Mittwoch, 7. Juni 2017

Tag drei meiner "Entführung" in ein fremdes Land



Vielleicht sollte ich es jetzt nicht mehr Entführung nennen. Obwohl es dies unzweifelhaft war. Dennoch scheine ich mich offenbar so la, la anzupassen. Mag sein, dass da noch immer Widerstand in mir ist. Aber Sasha be-herr-schte diesen fabelhaft.
Und er wurde/wird nun nicht mehr müde mir zu sagen, dass er mich liebt.
Nur ICH kann bisher nicht dasselbe für ihn empfinden. Ich will es nicht! Basta! Warum auch sollte ich das tun. Ich weigere mich strikt. Sowie ich mich ihm am Abend zuvor verweigert hatte. Zumindest zu Beginn. Allerdings hatte er in seinen Bemühungen nicht nachgelassen und mich letztendlich doch noch überredet es zuzulassen, in mich zu gehen.
Ich fühlte/fühle, dass in ihm Hoffnung keimt, dass auch ich mich in ihn verliebe. Er sagte, dass er es sich wünsche.
„Nein! Ich liebe dich nicht!“, schleuderte ich es ihm entgegen und im nächsten Augenblick wurde ich versöhnlicher. Ließ ihn erneut in mich eindringen, an diesen späten Freitagmorgen.
Er kam innerhalb von fünf Minuten und als wir gerade zu Ende gekommen waren, klopfte es an der Tür. Sasha stand auf und öffnete sie.
„Wir wollten uns nur vergewissern, dass es Rea wieder gut geht.“
Sorgten sie sich tatsächlich um mich? Oder doch eher um DAS, um was es eigentlich hier ging. Um ihr Ziel?
„Alles gut. Ich denke, wir gehen es heute ruhig an.“, hörte ich Sasha sagen.
„Gut. Wir sind dann unterwegs.“
Sasha kam zurück ins Bett. Legte seinen Arm unter meinen Kopf. Neigte den Seinen und sah zu mir herüber. „Magst du heute irgendwohin gehen? Etwas besichtigen?“
Oho! Man plant also nun site seeing, um mich fröhlicher, versöhnlicher zu stimmen. „Vielleicht später.“
Ich dreht mich noch einmal um und…..schlief…………………bis nachmittags halb fünf.
Sasha hatte mich schlafen lassen und als ich die Augen öffnete, war da eine Tasse Kaffee in seiner Hand, die er mir unter die Nase hielt.
„Ich habe uns Kaffee bestellt.“, sprach es, stellte die Tasse auf den Boden und schwang sich über mich.
„Nicht schon wieder Sex. Nicht jetzt. Ich glaube mich zu erinnern du sagtest, dass du nicht süchtig danach bist.“
„Aber nach dir.“
Oh…..
Nein. Wir hatten dann doch keinen Sex um diese Zeit. Ich stand auf. War einigermaßen ausgeruht.
„Jetzt ist es sicherlich zu spät, irgendwohin zu gehen.“
„Wenn du willst, fahren wir ein Stück. Du musst nicht laufen, wenn du nicht willst, oder kannst. Jetzt am Abend ist es ohnehin ein wenig kühler.“
„Das wäre gut. Aber genau genommen wäre es mir lieb, heute gänzlich hier im Hotelzimmer zu bleiben und auszuruhen.“
Sasha lächelte und nickte mir zu. „Okay. Kein Problem. Ich dachte es mir schon, dass du nach DEM Tag gestern mindestens einen Tag Ruhe brauchst.“
„Nun, dann hätten wir Zeit für eine etwas ausführlichere Unterhaltung, die bisher viel zu kurz gekommen ist. Wie kann es sein, dass man mich schlicht und einfach auf eine Reise schickt, ohne mich darauf vorzubereiten? Eine Unmöglichkeit. Vielleicht erklärst du mir das! Und das Ziel hätte ich ebenso gerne gewusst.“ Ich gedachte noch keine Pause einzulegen, um Sasha die Gelegenheit für Erklärungen zu geben. Nein. Ich fragte weiter. „Welche Rolle spielst DU nun genau in diesem Szenario? Und welche deine Eltern? Vor allem, WER steht hinter ihnen. Welchen Zweck dient das alles?“
„Einem Höheren.“
Hüstel. Räusper. Lach. „Wie? Einem HÖHEREN Zweck? Und IHR, oder wer auch immer dahinter steht, verpflichtet mich, zwangsweise, zu helfen? Dann ist euch noch nicht einmal klar, ob ICH die richtige bin? Göttin noch eins! WO in aller Welt bin ich da nur rein geraten?“
„Reg dich nicht wieder auf Rea. Du musst dich ausruhen.“
„Wofür? Für den nächsten Akt in dieser Höhle? Für die nächste Reise? Und vielleicht erklärst du mir endlich worum es dabei geht?“
Sasha begann über sich zu erzählen. „Ich hatte bereits gestern Abend begonnen dir zu erklären…….“
„Aber bitte die ausführliche Version.“, unterbracht ich ihn forsch, nachdem er noch nicht einmal den ersten Satz beendet hatte.
Er holte einmal tief Luft, sah mit einem zweifelnden Blick kurz zu mir herüber und sprach dann weiter. „……..dass es die klassische Episode war. Ich gestehe, dass ich mich NICHT zufällig um eine Stelle bei dir bewarb. Ich hatte einen Auftrag.“
„Ich wusste es!“, rief ich triumphierend aus. Ich wusste es! Ich wusste es! „War ich auffällig geworden für euch? In politischere oder magischer Hinsicht? Sag‘ mir die Wahrheit!“, schrie ich es fast aus mir heraus.
Sasha schnaufte. Und das gleich einige Male, was nun offenbar nicht wirklich etwas Gutes bedeute.
„Nun, nur so viel……dir ist sicherlich bekannt, oder bewusst, dass jeder Geheimdienst Suchmaschinen im Internet laufen lässt, wo es überwiegend um politische Dinge geht. Du bist vor allem wegen deiner strikten Antipathie dem muslimischen Glauben gegenüber auffällig geworden. Jedoch ebenso wegen Verdacht darauf, das Jüdische nicht zu mögen.“
„OHO! Wie das? Und solcher Verdacht wiegt natürlich schwer für euch.“, fuhr ich dazwischen.
„Ja. Natürlich.“ Sasha machte ein bedeutungsvolles Gesicht und nickte.
„WAS passt euch denn nicht in den Kram, worüber ich schriebe?“ Wut keimte erneut in mir auf. Ich fixierte seine Augen und aus ihnen sprühten Funken des Zorns. „Ist es nicht allgemein bekannt, WER unsere Welt tatsächlich reagiert?“
Sasha lachte. „Und du meinst, du weißt das?“
„Soweit es die menschliche Rasse betrifft, ja! Magisch arbeitende Geheimlogen, Geld und Macht gieriger Plutokraten, die bereits seit Jahrtausenden operieren und mit wer weiß wem paktieren. Sonst würden wir nicht diese Reise tun. Nicht wahr?“
Eine leicht anerkennende Mimik huschte über Sashas Gesicht. Allerdings war ich im Zweifel, ob es nicht eher Zynik war.
„Weißt DU es denn?“, fragte ich ihn schließlich.
Nun lachte er wieder. „Nein.“
„Nein? Und das ist alles? Und für WEN reisen wir dann? WER hat dir diesen Auftrag erteilt, das du mich kennenlernen solltest?“
„Rea, das lässt sich doch leicht denken.“
„Okay. Wie du meinst. Und offenbar darfst du darüber nicht weiter reden?“
„Nein.“
„Und welche Rolle spielen deine Eltern dabei.“
Er prustete die Luft laut aus sich heraus, was wohl bedeuten sollte, dass dies ebenso ein Tabuthema war.
„Darfst du mir überhaupt irgendetwas sagen? Weißt du es denn überhaupt selbst?“
„Was meine Eltern damit zu tun haben, weiß ich selbstverständlich. Aber darüber kann ich dir tatsächlich nicht viel sagen.“
Ich schüttelte mit dem Kopf. War fassungslos. „Und dann erwartet ihr, dass ich kooperiere? Was für eine Farce!“
Nun ließ ich ein wenig Stille einkehren, um in seinen Kopf einzudringen. Was ich fand, waren Gedankenfetzen, Bilder von Männern in Anzügen. Räume und Angstgefühle, die auf mächtige Leute, Institutionen schließen ließen, für die offenbar seine Eltern arbeiteten, oder von denen sie diesen Auftrag erhalten hatten, welchen sie an ihren Sohn weitergeleitet hatten. Alldieweil ER wohl eher dafür prädestiniert gewesen war, um mich gefügig zu machen.
Aber egal. Noch wichtiger war genau genommen, WAS ich denn nun tun sollte. Worüber man mich eigentlich hätte aufklären müssen……und dann traf mich eine Erkenntnis wie ein Blitz. Sasha war, wie Gunnar, Erik, Adam oder auch Camille und ich selbst in der Lage, auf diese Weise (mit mir) zu reisen. ER hatte ebenfalls diese besondere Gabe in sich entdeckt. Diese Anbindung an andere Welten. Konnte er etwa auch Gedanken lesen? Schoss es mir durch den Kopf. Denn er saß mir gegenüber und beobachtete mich.
Und WAS hatte das genau genommen mit diesem Königssohn und der Königinnentocher auf sich? Das verstand ich nicht. Wollte man uns zusammenführen? Aber sagte er nicht, es wäre zu Beginn NUR ein Auftrag gewesen? Meine Gedanken tanzten Mambo im Hirn. Es schien mir alles so verworren zu sein.
„Dann möchte ich dir somit schon einmal die erste Frage beantworten, indem ich JETZT beginne zu reden.“
WAS? WIE? WAS meinte er damit? Und dann verstand ich…….OHA! ER KONNTE….meine Gedanken lesen. So wie Gunnar und Erik auch. Was bedeutete, dass ihn jemand darauf hingewiesen und gelehrt haben muss. Nur zu welchem Zweck?
Er schnaufte. „Es ist für mich so schwierig etwas sagen zu wollen, was ich nicht sagen darf. Aber vielleicht erst mal dazu. Ja. Ich kann deine Gedanken lesen. Und ja, ich kann auch meine blockieren wenn ich nicht will, dass jemand in meinen Kopf hinein sieht.“
Ein erneutes Schnaufen von ihm. „Wer steckt dahinter und zu welchem Zweck?“, wiederholte er nun offenbar zur Sicherheit die Frage, welche ich vorhin noch dachte. Sasha kratze sich am Kopf und strich mit seinen Fingern mehrmals übers Kinn. Setzte eine Denkermimik auf. „Ich sage es einmal so. Politik und Magie arbeiten bei uns Hand in Hand.“ Nun fixierte ER meine Augen. „Und dein Auftrag ist, mit mir ein Tor zu öffnen, das von unserer Seite aus bisher für Menschen verschlossen war. Es ist nötig hindurch zu gehen und uns beide als Abgesandte der Erde, so zu sagen, vorzustellen. In jedem Fall haben wir Befugnis zu verhandeln.“
Nun stockte mir kurz der Atem. Dann stutzte ich. „BEFUGNIS??? WAS soll DAS denn bitteschön bedeuten? BEFUGNIS von WEM?“
Sasha biss sich auf die Lippe, was nichts anderes hieß, als dass er darüber wohl schweigen musste.
BEFUGNIS. Dieses Wort galoppierte durch mein Hirn und reizte mich. Es war so derart absurd! BEFUGNIS???
„Und WIE soll ich bitteschön durch dieses Tor gehen?“
„Ich weiß, das klingt alles ein wenig bizarr und unglaublich.“
„Nein. Tut es nicht.“, wurde ich nun sachlich-er und rabiat. “WER soll hinter diesem Tor denn sein? Und WAS sollen sie für EUCH tun? Denn ich vermag mir durchaus vorzustellen, dass ihr euren Vorteil sucht. Und DAS das Wohl der Menschen nicht wirklich viel damit zu tun hat. So wie bisher auch.“
Nun sah er mich staunend mit großen Augen an. „Wow! So in etwa.“
Aber dabei helfe ich euch mit Bestimmtheit nicht, hätte ich beinahe ausgesprochen, was mir auf der Zunge lag. Im letzten Bruchteil der Sekunde hielt ich die Luft an und dachte kurz darüber nach, dass ICH, WENN ICH diese Reise tat, der Sache eine Wende geben konnte, zugunsten aller Menschen.
Sasha lächelte. Oh verdammt! Verdammt. Er hatte meine Gedanken gelesen. Wie konnte ich nur so blöd sein und sie nicht blockieren?
„Also beabsichtigst du mit mir auf diese Reise zu gehen und mein Ursprungsziel zu unterminieren? Mich auszubooten? Das wird dir nicht gelingen.“, ließ Sasha nun als Bestätigung meiner Ahnung verlauten.
„Wozu braucht ihr mich überhaupt? Kannst du es, als Königssohn nicht alleine tun?“
„Nein. Meine Königin muss mit mir reisen. Um die dualen Kräfte auf diesen Planeten, die sich bedingen, zu repräsentieren.“
„Deine was?“, fragte ich entrüstet nach.
„Du hast schon verstanden.“
„Nun, wenn ich das jetzt richtig verstehe, nehmt ihr an, ICH gehöre zu euch und sei eine Königin. Und du ein König. Man denkt wir gehören zusammen und das man mich nicht zufällig entdeckte. Auch dein Auftrag war kein zufälliger. Man wollte uns zusammen bringen. Nicht nur, dass wir zusammen reisen und mit fremden Wesen verhandeln sollen, es soll in eurem Sinne sein. Und DAS soll ICH tun?“
„Ja.“
Ich lachte gerade heraus. „Das glaubst du doch wohl nicht wirklich. Deshalb diese Eile und Verschwiegenheit. Ich sollte nicht wissen wozu ich dorthin geschickt werde. DU solltest dann die Verhandlungen in eurem Sinne führen. Ich sollte nur das nette Beiwerk sein. Der Schlüssel, der das Tor für euch öffnet. Oh Göttin, seid ihr raffiniert! Was für ein ausgeklügelter Plan! Aber nun hast du alles verraten und wisst noch nicht einmal, ob ich die Richtige bin.“
„Du bist die Richtige. Ich weiß es.“
„An Zuversicht scheint es dir in der Tat nicht zu mangeln und welcher Königin soll ich eigentlich entstammen?“
„Man sagt du gehst auf die Königin Ishtar von Uruk zurück.“
„Oh Göttin! Wie lächerlich ist DAS denn? Ist Ishtar nicht eine Göttin? Wie kann ICH von einer Göttin abstammen? So ein Unsinn!“
„Sie war Göttin und Königin zugleich. Damals schien das wohl so zu sein. Könige und Königinnen erhoben sich in den Stand der Götter. Sie hatte viele Namen. Unter anderem auch Ashera oder Ester. Ishtar geht auf die Göttin Inanna zurück.“
Da konnte einer doch schwindelig werden.  „Unmöglich!“. rief ich aus.
„Warum nicht?“
„Ishtar wurde offenbar zum Mythos erklärt. Als hätte es sie und die Macht der Frauen nie gegeben, die SIE anscheinend noch repräsentiert. Die Frau als Souverän wurde unterminiert.“, nahm ich das matriarchale Thema auf.
Ein zweifelnder Blick und dann doch ein Nicken von ihm. „Kann sein.“
„Und wessen Königs Sohn bist du?“
„König Davids und auch er verliebte sich in eine verheiratete Frau.“, schob er gleich die Erklärung lächelnd hinterher.
„Begann er damit nicht eine eklatante Sünde? Bei all euren Regeln des bis zum heutigen Tag zu tiefst patriarchalen Glaubens- Konstruktes.“
„Ja. In der Tat. Aber er war auch ein Künstler. Ein Dichter und Musiker. Immer auf der Suche nach dem Schönen. Er war ein Symbol für die Freude am Lieben und Geliebt werden und die Leidenschaft.“
„Was geschah mit dem Ehemann dieser Frau?“
„Er musste sterben.“
„Oh! Und dann?“
„Und dann begann Davids innere Umkehr. Er soll allerdings bisexuell gewesen sein.“
„Ich hoffe DU nicht!“, platze ich heraus und dachte dabei an Gunnars Neigungen unter denen ich genug gelitten hatte bis zum heutigen Tag.
„Oh nein! Keine Angst. Ich fühle mich ausschließlich zu Frauen hingezogen.“
„Phhhhuuu!, rief ich aus. „Wie erleichternd!“
Erstaunlicher Weise fragte Sasha dann nach dem Matriarchat und ich erzählte ihm nun einiges über eine noch viel ältere und unser aller natürlichste Lebensweise und Kultur.
„In matriarchalen Kulturen war der Sex heilig, weil daraus Leben entstand!“, gab ich ihm zu verstehen in Anbetracht der heutigen patriarchalen Pervertierung von allem. Auch von Intimitäten zwischen den Geschlechtern.

Sasha erzählte mir noch einige jüdische Geschichten der alten Zeit, bis dann schließlich seine Eltern kamen und fragten, ob wir heute ebenfalls unterwegs gewesen wären.
„Nein. Rea hat sich ausgeruht.“, verteidigte er mich. Was ich doch recht liebenswert fand. „Ich dachte euch gesagt zu haben, dass sie nicht die Gesündeste ist.“
„Ja. Ich erinnere mich.“, antwortete nun sein Vater in einem etwas abfälligem Ton, wie ich fand. Und in diesem Augenblick platze mir der Kragen. Höflichkeit hin oder her. Es war mir gleich. Ich warf ihnen all das vor, was sie mir meiner Meinung nach angetan hatte und noch tun wollten.
„Du hast ihr doch nicht etwa alles erzählt?“, wandte sich nun Jakov an seinen Sohn, ohne MICH weiter zu beachten.
Dieser zuckte kapitulierend mit den Schultern. „Was hätte ich denn tun sollen? Sie hat gefragt. Und ich finde sie hat die Wahrheit verdient.“
„Junge, es geht hier um bedeutende Dinge und wir wissen noch nicht einmal, ob sie die Richtige ist.“
„Sie ist es. Glaube mir doch endlich, Vater.“
„Du willst, dass sie es ist, weil du dich in sie verliebt hast.“
Diese zwei Männer redeten über mich, als sei ich überhaupt nicht im Raum! Was für eine Unverfrorenheit, der ich Aufklärung folgen ließ über ihre durch und durch patriarchale Religion, die für Frauen noch nie etwas übrig hatte und sie zu Dienerinnen der Männer erzog. „Da schauten sich die Muslime offenbar etwas ab und optimierten es noch.“, rutschte es mir dann noch heraus und es war mir verdammt noch mal egal. Sie konnten ruhig wissen, WAS ich von ihrer so genannten Religion hielt. Von Religionen überhaupt.
Die Mutter Judith enthielt sich der Stimme. Kam jedoch nun auf mich zu, nahm mich etwas grob am Arm und zog mich von den beiden Männer weg. Ich riss mich los, lies sie schlicht und einfach stehen und ging zurück. Sasha übernahm nun das Verhandeln zwischen mir und ihnen.
Ich legte dar, dass ich alle Rechte hatte auf sie zornig zu sein.
„Beruhigt euch doch bitte alle. Das bringt niemanden weiter.“, fuhr Sasha erneut dazwischen und er hatte Recht. Ich hielt inne. Drehte ab und schnaufte durch. Dann ging ich wieder auf sie zu. Judith hatte sich mittlerweile wieder zu ihren Mann gesellt und stand an dessen Seite.
„Okay. Dann reden wir vernünftig. Aber ich will die Wahrheit hören. Sie müssen keine Geheimnisse ausplaudern. Sagen sie mir, was sie sagen können und informieren sie mich bitte darüber, was meine Aufgabe bei dieser Reise ist. Damit ich das nächste Mal vorbereitet bin und nicht wieder versage.“ Und nach meinem Verständnis bezog sich das nicht versagen darauf, etwas für die gesamte Menschheit und nicht nur für bestimmte Leute zu tun! Ob diesen Leuten das nun gefiel oder nicht war mir gleich. Hätten sie es selbst tun können, hätten sie mich sicherlich nicht gebraucht. Und womöglich war DAS nun der SINN des Ganzen Dramas! Dass ICH die Möglichkeit hatte, größeres Unheil von der Menschheit abzuwenden.
Wenn ich jedoch dieser Aufgabe tatsächlich gewachsen sein sollte, war es notwendig, mir noch einige Tage Ruhe und Vorbereitung zu gönnen. Die nahm ich mir schlicht und einfach! Basta!

Tja nun, WAS sagte mir der Vater von Sasha, was ich nicht bereits von seinem Sohn erfahren hatte. Das man nicht wirklich sicher sei, WAS das für Wesen seien. Wie man mit ihnen umzugehen und was man von ihnen zu erwarten hätte. Und nein, sie hätten nichts mit den Agamen zu tun. Mit denen waren sie offenbar verfeindet. Allerdings würde man sich Legenden erzählen, und DIE hätten schließlich immer einen wahren Kern, dass sie bereits seit Millionen von Jahren hier im Inneren der Erde leben würden. Usw…. usf…….
Meine Frage dann: „Wenn sie bereits HIER auf dieser Welt SIND, ist das Tor doch schon längst offen. Und ich vermag mir eben NICHT vorzustellen, dass kein anderer als ich dieses Tor zu ihnen öffnen kann. Möglicherwiese wurde es bewusst verschlossen. Vielleicht gedachten sich diese Wesen nur zu schützen vor ANDERER, die weniger friedfertig sind und Menschen, die mit denen paktieren.“
Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich zog die Brauen zusammen und sah einen nach dem anderen an. „Was ist? Wäre schließlich kein Wunder, wenn diese Wesen Menschen gegenüber misstrauisch sind. Denn nur die wenigen Mächtigen wissen über sie Bescheid, wie man sieht und genau DIE ziehen die Fäden und würden Menschen senden, um an deren Tor zu klopfen, so wie mich, die womöglich doch noch nicht die ganze Wahrheit darüber kennt, was ihr eigentliche Aufgabe ist. Ist es so? Oder nicht?“
Ich war der Spielchen, der Lügen sowas von leid! Und hatte einfach drauf los geredet……..und hörte nicht mehr auf…….
„Ihr erschuft, indem ihr Menschen zu Milliarden manipuliert, eine Welt, die aus einem Lügengerüst besteht, Matrix genannt, welche ihr um jeden Preis aufrechterhalten müsst, weil sonst eure Macht zerbrechen könnte. Und Hollywood ist eure bestätigungs-Fabrik. Ihr seid sogar so dreist, den Menschen zu zeigen, was wirklich ist. Damit ihr sehen könnt, wie sie reagieren. Ist doch alles nur sciense fiction. Oh nein! Man schaue genauer auf den Hintergrund. Aber selbst die Wenigen, die erkennen, werden von den Gehirn gewaschenen als Verschwörungstheoretiker und Verrückte verlacht. Am besten man streut noch ein paar zusätzliche Falschinformationen, um die Menschen gänzlich zu verwirren. So arbeitet man doch. Oder etwa nicht? Und DAS ist nur ein kurzer Abriss dessen, was es sonst noch so dazu zu sagen gibt.“
Ich hatte mich ein wenig in Rage geredet und man ließ mich auch. Niemand unterbrach mich. Keine Rechtfertigung. Keine Zwischenfragen. Sie saßen alle drei nur da und starrten mich an. Als ich mit meinem Plädoyer geendet hatte, tat man so, als hätte es nie stattgefunden. Man begann smal talk zu reden. Diese Leute waren in der Tat nicht aus der Fassung zu bringen. Eiskalt. (Auf derartige Situationen trainiert?) Alle beide Jakov und Judith. Jedoch Sasha ebenso. ER schien mir allerdings ein wenig unschlüssig zu sein. Sah immer zwischen seinen Eltern, die unbeweglich auf ihren Stühlen saßen, und mir hin und her. Schien etwas unruhig geworden zu sein. Glich sich jedoch dann seinen Eltern völlig an. Wechselte genauso das Thema. Antwortete nicht auf mein Plädoyer.
Oh Göttin, hilf! Im Grunde werde ich vollends OHNE zu wissen, durch dieses Spiegeltor gehen. Wer weiß, was mich dort erwartet und welchen Auftrag Sasha tatsächlich mit sich führt, wovon ICH (als Schlüssel) keine Ahnung habe. Oder man lässt uns erneut nicht ein. Was ohnehin das Beste wäre….für mich. Oder doch nicht?  
Es ist absurd. Es ist schlichtweg absurd. Ich könnte mich weigern. Das hätte jedoch kaum Sinn. Denn mir ist durchaus bewusst, dass sie, solange ich friedlich bin und gehorche, ebenso friedlich sind. Würde ich mich tatsächlich wiedersetzen, stöße ich umgehend auf Widerstand und man würde das Ziel JETZT, wo so viel Aufwand bestrieben wurde und man kurz vor der Vollendung steht, vehement und wie auch immer verfolgen. Mein Leben ist denen aller Wahrscheinlichkeit vollends egal. Ich wäre Kollateralschaden. Hauptsache, sie erreichen, was immer sie wollen. Das WIE ist ihnen gleich.
Okay. Mag sein, dass sich Sasha wirklich in mich verliebte. Dennoch weiß auch ER ganz genau, was hier wichtiger ist.
Was bedeutet….ich habe keine Wahl.
In jedem Fall wurde es erneut recht spät.


Fortsetzung folgt………………………………