschwinde!“ Und.......Derek ging.............
WAS, um der Götter Willen, erwartete er denn?
Er hatte mir vorgeworfen, dass ich doch recht gut zu meinem Ehemann passe. Und ich offensichtlich darüber ganz glücklich wäre, dass er mir gewisse Freiheiten ließ, weil ER sie sich in gleichem Maße herauszunehmen pflegt.
Ja. Natürlich hatte er damit Recht! Und ICH ärgerte mich permanent genau deswegen, dass Gunnar andere Frauen fickte! Hasste all seine Liebschaften, Fickfreundinnen und engere Mätressen! Verdammt noch mal!
Ich war, nein, ich bin so derart wütend, dass ich ihn am aller liebsten feuern würde.
Nur im Augenblick bin ich noch nicht einmal dazu befugt. Womöglich wird er gleichwohl von selbst fort gehen. Oder seine Karriere als Chef des Zentrums nicht antreten wollen, WENN wir beide uns nicht mehr vertragen. Oder würde ich ihn sogar in dieser Position lassen, auch wenn wir nicht mehr zusammen sind? Vielleicht wäre es mir auch lieber, ihn wieder als Wachmann im Sicherheitsteam zu sehen. Nur ICH vermag  Derek nicht vorzuschreiben, was er tun soll. Genau so wie er mir nicht. Nur hat er sich aller Wahrscheinlichkeit nach.....mehr erhofft.
Es ist schier zum verzweifeln!
Mit Kevin hätte er kein Problem. Wie er sagte. Natürlich nicht. Gleichwohl ich ihn mögen würde. Was ihm nicht entgangen war und was er sicherlich aus der Vergangenheit wusste, oder Einiges darüber erfahren hatte.

Gunnar werde ich nun,.......von all DEM selbstverständlich NICHTS erzählen!

Gefrühstückt habe ich dann schließlich mit Sarah. Wobei ich in ihrer Gegenwart auf meine Worte achten muss. Denn mir ist nur all zu bewusst, dass alles, was ich sage, im nächsten Moment die Runde macht.

Und JETZT, in diesem Moment erreicht mich eine Nachricht von Wanja.
Er wird noch heute zu mir nach Schweden ins Zentrum kommen. Und zwar....ALLEIN. Ohne seine Freundin. Ohne sein (?) Kind. Zumindest vorübergehend. Wie lang Wanja bleiben wird, darüber informierte er mich nicht. Eben sowenig darüber, was mit seiner Freundin ist.
Nun, ich werde es spätestens heute Abend erfahren.


Samstag, 28. November 2015

Gewohnte Gefilde und „Lauffeuer“



Es ist schön wieder hier in Schweden zu sein. Auch wenn ich die Kälte, im Gegensatz zum angenehmen Klima von New Orleans, im Augenblick im Übermaße wahrnehme. Es ist in jedem Fall eine Frage der „Gewöhnung“. In ein paar Tagen hat sich mein Körper an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Infolgedessen sollte ich ihn mit anderen Belangen nicht überstrapazieren.

Mit Gunnar „vertrage“ ich mich natürlich soweit. Was sonst. Der Streitpunkt ist nach wie vor seine Konkubine, oder andere Frauen.
Hier vermag ich es zumindest wieder abzulehnen, mit Alexa an einem Tisch zu essen. Daher speisen Gunnar und ich nun ab und an NICHT mehr gemeinsam.

Nach den Stunden der Erholung begab ich mich heute zum Zentrum. „Warnte“ Thomas jedoch vor. Überließ dem Koch schon einmal meine Wünsche zum Lunch und ließ in aller Kürze mein Haus für den sofortigen Gebrauch herrichten.

Als Erste traf ich Sara Sjögren. Sie winkte von weitem und ich bat sie sich kurz zu mir an den Tisch zu setzen.
Überhaupt ist es eigenartig, all die Menschen hier wieder zu sehen, die mir allesamt freundlich zunicken, und vor allem mit dem Wissen, dass ich in Kürze erneut die Chefin des Zentrums sein werde.
Sie tat sehr souverän, jedoch ebenso verschwörerisch. Es gab offensichtlich „Gerüchte“, das Thomas fort gehen wolle.
„Stimmt es? Ist es wahr? Und was wird dann....aus uns?“
„Beruhige dich Sarah.“, sagte ich lachend zu ihr. „ICH werde das Zentrum übernehmen.“
Sich griff nach meiner Hand und drückte sie. „Haachhh! Was bin ich froh!“. Nun lachte sie ebenfalls. „Dann wirst du wieder öfter hier im Zentrum sein?“
„Ja.“, bestätigte ich ihre Vermutung. „Ist anzunehmen.“
Ich haderte noch mit mir, ob ich ihr weitere Informationen geben sollte oder nicht. Denn ich wusste genau, dass sie dann die Runde machen würden.
Aber warum nicht. Womöglich trug das dazu bei, dass sich die Angestellten wieder sicherer fühlten, nach all den Gerüchten.
„Ich werde es allerdings nicht allein meistern. Es wird sich in der Leitung des Zentrums etwas ändern.“
„Huch! Was nun?“ Sie hatte sich ihre linke Hand auf die Brust gelegt und sah mich abwartend an.
Ich räusperte mich und sah sie meinerseits abschätzend an. Nicht, dass ich es etwa bewusst hätte spannend machen wollen. Nein. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich die weiteren Mitglieder der neuen Leitung preisgeben sollte. Aber warum nicht. Früher oder später würden es die Angestellten ohnehin erfahren.
„Derek wird mir im Wesentlichen zur Hand gehen. Und Kevin.“
„Kevin?“
„Der Mann im Rollstuhl aus Deutschland.“
„Ahh“ Ja. Ich weiß. Er wird dann hier wohnen?“
„Vermutlich.“ Ich atmete kurz tief ein und blies die Luft hörbar wieder heraus. „Es ist so beschlossen worden und geplant. Nur hat Kevin vorher noch einige Personen von seinem Vorhaben zu überzeugen, was allerdings nicht leicht werden wird. Warten wir es ab.“
„Und was ist mit Gunnar?“
„Er wird weiterhin in der Firma meines Vaters arbeiten und in Stockholm, in unserem Apartment, wohnen bleiben. Wo ich sicherlich ebenso die Hälfte der Zeit verbringen werde. Die Andere allerdings, bin ich wieder hier im Zentrum.“
„Das ist gut. Freut mich echt! Dann können wir ja mal wieder schnacken.“ Sarah grinste mich an und im selben Augenblick kam Derek zur Tür herein und zu uns an den Tisch. Sarah stand auf. Grinste, winkte mir kurz noch einmal zu und ging. Derek setzte sich und gab mir einen wagen Kuss auf die Wange.
„Alles okay?“
 Ich nickte.
„Warst du schon bei Thomas?“
„Nein. Wir gehen dann gemeinsam zu ihm.“

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Ich hatte Wanja eine Nachricht zukommen lassen, dass es so allmählich an der Zeit wäre, die Angelegenheiten mit dem Zentrum zu regeln. Bisher noch keine Antwort.
In jedem Fall bin ich guter Hoffnung, dass er sich alsbald melden wird. Sprach er doch jüngst selbst davon, dass er mich zu treffen wünscht.

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Auf dem Weg zu Thomas, den ich mit Derek ging, traf ich unerwartet eine alte Bekannte und ehemalige Konkubine von Gunnar. Die genau genommen seit Juli diesen Jahres schlicht und einfach verschwunden war. LARA.
Sie kam Freude strahlend auf mich zu gelaufen, als sie mich sah. Umarmte mich wie eine Freundin und begann sich BEI MIR zu entschuldigen.
„Es tut mir leid, dass ich damals ohne Abschied gegangen bin.“ Sie erklärte sich und wandt sich, ohne wirklich zum Punkt zu kommen. Ich brach die Unterhaltung dann höflich ab. „Es tut mir leid Lara. Aber ich bin mit Thomas verabredet. Hat mich gefreut dich wieder zu sehen.“, was es eigentlich NICHT hatte. Aber gleichgültig! In jedem Fall würde ich Gunnar davon nichts berichten. Er würde es ohnehin früh genug erfahren. Wenn er es nicht schon wusste.
Unterdessen hatte ich Dereks Verlegenheit nicht bemerkt. Was mir NUN explizit an seinem Gesichtsausdruck auffiel.
Ich stutzte. „Was hast Du?“, fragte ich ihn.
Derek schnauft. Schien zu zögern.
„Rede bitte mit mir.“, forderte ich ihn auf.
„Weißt du, sie hat versucht mich anzumachen.“
Ich stand verdattert da und traute meinen Ohren nicht. „Was? Wie bitte? Sie hat.....?“
„Ja. Ich sagte ihr jedoch klipp und klar, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Was sie jedoch offensichtlich NICHT daran hindert damit fort zu fahren.“
Ich überlegte kurz. Sie konnte jedoch nicht wissen dass Derek demnächst der Chef des Zentrums sein würde. Unmöglich. Oder hatte sie es vornehmlich auf meine Männer abgesehen. Vielleicht eine merkwürdige Art von Stalking. Schließlich weiß man nie, was in den Köpfen mancher Leute so vorgeht!
„Du hast also nicht vor ihrem Drängen nachzugeben?“
Derek blieb stehen und sah mir mitten ins Gesicht. Er war ärgerlich. „Wie kommst du denn darauf! Selbstverständlich nicht. Ich liebe DICH Rea. Ich brauche keine andere Frau und will sie auch nicht!“
„Okay.“, beruhigte ich ihn.  „Nur finde ich es schon einigermaßen kurios, dass sie meinen Männern nachstellt.“
„Ja. Allerdings. Genau DAS fand ich auch.“
Derek hatte infolgedessen sofort kombiniert und erkannt, dass da etwas bei Lara neben der Spur zu laufen schien. Dass ihr Interesse an ihm offenkundig NICHT seiner Person, sondern doch eher ihm als einen meiner Männer galt. Was mich schmunzeln ließ. Er war also doch ein cleveres Bürschchen. Nichts anderes hätte ich von ihm erwartet!

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Es war schön Thomas wieder zu sehen! Jedoch wurde noch nichts Wesentliches geklärt oder festgelegt. Es ging ausschließlich um Oberflächlichkeiten. Um eine vages Gerüst dessen, wie wir die Angelegenheit der Übernahme zu tätigen gedachten. Denn die wichtigste Komponente fehlte schließlich noch. Wanja. Mit ihm steht und fällt alles. Selbstredend nehme ich keineswegs an, dass er sein Angebot zurückziehen wird. Das sähe ihm nicht ähnlich. Schließlich geht es hier nicht NUR um mich! Und Wanja selbst war und ist ein Ehrenmann.

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Anschließend kam ich mit Derek hier her in mein Haus.
Wir schmusten ein wenig und redeten miteinander. Ich skypte noch kurz mit Ian und schrieb.
„Bleibst du hier?“, fragte mich Derek dann.“
„Ja. Selbstverständlich.“
„Dann melde ich mich bei Ryan ab.“
„Tue das nur.“ Ich lächelte ihm zu, während ich die Tastatur malträtierte.
Einige Minuten später hörte ich Derek neben mir auflachen. Ich hielt inne und sah ihn fragend an. Er stellt sein Handy auf laut und sagte: „Ryan, Rea hört mit. Sag’ doch bitte noch einmal, was du mir gerade sagtest.“
„Oh! Rea! Hallo! Schön dass du wieder da bist. Ich sagte gerade zu Derek, dass ich ihm wohl besser jetzt frei gebe und seine Wünsche erfülle, wo er doch bald mein Chef sein wird.“
„AHHH! Woher weißt Du denn das?“ Ich war total überrascht! Es scheint sich wie ein Lauffeuer herum gesprochen zu haben. Von Sarah ausgehend. Innerhalb von zwei Stunden wissen es die meisten bereits, dass ich alsbald wieder die Chefin hier sein werde und Derek samt Kevin meine unmittelbaren Mitarbeiter.
Wir lachten alle drei herzlichst!



Donnerstag, 26. November 2015

Heimweh und Hoffnung



In diesen Augenblicken befinden wir uns bereits über Miami und auf der Rückreise nach Schweden. (Ich hasse es, so frühzeitig aufstehen zu müssen!)
Die gestrige, bescheidene Abschiedsfeier enthielt wenige Höhepunkte. Glücklicherweise gleichwohl nur wenig Alkohol, viel Frohsinn und einige Tanzeinlagen zum Zydeco. Wir waren noch einmal miteinander. Alle. Vor allem die Familie. Nicht Kate und nicht David. Sie hatten in dieser Runde ohnehin nichts zu suchen.
Ich tanzte, obwohl es für mich rasch ermüdend war, mit Gunnar, Marie und ein wenig mit Kevin, der in seinem Rollstuhl saß. Auch ER hatte große Freude an diesem letzten Abend mit uns allen. Kevin, Max und Matthias reisen einen Tag später als wir. WIR, bedeutet in diesem Fall natürlich Gunnar, ALEXA und ich. Es war sogar noch eine Suite für uns frei. (Eine Suite beinhaltet ein Wohn-, ein Schlaf- und ein Badezimmer/-raum. Und selbstverständlich einen eigenen Butler.)Darunter, wäre ich nicht gereist, auf so einem langen Flug. Komfort und Bequemlichkeit auf Reisen geht mir über alles. In jedem Fall bedeutete es keine Wartezeiten und einen separaten Eingang für uns. Wie angenehm! Alexa staunte nur so. Anscheinend hatte sie noch nie eine Suite in einem Flugzeug gesehen. Wenn sie allein reist, fliegt sie offensichtlich nur in der Econoy oder Pemuim Economy. Reist sie mit Gunnar, dann zumeist in der Bussines Class. Auf kürzeren Strecken, die nur einige Stunden andauern, buche ich selbstverständlich zumeist ebenso „J“. Oder gelegentlich sogar Premium Economy. Jedoch nur äußerst selten.
Nun, wir haben Glück. Das Bett ist groß genug für uns drei. Und erneut bin ich mit ihr unmittelbar konfrontiert (auf so geringem Raum). Aber ich hoffe auf Schweden. Auf unser eigenes Appartement und auf mein Haus im Zentrum. Dort wird es mir, ohne Alexa (!), besser gehen!

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Da Camille für mich nicht mehr verfügbar oder ansprechbar gewesen war, lasse ich dieses Vorhaben.....gehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat es mit meinem Plan, mit meiner Absicht zu tun. Ich denke, sie selbst will niemandem Schaden zufügen und mich davon abhalten, eben dieses zu tun. Womöglich finde ich in diesem speziellen Falle sogar (m)eine eigene Magie!
Andererseits wäre es denkbar, dass Gunnar seine Hände im Spiele hat. Was er mir selbstredend NICHT verrät. Hat er tatsächlich in meinem Kopf gestöbert, wusste/weiß er um meine Intension. Vielleicht hat GUNNAR selbst eine Art Zauber ausgesprochen, sodass ich Camille nicht traf. Oder es sogar mit ihr selbst besprochen. Denn, ich weiß,.....“Tue was immer du magst, jedoch schade niemandem!

- Troels rief mich gestern noch an und berichtete vom Geburtstag seines Bruders. Ich kenne Mads sehr und mag ihn auch.
- Selbstverständlich rief Derek ebenfalls an. Er ist glücklich gelandet und wartet nun auf mich. Wird jedoch in der Zwischenzeit bereits zu Thomes gehen, um sich vorab schon einmal mit ihm zu besprechen.
Was in dieser Angelegenheit mit Kevin wird, vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Selbstverständlich reist er zunächst nach Deutschland zurück. Wird dort Janina und seinen Sohn von seinen Plänen in Kenntnis setzen, und sie mit Gewissheit davon überzeugen müssen. Was mitnichten leicht sein wird. Denn Janina, so wie deren Mutter, hassen mich. Bezeichneten mich schließlich damals als Hure, Hexe und Mörderin.
- Ian meldete sich ebenfalls bei mir. Lud mich ein, zu einer seiner Live-Shows nach Berlin zu kommen. Ich denke noch darüber nach.
- Nichts von Wanja. Er schwelgt sicherlich im „Vaterglück“!



Mittwoch, 25. November 2015

Trotz alledem ein gut aussehender Mann mit Charme und Esprit



Es ist in der Tat nun für mich ein eigenartiges Gefühl ohne Derek. Ich hatte mich tatsächlich daran gewöhnt, dass er hier bei mir war. Andererseits war es eine ebenso diffizile Angelegenheit (mit drei Männern). Zu welcher Kevin gleichermaßen hinzukam.
Nur JETZT, da Derek fort ist, habe ich das Gefühl dem Status Quo mit Gunnar und Alexa ausgeliefert zu sein. Und ich bin mir nicht sicher, ob Kevin in diesem Fall eine wirklich große Hilfe für mich darstellt. Dennoch ist auch ER nicht mehr all zu lange Zeit für mich allein verfügbar. Seine Heimreise nach Deutschland steht gleichfalls kurz bevor. Und auch, wenn er späterhin im Zentrum ganz in meiner Nähe arbeiten wird, vermute ich doch, dass er NICHT allein zu uns kommt. In jedem Fall wird sein Sohn Vince bei ihm sein und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso Janina. Die Schwester seiner verstorbenen Frau, die sich offenkundig in letzter Zeit vermehrt um ihn „kümmerte“.
Daher dachte ich darüber nach, mich nun (fairer Weise) noch einmal vermehrt Kevin zuzuwenden. Anstatt mir, auf die letzten Tage hier in meinem Haus in Louisiana,(meinen Ehemann und seine Schlampe) ein Leben zu dritt anzutun.
Gleichwohl ich mich nach Gunnar über die Maßen sehnte, verbrachte ich nun meine Zeit mit Kevin. Wir spielen Karten, saßen mit dem Notebook auf der Veranda. Lachten, scherzten und ich half ihm, wo es mir möglich war. Trotz seiner Widerwilligkeit mich ihn unterstützen zu lassen. Es schien ihm peinlich zu sein. Was ich durchaus gut verstehen kann. Und auch wenn ich ihn anfänglich nur mit schwerem Herzen so verletzlich, so hilfebedürftig und für mich in ungewohnten und unsäglichem Zustand sehen, ertragen konnte, schienen sich meine Augen und mein Geist so allmählich an diesen Anblick, der mir zu Beginn sogar seelische Schmerzen bereitete und in manchen Situationen, zum Beispiel gerade, wenn wir gemeinsam zu Bett gehen wollten, fast abstoßend erschien, zu gewöhnen. Ich war sogar glücklich in diesen Stunden (!). Kevin war und ist nach wie vor ein gut aussehender, junger Mann mit viel Charme, Witz und Esprit.
Infolgedessen verbrachte ich die vorangegangene Nacht nicht, wie geplant oder gewünscht, mit Gunnar, sondern mit Kevin. Was ihn selbstredend in eine überaus angenehme, glückliche fast euphorische Hochstimmung versetze. Und mich, merkwürdiger und unerwarteter Weise, ebenso.

Nur am Morgen, als ich erwachte, hatte ich das dringliche Bedürfnis meinen Mann zu sehen, zu riechen, zu schmecken, „zu fühlen“. Aus diesem (verzehrenden!) Grund, ging ich, als ich gegen sieben aufgestanden war, um ins Bad zu gehen, nicht zu Kevin zurück, sondern stieg die Treppen nach oben, schlich mich in Alexas Zimmer, weil ich wusste, dass Gunnar mit ihr dort war, und legte mich zu ihm (ihnen) ins Bett. Kuschelte mich genüsslich an meinen Ehemann. Kralle mich förmlich an ihm fest und gedachte ihn nicht mehr los zu lassen. Gunnar lachte leiste und drückte mich fest an sich. Strich mir sanft mit seiner Hand an meinem Rücken entlang. Brummte leiste und in gleichem Maße wie ich zuvor und noch immer genießerisch vor sich hin.
„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich!“, intonierte er beinahe euphorisch. „Ich freue mich so, dass du doch noch gekommen bist. Ich sah es dir doch an, dass du dich nach mir sehntest. Warum hast du diesem Impuls nicht schon viel früher nachgegeben?“
Ich drückte mich noch einige Millimeter enger an Gunnars Körper und stöhnte vor Wohlbehagen auf. „Aber ich konnte doch nicht!“, suchte ich mich zu erklären.
„Ich weiß. Kevin.“, erwiderte Gunnar wissend und einfühlsam. „Du wolltest ihm noch einmal eine Freude bereiten. Ich verstehe das doch.“, sagte er voller Mitgefühl. Wa<s schon einigermaßen erstaunlich für mich war.
In der Zwischenzeit hatte Alexa mein Eindringen ebenso bemerkt. Sie öffnete verschlafen die Augen und sah mir mitten ins Gesicht. Nur vermochte ich dort keinen Unmut, keine Missgunst, keine Eifersucht und keinen Zorn zu entdecken. Nein. Sie lächelte mir sogar entgegen und schien mir freundlich zuzunicken.
Nein! Das konnte nicht sein! DAS war unmöglich!
Da wir nun alle drei wach waren, begann ein Gespräch, welches für mich eine schiere Unmöglichkeit darstellte. Gunnar hatte begonnen, mir Alexa als eine Freundin schmackhaft zu machen. So, wie er es bereits einige Male getan hatte. Überdies pries er ihren Langmut, ihren Altruismus und ihr Verständnis mir gegenüber an. Was mich doch ziemlich empörte. Alldieweil ich es nicht zu glauben vermochte, dass die (jeweilige) Konkubine meines Ehemannes mir freundlich gesinnt sein sollte. Und nicht nur das. Sie schien sogar mehr als bereit zu sein, meine Freundin zu werden. Zudem bekundete sie noch ihre Bereitschaft mich in jedweder Angelegenheit zu unterstützen, so gut sie es eben vermochte. WAS ich nun als selbstgefälliges Mitleid mit mir „kränklichen, gebrechlichen Frau“ deutete und erneut zornig auf sie wurde.
„Nein Rea! Sie spielt es nicht!2, setzte sich Gunnar verbal für sie ein.  „Sie mag dich und versteht dich.“
„Wie bitte? Die Hure meines Mannes versteht MICH? Warum ist sie dann noch hier?!“, begann ich zu tönen.
„Rea bitte!“ Gunnar hielt Alexa fest, sodass sie sich nicht wegdrehen, oder aufstehen konnte. Denn vermutlich hatte sie genau DAS gewollt. Was ich durchaus gut verstehen konnte (ob meiner offensichtlichen Beleidigung).
„Siehst du nicht, dass sie sich Mühe gibt. Sie will deine Feindin sein. Verstehst du das nicht?“
„DU willst DAS!“, griff ich nun mit anklagenden Worten nach meinen Ehemann.
„Ja. Selbstverständlich würde ich es gern sehen, wenn ihr euch vertragt. Das weißt du und ich habe es oft genug geäußert.“
„Das ist NICH möglich!“, intonierte ich weiter in gewohnt barscher Manier. „Wieso sprichst du eigentlich FÜR SIE? Hat sie keinen Mund zum reden Oder was?“, wurde ich noch zorniger.
„Rea. Du ignorierst sie doch beständig. Antwortest ihr nicht und beachtest sie nicht.“
„Was meinst du wohl, WAS ICH sonst tun soll, angesichts der Tatsache deiner ständig wechselnden Konkubinen. Ich erinnere dich gern an Lara. Ach werde doch ihre Freundin!“, höhnte ich. „Wenn ich diesem Wunsch jedes Mal nachgegeben hätte.....“ Der Atem ging mir aus. Ich keuchte fast. Mein herz raste.
„Beruhige dich doch Rea. Niemand nimmt mich dir weg. Seit Beginn unserer Beziehung war für Alexa klar, dass DU REA meine erste und einzige Ehefrau sein würdest, die ich über alles liebe. Und dass sich daran nicht ändern wird. Selbstverständlich liebe ich Alexa auch. Nur DU REA, bist mir stets das Wichtigste im Leben.“
„Und warum zeigst du mir das nicht?“ Meine Erregung legte sich nicht. Im Gegenteil. Ich erhitzte mich noch mehr.
Gunnar schüttelte leicht den Kopf.“ Das tue ich doch.“ Seine Augen sendeten einen flehenden Blick in meine Richtung aus.
„Ach, tatsächlich?! Indem du mich fortwährend, mit wem auch immer betrügst?!“
„Rea, ich bin nun einmal so. Das weißt du doch mittlerweile. Ich kann es nicht ändern. Auch wenn ich es versucht hatte. Ich bin, wie ich bin. Und es nutzt nichts und macht es eben sowenig besser, wenn wir ständig darüber streiten. Es tut uns allen nicht gut. Mir nicht und dir am aller Wenigsten. Verstehst du das.“ (Alexa hatte er beflissen in seiner Aufzählung ausgelassen.)
Ganz kurz ließ ich seine Worte auf mich wirken. In einem Punkt, hatte er zumindest Recht. Die ständigen Gefühle des Zorns und der Eigersucht taten mir nicht gut und gleichermaßen der Beziehung zu Gunnar nicht. Wie es Alexa dabei ging, war mir bisher mehr als gleichgültig gewesen. Aber nun hatten Gunnars Worte in mir Gedanken in eine andere Richtung angeregt, die mit mitnichten gefielen.
Alexa,.....meine Freundin? Niemals!
Am liebsten hätte ich geweint. Ich unterdrückte es jedoch. Alexa sollte keinerlei Schwäche von mir spüren. Basta! Ein leiser Schluchzer verließ trotz alledem meine Kehle und Gunnar fühlte intuitiv, wie ich litt.
„Mach’ es dir doch nicht so schwer mein Herz. Es ist doch nicht nötig.“
Ja. Vermutlich hatte er sogar Recht.
Ich ließ das Gesagte vorerst auf sich beruhen. Kuschelte noch eine Weile mit meinem Ehemann, was zu (verlegenen) Gesprächen über Intimitäten führte, die Gunnar doch überaus anredend fand. Was nun dazu führte, dass er sich behände über mich schwang und rasch mit seinen erigierten Penis in mich eindrang.
Es war ein durchschnittlich langes Ineinander, mit heftigen und weniger heftigen Stößen. Ich ermahnte meinen Ehemann sogar und hauchte leise: „Sanft...“ Gunnar kam meiner Bitte nach und glitt geschmeidiger, zarter und weicher in mich hinein, sodass ich tatsächlich aufstöhnte vor Vergnügen. Es war nicht nur, dass ich meinen Ehemann so nah bei mir fühlte. Nein. Er war endlich (!!!) wieder IN MIR! Ahhhhhh! Was für ein GENUSS!
Alexa war in der Zwischenzeit im Bad gewesen und kam zurück, kurz bevor wir beide zu Ende kamen und Gunnar in mir kam. Sie legte sich wieder zu uns ins Bett und als sich Gunnar nach einer langen Weile von mir herunter gerollte hatte und neben mir lag, schlug er Alexa vor: „Warum massierst du dann nicht noch ein bisschen meine Prostata. Du weißt schon wo.“, Er grinste sie verwegen dabei an. „Und lutschst mir dabei den Schwanz?“ Bei diesen Worten weiteten sich seine Augen und sein Blick nahm diese gewisse Lüsternheit an, welche Männern zu eigen ist, wenn sie die Erfüllung ihrer intimsten Wünsche erwarten.
Ich schlug Gunnar spielerisch empört mit meiner Hand auf den Bauch. Klatsch!
Er lachte. „Hey! Was hast du?“
„Sag’ nicht immer solch’ obszöne Dinge. Das gehört sich nicht.“
Er lachte erneut. „Sei doch nicht so prüde. Ich weiß, für viele Leute ist es immer noch ein Tab über Sex, seine Gefühle und Wünsche zu reden. Für mich eben nicht. Warum nicht einfach einmal darüber sprechen? Wir sind doch hier unter uns!“
Was konnte ICH jetzt noch sagen? Aus seiner Sicht mochte es sicher zutreffend sein. Nur MIR war solcherlei Diskussion noch immer fremd und unangenehm.
Gunnar ließ nicht nach. Nun wurde Alexa in das Gespräch mit einbezogen und ich war (teilweise) gezwungen mich mit ihr zu unterhalten. Auch SIE versicherte mir, wie Gunnar zuvor FÜR SIE, dass sie keinerlei Groll oder Missgunst gegen mich hegt.
Ich vermochte es nach wie vor nicht nachzuvollziehen, wie eine Konkubine die Frau ihres LIEBSTEN, so schlicht und einfach akzeptieren konnte, ohne ihr feindlich gesinnt zu sein.
Nun, ich dachte noch eine Weile lang darüber nach, stand dann auf und ging zurück zu Kevin. Ich hatte ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen. Wie hatte ich ihn nur einfach so allein liegen lassen können?
Als ich das Zimmer betrat, lag noch immer im Bett. Schlief jedoch nicht mehr. Döste vor sich hin. Ich entschuldigte mich beflissen.
„Wo warst du?“, fragte er (selbstverständlich!).
„Ich war kurz bei Gunnar und.....“, ich zögerte, weil es mir nach wie vor schwer fällt, ihren Namen auszusprechen, „Alexa.“
Kevin tat einen tiefen Atemzug. „O-k-a-y.“ Er schien sich nicht erklären zu können, was ich dort zu suchen haben könnte. Nun, ich hatte gleichwohl NICHT die Absicht es ihm zu erklären oder weiter auszuführen. Ich lenkte unser weiteres Gespräch auf andere Themen, die mir angenehmer waren. Und ihm offenkundig ebenso.

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Gäbe es Alexa nicht, wäre es für mich selbstverständlich keine Frage gewesen, WO und mit WEM ich meine Tage und Nächte verbringe. Aber es gibt sie! Unglücklicherweise! Was mich auf meinen ursprünglichen Gedanken zurückkommen ließ. Und zwar, noch einmal zu Camille zu gehen, bevor wir endgültig den Saat Louisiana verließen. Ungeachtet unseres Gespräches am heutigen Morgen. Vielleicht sollte Kevin mich ganz und gar begleiten. Es würde ihm sicherlich eine willkommene Abwechslung sein. Ob er allerdings das Verständnis und die Ernsthaftigkeit für eine Sache wie den Voodoo aufzubringen vermochte, bezweifelte ich stark.
Gleichgültig. Mein Entschluss stand fest, diese letzte Gelegenheit Camille aufzusuchen nicht verstreichen zu lassen.
Ich frage Kevin, ob er Lust hätte, mich zu etwas ganz Speziellen zu begleiten.
Seine Brauen zogen sich zusammen und sein Gesicht nahm einen zweifelnden und fragenden Gesichtausdruck an.
Ich lachte, alldieweil ich seine kapriziösen Gedanken erraten konnte. „Nein. Es ist nichts Unschickliches! Nichts Ruchloses oder Schmutziges.“
Kevin grinste „Schade.“

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Mein waghalsiges Unterfangen Camille mit Kevin aufzusuchen, um einen Weg zu finden Alexa samt ihren Balg loszuwerden, tarnte ich mit den Begriff „Shopping.
„Ich gehe mit Kevin in die Stadt, um Geschenke zu kaufen.“, sagte ich beschwingt und beinahe amüsiert zu Gunnar und Alexa, als wir uns anschickten zu gehen. Was Gunnar keineswegs misstrauisch stimmte. Denn er wusste um meine Freude in den Geschäften hier nach Außergewöhnlichem zu stöbern. Und da mich Kevin begleitete, schöpfte er keinerlei Verdacht. Und immer wieder schoben sich Gunnar Worte und meine eigenen Gedanken und Wahrnehmungen von Alexa in mein Hirn. Wie Nadelstiche. Gerade so, als hätte sie dort einer platziert. Eigenartig.
Marie hingegen, vermochte ich erstaunlicher Weise nicht zu täuschen. Sie kam uns hinterher und zischte mir verschwörerisch ins Ohr. „Sag’ Camille einen Gruß von mir.“ Sie grinste und zwinkerte mir zu. Denn sie wusste ganz genau, was meine Absicht war.
Wir waren gerade dabei den Wagen zu starten, als Alexa winkend aus dem Haus und auf uns zu gerannt kam. Sie rief irgendetwas. Gunnar war ihr gefolgt.
Widerwillig setzte ich den Gang zurück und wartete, bis sie den Wagen erreicht hatte.
„Nehmt ihr mich mit?“ Fragte sie aufgeregt. „Ich würde auch gern noch einige Geschenke kaufen.“
Hatte sie mir Gunnar geschickt, um mir nachzuspionieren?
Würde ich sie mitnehmen, wäre mein gesamtes Vorhaben zunichte gemacht.
Oder etwa doch nicht?
Blitz schnell rasten die Gedanken durch mein Hirn und wogen die eventuellen Möglichkeiten gegeneinander ab. Vielleicht könnte ich sie mit Kevin eine Weile allein lassen und doch zu Camille gehen?
Nun, unter den gegebenen Umständen blieb mir offensichtlich nichts anderes übrig.
Alexa stieg Freude strahlend in meinen Wagen ein und plauderte fortan wie ein Wasserfall, bis wir die Stadt und einen Parkplatz erreicht hatten.
Nun hieß es, sich davon zu stehlen. Nur WIE?
Genau genommen hätte ich Kevin vorher instruieren müssen. Es war NÖTIG, mit Kevin einige Augenblicke allein zu sein, damit ich ihm das wichtigste erklären konnte. Dazu war allerdings eine Gelegenheit von Nöten.

Es dauerte und dauerte. Sie hing an uns wie eine Klette. Mimte gefällig Die Freundin, die sie mir gern sein wollte und war offensichtlich glücklich darüber, mit uns/mir unterwegs zu sein. Was für sie vermutlich einem freundschaftlichen Entgegenkommen meinerseits gleich zu kommen schien.
Bildete sie sich jetzt etwas ein? Spiele sie das alles nur? Oder überwachte sie mich (auf Gunnars Geheiß oder nicht?) etwa ganz und gar?
Ich wurde aus ihr nicht schlau!
Nach der fünften Parfümerie und dem dritten Antiquitätengeschäft, wo sie mit Begeisterung vorgab (?) ebenso alles zu mögen, was mir so gefiel, ging mir so allmählich die Geduld aus. Es war mir nun schlicht und einfach gleichgültig. Ich winkte Kevin zu mir und wandt mich Alexa zu: „Du wirst uns bitte für einen Augenblick entschuldigen.“, sagte ich zu ihr.
Mit großen Augen und gefalteter Stirn sah sie mich ziemlich erstaunt an. Aber nickte dann und grins sich ein paar Meter weiter für eine Vase interessieren.
Ich atmete auf und winkte Kevin zu mir.
„Kevin, ich erwähnte bereits, dass ich eigentlich die Absicht hatte jemand ganz speziellen aufzusuchen. Nur mit IHR geht das nicht.“, flüsterte ich Kevin zu.
„Ich hatte mich schon gewundert. Dachte aber, dass ich vorerst besser darüber schweigen sollte, solange sie dabei ist.“
Phhhhuu! Kevin ist einfach unschlagbar! „Danke.“, sagte ich grinsend und er verstand.
„Soll ich sie beschäftigen?“ Er grinste.
„Das wäre mir lieb.“
„Okay.“

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In Windeseile rannte ich zum Wagen und fuhr zu Camille. Parkte direkt vor ihrem Haus. Riskierte einen Strafzettel. Was mir jedoch gleichgültig war. Hastete zur Tür und klingelte stürmisch.
Nichts.
Ich klingelte noch einmal und noch einmal. Klopfte wiederholt an die Tür und dann ans Fenster. Nichts rührte sich.
Verdammt! Ist sie tatsächlich nicht hier? Unmöglich! Sie musste doch wissen, fühlen, dass ich vor ihrer Haustür stand.
Womöglich hatte sie eine Sitzung und öffnete deshalb nicht.
Nun versuchte ich das kleine Tor zum hinteren Bereich des Hauses zu öffnen. Womöglich konnte ich durch die Hintertür zu Camille gelangen?
Alles war...,.verschlossen.
Ich holte mein iPhone aus der Tasche und rief sie an.
Es klingelte. Ich hörte es. Doch niemand nahm ab.
War sie tatsächlich nicht zu Hause. Dann war alles....umsonst.
Nach einer Weile des Wartens vor ihrem Haus gab ich auf. Stieg wieder in meinen Wagen und fuhr zurück zu Kevin und Alexa.
Sie waren mittlerweile im nächsten Geschäft. Kevin sah mich erwartungsvoll an. Mein gesenkter Blick und mein deprimierter Gesichtsausdruck sprachen Bände. Er verstand sofort. Alexa sah mich nur kurz mit zusammen gekniffenen Augen an und fragte mit einer so derartigen Unschuldigkeit, die ich ihr fast hätte glauben könne: „Wo warst du denn?“
„Ich wollte nur eine Bekannte treffen. Sie war jedoch nicht zu Hause.“
Offensichtlich genügte ihr meine Antwort, denn sie hatte bereits ihr nächstes Geschenk entdeckt, das sie kaufte.
Ich sah zu Kevin und schüttelte verhalten den Kopf. Er zuckte nur mit den Schultern und rollte weiter.

So kam ich unverrichteter Dinge recht frühzeitig nach Hause.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, in wie fern sie mit Gunnar über meinen Alleingang spricht. Oder, ob überhaupt. Was offensichtlich davon abhängig ist, ob sie Gunnar als Spionin wissentlich mit uns geschickt hatte, oder ob sie tatsächlich von sich aus darauf kam mit uns zu gehen, um etwas zu kaufen.
Träfe Ersteres zu, war sie eine unwiderlegbar eine ausgezeichnete Schauspielerin.
Träfe Zweiteres zu, hatte sie womöglich nur im Sinn shoppen zu gehen, zuzüglich mir näher zu kommen, um mit mir doch noch eine Freundschaft zu beginnen.
Nur vermochte ich es nach wie von NICHT zu glauben, dass......ich erwähnte es bereits.

Gunnar war hoch erfreut uns „beide“ wieder zu haben. Strahlte vor Freude. Umarmte uns beide nacheinander und ging mit uns ins Haus. Beladen mit meinen und Alexas Einkäufen.
Kevin wurden von Max und Matthias begrüßt, die offensichtlich seinem Rückruf gefolgt und nun wieder bei uns waren.
Gerade als wir die Stufen zum Haus nach oben gegangen waren, kamen Kate und David.
Marie war mit den Zwillingen, Henrik und Veronica Turner auf der Veranda und begrüßte uns ebenfalls. Ich zog eine verdrießliche Grimmasse in ihre Richtung und sie verstand. Ein wenig später hatte sie mich am Arm in die Küche gezogen und ein verschwörerischen Grinsen aufgesetzt. Was war? Erzähl’!“
Und während wird die Einkäufe verstauten, das Dinner einnahmen und am Abend zusammen saßen, erinnerte ich mich wieder und wieder an Gunnars Worte, als wären sie ein ewiges Mantra in meinem Kopf, dass Alexa doch NUR meine Freundin sein will........

Selbstredend verbrachte ich die Nacht bei Gunnar und....Alexa.
Obgleich ich Gunnar bat, diese Nacht mit mir allein zu verbringen, schien er von unserer gemeinsamen Zeit des miteinander Einkaufens so entzückt zu sein, dass er wohlwollend äußerte: „Ihr versteht euch doch ganz gut. Warum jetzt wieder gegen steuern?“
Steuern. Das Wort hallte in mir nach wie ein Echo. Steuern.
Aber natürlich! Es WAR Gunnars Idee, dass sie uns begleitet. Nur wusste ich nicht, in wie weit Alexa in Gunnars Pläne eingeweiht war. Oder ob sie tatsächlich NUR meine Freundin sein wollte.
Und genau genommen hatte ich es SATT, dass beinahe jede Mätresse von Gunnar NUR meine Freundin zu werden gedachte. Was mir ohnehin eigenartig erschien. War es nicht eigentlich so, dass die jeweiligen Affären eines Ehemannes die Ehefrau attackierte?
Erst jetzt bemerkte ich, dass Gunnar meine Gedanken durchforstete. Er lächelte.
„Du hast da etwas ganz Besonderes an dir und scheinst dir dessen nicht bewusst zu sein. Selbst, oder gerade die Kinder bemerken es. Nicht umsonst strecken sie immer ihre Ärmchen nach Tante Rea aus, sobald sie dich sehen. Auch wenn DU ihnen fortwährend aus dem Weg gehen magst.“
Wie jetzt? WAS sollte DAS denn? Und WAS wollte er mir damit sagen?
Ich schnaufte erschöpft. Warf ihm einen maliziösen Blick zu und antwortete nicht.
Und selbst des Nachts pochte es in meinen Schläfen......Alexa....meine Freundin?