Mittwoch, 21. Juni 2017

Ein „guter Freund“



Gunnar hatte mich, der Zeitverschiebung wegen, erst spät am gestrigen Abend angerufen.
„Schalte skype ein. Die Kinder wollen dich sehen.“, sagte er.
Natürlich sagte ich ihm NICHT, dass Sasha bei mir war und drehte die Kamera des Notebooks von ihm weg. Gunnar nahm sicherlich an, dass Derek bei mir war. Er fragte jedoch nicht danach. Es ging nur um die Kinder. Dann ebenso noch einmal kurz um Marie.
„Wärst du nur mitgekommen. Ich vermisse dich hier.“, sagte Gunnar mit einem liebevollen Blick zu mir. Und auch Marie ließ ähnliches verlauten. Was mich beinahe dazu brachte, meine Entscheidung zu bereuen.
Ich sprach dann noch mit Gunnar über den bevorstehenden Besuch bei meiner Naturtherapeutin, welcher IHM offenbar völlig entfallen war. Aber MIR ist er überaus wichtig!
Gunnar sprach weder Derek noch irgendeinen anderen Mann an. Was wohl bedeuten sollte, dass er sich nicht weiter darum sorgte  UND,…..tue was du willst…….Dachte ich so und hoffte es. Was hätte er dazu gesagt, wenn er gewusst hätte, dass Sasha bei mir ist?
Zuweilen dachte ich darüber nach, wie es wäre, WENN Derek jetzt bei mir ist. (Irgendwie vermisse ich ihn.)
Derek ist ein wirklich attraktiver Mann. Auch wenn er doch gelegentlich ein Playboy sein mag, ist er trotz alledem liebevoll, zärtlich, mitfühlend und ritterlich allemal. Ich liebe ihn tatsächlich. Dennoch, heiraten werde/könnte ich ihn vermutlich nicht. Mit Sasha scheint es mir ähnlich zu sein. ER ist NICHT mein Gesicht! Aber sonst überaus ansehnlich. Jedoch ein Jude. Was für mich ein Problem des Gewissens darstellt. Auch, wenn er mir gerne glauben machen möchte, dass ich zu ihnen gehöre, tue ich das nicht.
„Verliebe dich doch bitte so richtig in mich.“, (winselte) bat mich Sasha mit einem flehenden Hundeblick.
Er kann manchmal so albern sein. Lacht und scherzt sehr viel. „Warum bist du immer so ernst?“, fragt er mich dann.
Sasha bettelt am Abend um einen kurzen Augenblick Fellatio, dem ich ihm erstmalig gewährte. Ich hatte noch NIE vorher seinen Penis im Mund und ich hatte gleichwohl nicht vor, diese Erfahrung weiter auszudehnen. Es war tatsächlich nur ein kurzer Moment. Nicht dass ich es etwa eklig fände. Nein. Das ist es nicht. (Oder doch?) Ich mag dergleichen im Allgemeinen nicht.

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Natürlich hatten wir Sex am Abend. Am Morgen war keine Zeit dafür. Ich hatte um elf Uhr meinen Termin bei der Naturtherapeutin, zu welcher Sasha mich begleitete.
Zu meinem großen Erstaunen stellte sie fest, dass soweit alles in Ordnung ist. A-B-E-R……da war/ist dann doch etwas bedenkliches mit meinem Herzen. Sie rät mir dringlichst zu Weißdorn Tabletten oder Kapseln in hoher Konzentration. Vor einiger Zeit, wohl vor ein paar Wochen, als ich dieses zeitweilige Stechen in der Herzgegend bemerkte, es jedoch nicht weiter beachtet hatte, war da offenbar ein kleiner Infarkt. Göttin! Was taten mir diese Schulmediziner nur an, mit ihrer Chemo-Therapie?? „Frau Sølgård Blanc, sie MÜSSEN DOCH  eine GRUND-THERAPHIE machen!“, hatten sie zu mir gesagt. Sie MÜSSEN! Toll! Wirklich toll! Danke auch!
Genau aus diesem Grund meide ich diese Weißkittel nun doch besser, wo es nur geht!!! Und verlasse mich auf die Naturmedizin.
Nun gut, ich bausche das nicht weiter auf. Werde auch zu Gunnar nichts weiter darüber sagen. Soll er doch unbeschwert zu seiner Alexa reisen! Ich möchte mitnichten, dass er denkt, ich schiebe eine Kränklichkeit vor, um ihn zurück zu mir zu bringen. NIEMALS! Das habe ich nicht nötig! Punkt!
Mag sein, Sasha weiß es nun. Er war schließlich mit dabei. Aber egal.
Zumindest bin ich erleichtert, dass sich dieses Ding in meinem Hirn verflüchtig hat, was sie das letzte Mal, als ich bei ihr war,  gefunden und worüber ich mir die ganze Zeit über den Kopf zerbrochen hatte. Es war offenbar doch nur eine Ablagerung von der damaligen Quecksilber-Vergiftung gewesen, die ich hatte. Der Göttin sei Dank!!!
Sasha und ich waren noch essen und shoppen. Kamen erst kurz vor dem Dinner ins Zentrum zurück. Ich habe mir ein neues Fernsehgerät gegönnt, welches in den nächsten Tagen geliefert wird. Dabei brauche ich dieses Ding nicht wirklich oft. Aber egal.

Beim Dinner trafen wir auf Derek. Ich kam gerade mit Sasha herein und er wollte gerade mit seiner Mutter gehen.
„Ich würde gern kurz mit dir sprechen.“, sagte ich recht gebieterisch zu ihm und er folgte widerwillig. DAS sah ich ihm an. Zu Sasha sagte ich, er solle derweil bestellen.
Ich trat ein paar Schritte beiseite. Von seiner Mutter weg. Hatte ihn am Arm berührt und er schien jedoch noch immer böse auf mich zu sein. Ich entschuldigte mich in aller Form bei ihm. „Derek. Es tut mir so leid. Ich hatte kein Recht.“
Er schnaufte. Sagte kein Wort. Also dann doch ein wenig diplomatischer Frau Sølgård-Blanc. Dachte ich mir und begann mit dem WARUM meiner Verstimmung auf ihn. Derek versuchte mir dann zu erklären, dass er Rochelle nicht liebt, sondern mich.
„ICH liebe Sasha ebenso wenig. Jedoch DICH!“
Darauf wusste er nicht wirklich, was er erwidern sollte. Atmete nur schwer. Sah mich zweifelnd an.
„Was ist? Sehen wir uns heute Abend?“, fragte ich ihn und begann zu grinsen.
Derek zog die Brauen zusammen. Zweifelte. „Ich dachte du und dieser Jude…..“ Er sprach es nicht aus, was er  gleichwohl nicht brauchte. Ich wusste Bescheid.
„Sagte ich nicht eben gerade, dass ich ihn nicht liebe?“
„Aber du fickst mit ihm.“
„Und du mit Rochelle und deiner Fußballspielerin und wer weiß mit wem noch.“, zählte ich auf an Frauen, von denen ich wusste.
„Peaches habe ich schon lange nicht gesehen. Und mit Giselle schlafe ich nicht mehr. Ich glaube sie wird immer depressiver.“ Rochelle gab er zu. Andere nicht.
„Also WO ist das Problem?“
Derek lächelte schief, als könne er nicht glauben, was er da hört. „Ich dachte, er wohnt bei dir, solange Gunnar nicht im Zentrum ist?“
„Er wohnt doch nicht bei mir. Nein. Er besuchte mich gestern nur und begleitete mich heute zu meiner Naturtherapeutin. Nichts weiter.“
„Nun legte Derek den Kopf ein wenig schief und schüttelte mit dem Kopf. „Also die Zeit mit ihm zusammen in Israel wirkt nun doch nicht nach? Oder was?“
Nun schnaufte ich. „Ja. Ein wenig. Aber ich liebe ihn nicht. Ich liebe dich.“
Dereks Gesichtszüge wurden nun freundlicher. „Dann bin ich ja beruhigt. Und WAS bedeutet das jetzt?“
„Das wir weiterhin zusammen sein werden, wenn Gunnar nicht zugegen ist UND ich Sasha natürlich weiterhin als guter Freund begegne.“
Nun lachte er. „Dieser Kerl ist wohl etwas mehr als NUR ein guter Freund!“, warf er mir vor.
„Das mag sein. Zumindest derzeit UND gleichwohl aus einem bestimmten Grund,….den du kennst.“
Derek fuhr sich mit der Hand über den kahl rasierten Kopf und setzte eine bedenkliche Miene auf. „Heute?“, fragte er dann.
„Wieso? Hast du etwa schon etwas vor?“, fragte ich zurück. Ließ ihn jedoch ganz bewusst NICHTs erwidern, sondern setzte meinen beschwingten Redeschwall fort. „Na dann sehen wir uns Morgen wenn du magst.“ Am Donnerstag hatten wir uns schon immer getroffen. Man erinnere sich an den Donnerstags-Mann.
Hüstel, schnauf und räusper…..“Okay. Dann bis Morgen.“ Derek lächelte nun wieder. Phhhuu! Der Göttin sei Dank!!!
Nur gut, dass er nicht auf heute eingegangen war. WAS hätte ich dann mit Sasha tun sollen? Ihn raus werfen? Wohl eher nicht. Aber wenn ich Plätze verteilen sollte, WEN ich am meisten mag, läge Derek in jedem Fall VOR Sasha! Weil er einfach für mich der Attraktivere ist. Wenn auch etwas kleiner als Sasha. Aber Derek ist genau mein Gesicht. Und muskulös sind sie beide.
Ich hoffe nur, Dereks Mutter Magdalene agiert nun nicht wieder gegen mich. Wir werden sehen. So bleibt mir nun noch ein Abend und eine Nacht mit Sasha und genügend Zeit darüber nachzudenken, wie ich Sasha plausibel erklären kann, dass ich am Donnerstagabend keine Zeit für ihn habe. Wo er doch so sehr darauf vertraut. Es wird ein Schlag für ihn sein,….welchen er wegstecken MUSS und wird, wenn er mich liebt. In jedem Fall ist es NICHT meine Intension ihm zu sagen, dass ich mich mit Derek treffen werde. Wozu? Das Problem ist nur, er wird uns sehen.
Nun, bis dahin vergeht noch eine Weile Zeit.
JETZT werde ich noch einmal mit Gunnar skypen und den Zwillingen zu ihrem Ehrentag gratulieren.
Von den Sonnenwendfeierlichkeiten bekam ich heute nicht allzu viel mit. Aber ich sehe das Feuer von hier aus brennen. Das ist genug und vielleicht gehe ich/gehen wir dann, etwas später, doch noch einmal dorthin….wo das Feuer brennt……